Pompejus erobert Jerusalem, ordnet die Verwaltung Judäas und kehrt mit Aristobul nach Rom zurück

Pompejus erobert Jerusalem, ordnet die Verwaltung Judäas und kehrt mit Aristobul nach Rom zurück

In der Stadt konnte man sich über das, was zu tun sei, nicht einigen. Die eine Partei hielt dafür, man solle dem Pompejus die Stadt übergeben, während Aristobuls Anhänger verlangten, man solle die Tore schließen und sich zum Kampfe rüsten. Die letzteren besetzten den Tempelberg nebst der Brücke, die ihn mit der Stadt verband, und bereiteten sich auf eine Belagerung vor; die andern dagegen öffneten dem römischen Heere die Tore. Pompejus ließ nun durch seinen Legaten Piso Stadt und Königspalast besetzen und die ganze Umgebung des Tempels mit einer Mauer abschließen, wobei Hyrkan eifrig Hilfe leistete. Dann bezog Pompejus an der Nordseite des Tempels ein Lager, wo dieser am leichtesten anzugreifen war, und ließ quer durch den Tempelgraben mit den in der Nähe stehnden Bäumen einen Damm bauen. Infolge der Gegenwehr der Juden wäre er mit diesem Bau wohl nicht zu Ende gekommen, wenn er nicht die Sabbate dafür verwendet hätte; an diesen Tagen dürfen nämlich die Juden nach ihrem Gesetz zwar feindliche Angriffe abwehren, aber nicht anderen feindlichen Unternehmen entgegentreten. Nach Vollendung des Dammes überschütteten Schleudermaschinen den Tempelberg mit Steingeschossen, und wurden Widder[1] herangerollt, die bald den höchsten Turm zum Einsturz brachten. (4) Durch die Bresche drangen die Römer ein und metzelten alle Juden nieder, soweit diese sich nicht selbst den Tod gaben. (3) Wie sehr wir uns übrigens der Verehrung Gottes und der Beobachtung der Gesetze befleißigen, kann man daraus ersehen, daß die Priester während der Belagerung sich nicht durch Furcht abhalten ließen, die Opfer darzubringen; vielmehr zweimal täglich, frühmorgens als auch um die neunte Stunde, auf dem Altar opferten. Und sogar, als jetzt im dritten Monat der Belagerung, der Tempelberg eingenommen wurde und die Feinde alle darauf Befindlichen niedermachten, ließen sich die Priester bei ihrem Opferdienst nicht im geringsten stören, sondern wollten lieber das Unvermeidliche an den Altären selbst erdulden als eine Vorschrift des Gesetzes übertreten. (4) Der Tempel selbst wurde übrigens sehr entweiht; denn Pompejus drang mit mehreren Begleitern in das Innere ein und sah was kein Sterblicher außer dem Hohenpriester sehen durfte. Doch rührte er, obwohl da der goldene Tisch, der heilige Leuchter, die Opferkannen, eine Menge wohlriechender Gewürze und außerdem in den Schatzkammern gegen 2000 Talente heiliger Gelder sich befanden, aus Frömmigkeit nichts davon an. Auch befahl er am nächsten Tage den Tempeldienern, das Heiligtum zu reinigen, und ließ Gott die vom Gesetz vorgeschriebenen Opfer darbringen. Dann ernannte er Hyrkan wieder zum Hohenpriester, weil er ihm wertvolle Dienste geleistet hatte. Die Urheber des Krieges aber ließ er mit dem Beil hinrichten. Jerusalem machte er den Römern zinspflichtig und beschränkte das vorher so mächtige jüdische Volk auf sein eigentliches Gebiet, indem er viele Städte, die die Juden in ihre Gewalt gebracht hatten, diesen wieder wegnahm, sie ihren früheren Bewohnern zurückgab und sie der Provinz Syrien zuteilte. Außerdem trieben die Römer von uns in kurzer Zeit eine Kriegssteuer von mehr als 10.000 Talenten ein. Dann brach Pompejus auf, um möglichst bald nach Rom zu kommen. Dorthin nahm er auch Aristobul und dessen Kinder als Kriegsgefangene mit.

Erklärungen

[1] Mit eisernem Widderkopf versehener Rammbalken.