Zu dieser Ausgabe

Antisemitismus ist ein Thema, das seit den Skandalen um Jürgen Möllemann im Jahr 2002 und Martin Hohmann 2003 bis hin zum jüngsten Eklat um die NPD im Sächsischen Landtag und ihre Rede vom "Bomben-Holocaust" mittlerweile regelmäßig für Schlagzeilen sorgt. Ob solche Skandale einen zunehmenden Antisemitismus anzeigen oder ob die öffentlichen Reaktionen auf sie nicht eher als Zeichen für einen (noch) funktionierenden politischen Grundkonsens gewertet werden können, darüber sind die Meinungen geteilt.

Der Schwerpunkt der April-Ausgabe von literaturkritik.de widmet sich Literatur, die unterschiedlichste und kontrovers diskutierte Aspekte des Phänomens Antisemitismus bearbeitet: die Entwicklung des Antisemitismus in der Bundesrepublik, den Zusammenhang von Antisemitismus mit Antizionismus oder Nationalismus und die Frage nach einem 'deutschen Sonderweg'. Daneben geht es um Lebensbilder und Schriften jüdischer Deutscher, die unweigerlich mit Antisemitismus konfrontiert waren, deren Leben sich teilweise dramatisch veränderte, die sich aber auch kämpferisch damit auseinander setzten.

Darüber hinaus bietet die vorliegende Ausgabe Besprechungen von Titeln, die auf der Frühjahrsbuchmesse in Leipzig präsentiert wurden, und zahlreiche Rezensionen zu anderen literarischen und kulturwissenschaftlichen Neuerscheinungen.

Andrea Geier