Nachschlag? - Ja, gerne!

Die Literaturzeitschrift "BELLA triste" macht tapfer weiter Hunger auf junge deutsche Literatur

Von Oliver HaukeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Oliver Hauke

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Gleich zu Beginn des Editorials wird einem klar, dass "BELLA", die triste, wohl dem Cäsarenwahn anheim gefallen sein muss. Spricht sie doch von sich in der dritten Person. Nun gut, vielleicht war's ja nur der Versuch, die Zeitschrift einmal größer und bekannter zu imaginieren, als sie es tatsächlich immer noch ist.

Die Redaktion, die hier natürlich in dieser mädchenhaften Verkleidung zu uns spricht, hält sich jedoch ansonsten stark zurück. Lieber lässt sie ihre jungen deutschen AutorInnen mit teils düster-wortkarger, teils angenehm synapsenzerschalteter Literatur zu Wort kommen.

Also munter und wagemutig die Zeitschrift aufgeschlagen und einfach drauflos gelesen! Sobald man durch den Uferschlamm des Editorials gewatet ist, zieht einen die erste Leseprobe schon gleich mit hinaus auf das kristallklare Meer erfrischender Schreiber-Eigensinnigkeit.

"Aha!?", denkt man sich da, grübelnd über dieses kleine, kitzelnde Glücksgefühl im Kopf. Offensichtlich geht das Konzept also auf: Man wird sogar gleich neugierig auf die nächste Ausgabe. Nicht, dass jeder Beitrag gleichermaßen den Nerv eines jeden Lesers treffen dürfte. Aber darum geht es auch nicht: Die Vielfalt ist es, es sind die neuen Erzählansätze - oder zumindest einfach selten gelesene. Es ist die Lust an der dargebotenen Spielerei mit Sprache; an Texten, die die Worte zerhäckseln und so ganz neue Bilder auf die Hirnrinde malen. Das beeindruckt und macht schlichtweg Freude!

Wer mehr zu den Herausgebern und ihrer Mission erfahren will, besuche die redaktionelle Website: Die Redaktion hat Ihren Sitz in Hildesheim und wenig Geld - leider das häufige Los junger Autoren und Publizisten in Deutschland. Sie sind Kämpfer für die Sache, also: das Schlagen von "Schneisen in den Urwald der jüngsten Gegenwartsliteratur" - so steht's hier zu lesen.

Gut, man denkt vielleicht kurz, dass es besser wäre, Fremdwörter wie "renommiert" kurz nachzuschlagen, wenn man sie im Online-Medium benutzt. Und sich bei der Lesungsreihe "acapella" oder "acappella" auf eine Schreibweise zu beschränken, möglichst auf die letztere, richtige. So viel Text ist es ja gar nicht. Man fragt sich unter Umständen dann doch auch, warum man dort so viel zum Cover-Püppchen BELLA schreibt, wie sie guckt und warum wohl.

Andererseits sind das Kritteleien, die am Gesamtbild der Unternehmung nicht zu kratzen vermögen. Wie schön, dass die eigentliche Zeitschrift ohne viel umrankendes Wortgeklingel auskommt und schlicht - begeistert. Weiter so!


Kein Bild

BELLA TRISTE vierzehn. Zeitschrift für junge Literatur Frühjahr 2006.
Bella Triste, Hildesheim 2006.
72 Seiten, 4,00 EUR.
ISSN: 16181727

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch