Einleitung

b) Alter und Jugend, Väter und Söhne

Der Expressionismus als eine literarische Jugendbewegung, die sich selbst in der Tradition des Sturm und Drang und des Jungen Deutschland sieht, steht mit seiner Hochwertung der Ju­gendlichkeit[1] und dem intensiven Interesse an Autoritäts‑ und Generationenkonflikten[2] in bewußtseinsgeschichtlichen Zusammenhängen, die für die Jahrhundertwende charakteri­stisch sind. Wandervogelbewegung und Jugendstil erscheinen der kulturrevolutionären Intelli­genz um 1910 jedoch schon völlig verbürgerlicht und dringend regenerationsbedürftig. Das zeigt E. Mühsams Polemik gegen die vielgelesene Münchener Zeitschrift Jugend (Dok. 39), aber auch die Phaseneinteilung der Jugendbewegung von G. Gretor (Dok. 44).[3] Mit der vor allem während des Krieges in sich gespaltenen Jugendbewegung[4] konnte man sich im Umkreis des Expressionismus, wie der informative Aufsatz von G. Gretor deutlich macht, nur zum Teil iden­tifizieren. So wichtige Programmatiker der Jugendbewegung wie Hans Blüher und Gustav Wy­neken sind zwar nach Kriegsbeginn von K. Hillers Aktivistenkreis[5], nicht jedoch von F. Pfemferts Aktionskreis[6] akzeptiert.