Ralf Georg Czaplas Übersetzung und Kommentar zu "Herodes. Der Ölberg" von Andreas Gryphius

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als Begründer des deutschen Kunstdramas hat der schlesische Barockdichter Andreas Gryphius seinen festen Platz in der Literaturgeschichte. Neben Übersetzungen und Gedichten verfaßte er fünf Trauer- und fünf Lust-, Fest- und Singspiele, die er in den Dienst religiöser Unterweisung stellte, aber auch zur Vermittlung politischer Lehren nutzte. Gleichwohl ist es nicht das dramatische Werk, das den Beginn seines dichterischen Schaffens markiert. Angeregt durch den lateinischen Schulunterricht wandte sich Gryphius mit dem Bethlehemitischen Kindermord und dem Sterben des Herodes zunächst der Kindheitsgeschichte Jesu zu, der er in zwei lateinischen Epen dichterische Form gab. 1646 ließ er eine auf drei Bücher angelegte Darstellung der Passion Christi "Olivetum libri tres" folgen, die zwei Jahre später noch einmal in einer revidierten Fassung erschien. Mit der Edition des Marburger Germanisten Ralf Georg Czapla liegen die frühen lateinischen Epen des Andreas Gryphius nun zum ersten Mal seit mehr als 350 Jahren in einer zweisprachigen Studienausgabe vor. Czaplas Ausgabe bietet einen kritisch revidierten Text, der das sprachliche Kolorit des Barockzeitalters zu bewahren sucht, eine Prosaübersetzung sowie einen Sachkommentar, der den geistesgeschichtlichen, theologischen und literarischen Hintergrund dieser Dichtungen erläutert. In einem ausführlichen Nachwort nimmt der Herausgeber zur Gattungsfrage Stellung und ordnet die Texte einerseits in die Tradition der europäischen Bibeldichtung und andererseits in die Frömmigkeitsgeschichte des 17. Jahrhunderts ein.

Titelbild

Andreas Gryphius: Der Ölberg. Lateinische Epik.Hrsg.Ralf Czapla.
Weidler Buchverlag, Berlin 1999.
350 Seiten, 42,90 EUR.
ISBN-10: 3896931334

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