Witze stemmen

Achim Greser und Heribert Lenz mit Witzen übers Lesen

Von Andrea PotzlerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Andrea Potzler

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Natürlich: Über Humor kann man streiten. Manche Menschen scheinen einfach an sich komisch zu sein und können andere aus dem Stand zum Lachen bringen, anderen fehlt diese Gabe gänzlich. Sie sind niemals lustig, und sie finden auch nichts lustig. Dazu ist es noch ziemlich schwierig zu attestieren, wer denn nun Humor besitzt und wer nicht. Für gewöhnlich bedeutet die Zuschreibung von Humorlosigkeit lediglich, dass die angesprochene Person eben nicht den eigenen Humor teilt. Dies erkennt man vornehmlich daran, dass das Gegenüber nicht über die von einem selbst gemachten Witze lacht. Was denn nun als lustig zu gelten hat, lässt sich vielleicht unter sehr guten Freunden festklopfen. Will man ein ganz allgemeines, für viele Menschen gültiges Urteil fällen, kommt man mächtig in Schwierigkeiten.

"Lesen? Das geht ein, zwei Jahre gut, dann bist du süchtig", ist ein Buch, das den Streit, ob die dargestellten Bildwitze denn nun komisch sind oder nicht, im Freundes- und Bekanntenkreis erst gar nicht entfachen dürfte, da das Urteil vermutlich einhellig wäre: Sie sind es nicht. Eher wird sich eine gewisse Betroffenheit über so viel Unspaßigkeit breit machen.

Achim Greser und Heribert Lenz arbeiten schon seit vielen Jahren zusammen für die "F.A.Z.", "Titanic" und den "Stern". Das Interview von Klaus Bittermann am Ende des Buches lässt die beiden ihre Lebens- und vor allem Arbeitsgeschichten erzählen. Gegen Ende lautet die Frage "Und mittlerweile seid Ihr unumstritten?" Woraufhin Greser antwortet: "Ja, davon sind wir mittlerweile überzeugt."

Auch Gerhard Henschel preist das Duo in seinen einleitenden Worten mit dem fragwürdigen Sechszeiler:

"Trip-Top, Tinte, Tusche, Tesa,
das benutzt Herr Achim Greser.
Kuli, Füller, Feder, Flens,
das gebraucht Herr Ibert Lenz.
Vorschub leisten alle beide
allgemeiner Schadenfreude."

Was Henschel etwas holprig verspricht, passt genau zu dem Büchlein. Es ist ein wenig bemüht. Dargestellt sind Figuren, die mit schwarzen Tuschekonturen versehen und mit Aquarellfarben ausgemalt sind. Meist haben sie einen eher mürrischen Gesichtsausdruck und in Sprechblasen stehen Dinge wie: "Ich komme gleich Käptn! Will nur noch das Kapitel zu Ende lesen." auf einem sinkenden Schiff. Oder auch "Meister, für den Transport von dem Effenberg-Kram verlange ich Schmutzzulage", während man im Bild einen Gabelstaplerfahrer sehen kann. All das ist schon nett gemacht, die Figuren haben Charakter, die Bildkomposition ist ansprechend, die Details sind weder zu viel noch zu wenig, und die Farben sind gut gewählt. Jedoch wird der Witz oft ähnlich gestemmt wie der Bücherstapel eines Gewichthebers mit hochrotem Kopf in einem der Kalauer. Humor ist eben doch eine umstrittene Sache.

Titelbild

Heribert Lenz / Achim Greser: Lesen? Das geht ein, zwei Jahre gut, dann bist du süchtig. Witze über Lesen und Lesen lassen.
edition TIAMAT, Berlin 2004.
72 Seiten, 15,00 EUR.
ISBN-10: 3893200800

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