Spottlied über Babel

Spottlied über Babel

(Jesaja XLVII)

Steig herab vom Thron, setz dich in Staub, Jungfrau Babel,
Hock auf der Erde, Chaldäertochter!
Fortan nennt man dich nicht mehr die Zarte die Feine.

Nimm die Mühle und mahle Mehl[1], leg ab den Schleier,
raff die Schleppe, entblöße die Schenkel, wate durch Flüße[2],
daß sich entblößt deine Scham und man sieht deine Schande!

Fortan nennt man dich nicht mehr Herrin der Reiche.

Ich zürnte meinem Volke, entweihte mein Eigentum,
gab es dir preis; nicht zeigtest du ihm Erbarmen,
selbst auf dem Greise lastete schwer dein Joch.

Du meintest: Ewig werde ich Herrin sein! dachtest nie ans Ende.

Doch nun wird Unheil über dich kommen – nicht kannst du es bannen,
Verderben dich treffen – nicht kannst dus beschwören.

Umsonst all deine Sprüche und Zauberein!

Deine Ratgeber, die nach den Sternen schaun,
sind wie Stoppeln, die Feuer verzehrt;
sie retten ihr eigenes Leben nicht aus der Flamme Gewalt.

Erklärungen

[1] Die niedrigste und härteste Sklavenarbeit.

[2] Auf dem Marsch in die Gefangenschaft.