Nebukadnezars Überhebung und Demütigung

Nebukadnezars Überhebung und Demütigung

(Daniel III 31) Erlaß König Nebukadnezar an alle Völker Nationen und Zungen auf der ganzen Erde. Möge es euch wohlgehn! (32) Es hat mir beliebt die Zeichen und Wunder zu verkünden die der höchste Gott an mir getan hat.

(IV 1) Ich Nebukadnezar lebte sorgenfrei und glücklich in meinem Palaste. (2) Da hatte ich einen Traum der mich erschreckte. (3) Ich ließ alle Weisen Babels vor mich führen, damit sie mir kundtäten was der Traum bedeute. (4) Aber sie konnten es nicht; (5) bis zuletzt Daniel vor mir erschien, in dem der Geist der heiligen Götter ist. Ich erzählte ihm den Traum: (7) Ein Baum stand mitten auf der Erde, der war sehr hoch. (8) Er wurde immer höher und mächtiger, bis sein Wipfel den Himmel berührte und er sichtbar war bis ans Ende der Erde. (9) Schön war sein Laub, reich seine Frucht, Nahrung für alle. Die Tiere des Feldes lagerten in seinem Schatten, die Vögel des Himmels nisteten in seinen Zweigen. (10) Da stieg ein heiliger Wächter[1] vom Himmel herab, (11) der rief: Haut um den Baum, schneidet ab seine Zweige, zerstreut seine Früchte! (13) Sein Menschenherz werde ihm genommen, ein Tierherz ihm gegeben für sieben Zeiten[2]! (14) Dies ist der Beschluß der Wächter, der Spruch der Heiligen[3], damit die Lebenden erkennen daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und es gibt wem er will. (15) Das ist der Traum den ich gehabt; du aber Daniel sag mir was er bedeutet! denn alle Weisen meines Reiches haben es nicht gekonnt.

(16) Daniel blieb einen Augenblick stumm, denn er war sehr erschrocken; dann sprach er: Herr, der Traum komme über deine Feinde! (17) Der Baum den du gesehn (19) bist du König, der du so groß und stark geworden bis, daß deine Größe bis an den Himmel reicht und deine Herrschaft bis ans Ende der Erde. (22) Aber nun wird man dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen, bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein, Gras wird man dir wie den Rindern zu fressen geben, und sieben Zeiten werden über dich dahingehn, bis du erkennst daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und es gibt wem er will. (24) Darum König laß dir meinen Rat gefallen: sühne deine Sünden durch Gerechtigkeit, deine Schuld durch Barmherzigkeit gegen die Elenden!

(25) Dies alles ging an mir in Erfüllung. (26) Als ich mich nämlich zwölf Monate später auf meinem königlichen Palaste zu Babel erging (27) und prahlte dies ist das große Babel, das ich durch meine gewaltige Macht und zum Ruhme meiner Majestät mir als Herrschersitz erbaut habe! (28) da – ich hatte noch nicht ausgeredet – erscholl eine Stimme vom Himmel: König Nebukadnezar, das Königtum ist von dir genommen; (29) man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen, bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein, Gras wird man dir wie den Rindern zu fressen geben, und sieben Zeiten werden über dich dahingehn, bis du erkennst daß der Höchste Gewalt hat über menschliches Königtum und es gibt wem er will. (30) Zur selben Stunde noch ging das Wort an mir in Erfüllung: ich wurde aus der Gesellschaft der Menschen ausgestoßen, fraß Gras wie die Rinder, und mein Leib wurde benetzt vom Tau des Himmels, bis mein Haar lang war wie Adlerfedern, meine Nägel wie Vogelkrallen. (31) Als ich aber am Ende dieser Tage meine Augen zum Himmel erhob, kam mein Verstand wieder; und ich pries den Ewigen, dessen Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. (33) Jetzt suchten mich meine Räte und meine Großen auf; ich wurde wieder über mein Reich gesetzt, und größre Macht als zuvor wurde mir gegeben. (34) Nun lobe und preise ich den König des Himmels; denn all sein Tun ist Wahrheit, sein Walten gerecht, und die Stolzen vermag er zu demütigen.[4]

Erklärungen

[1] Engel.

[2] Jahre.

[3] Wächter, Engel.

[4] So wie Nebukadnezar wird eines Tages auch Antiochos Epifanes dem Gott Israels die Ehre geben müssen.