Erscheinungen des Gekreuzigten. Anfänge der Urgemeinde Jerusalem

JUDENCHRISTENTUM UND HEIDENCHRISTENTUM BIS ZUM AUSBRUCH DES JÜDISCH-RÖMISCHEN KRIEGES

(Apostelgeschichte Paulusbriefe)[1]

Erscheinungen des Gekreuzigten. Anfänge der Urgemeinde Jerusalem

(Apg II 1) Als das Pfingstfest gekommen war, waren sie alle[2] zusammen. (2) Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie das eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus wo sie saßen. (3) Und sie sahen feurige Zungen, die sich teilten und sich auf jeden von ihnen niederließen. (4) Da wurden sie alle von heiligem Geiste erfüllt[3] und begannen in anderen Zungen zu reden, so wie ihnen der Geist eingab zu sprechen. (5) Es wohnten aber in Jerusalem fromme Juden aus jedem Volk unter dem Himmel. (6) Auf das Brausen hin strömten sie in Menge zusammen und wussten nicht was sie dazu sagen sollten; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. (7) Außer sich vor Staunen sagten sie: „Sind denn nicht alle, die da reden, aus Galiläa? (8) Wie hören wir sie nun jeder in seiner Muttersprache reden? (9) Parther, Meder und Elamiten, Männer aus Mesopotamien, Palästina und Kappadocien, Pontus und Asien[4], (10) Frygien und Pamfylien, Ägypten und dem Cyrenischen Libyen, sowie Zugereiste aus Rom, (11) Juden und Proselyten, Kreter und Araber,[5] wir alle hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.“ (12) So waren alle außer sich du ratlos und fragten einer den andern: „Was hat das zu bedeuten?“ (13) Andre aber spotteten: „Sie sind voll süßen Weins.“[6]

(14) Da trat Petrus auf mit den Elfen[7], erhob seine Stimme und sprach: Ihr jüdischen Männer und alle Bewohner Jerusalems, hört mich an! (15) Diese sind nicht trunken, wie ihr meint; es ist ja doch erst die dritte Stunde des Tages. (16) Sondern dies ists, was durch den Profeten Joel gesagt ist: (17) ‚In den letzten Tagen, spricht Gott, will ich von meinem Geist ausgießen über alles Fleisch; dann werden eure Söhne und Töchter weissagen.‘ (22) Jesus von Nazaret, einen Mann, den Gott unter euch durch Taten Wunder und Zeichen beglaubigt hatte, (23) diesen Jesus habt ihr durch der Heiden Hand ans Kreuz geschlagen und getötet, nachdem Gottes schon zuvor beschlossen und bestimmt hatte, ihn in eure Hand zu geben. (24) Aber Gott hat die Bande des Todes gelöst und ihn auferweckt. (25) Sagt doch Dawid von ihm: (26) ‚Mein Fleisch wird auf Hoffnung ruhen; (27) denn du wirst meine Seele nicht in der Unterwelt lassen und nicht zugeben daß dein Heiliger die Verwesung schaue.‘[8] (29) Nun, unser Ahnherr Dawid ist gestorben und begraben, und sein Grab ist noch heute bei uns. (30) Da er aber ein Profet war und wußte daß Gott ihm eidlich zugesagt hatte, er werde eine Frucht seiner Lende auf seinen Thron setzen, (31) so hat er, die Auferstehung des Messias voraussehend, gesagt, dieser werde nicht in der Unterwelt gelassen werden und sein Fleisch nicht die Verwesung schauen. (32) Daß Gott diesen Jesus auferweckt hat, dafür sind wir alle Zeugen. (33) Und jetzt ist er zur Rechten Gottes erhöht, (34) wie Dawid sagt: ‚Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setz dich zu meiner Rechten, (35) bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache!‘[9] (36) So erkenne denn ganz Israel mit Sicherheit, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Messias gemacht hat!“[10]

(37) Als sie das hörten, ging es ihnen durchs Herz; und sie fragten Petrus und die übrigen Apostel: „Was sollen wir tun, Brüder?“ (38) Petrus antwortete: „Tut Buße und laßt euch taufen auf den Namen Jesu des Messias[11] zur Vergebung eurer Sünden! so werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen.“ (41) Nun ließen sich etwa dreitausend taufen und schlossen sich ihnen an. (42) Sie hielten fest an der Apostel Lehre, (46) weilten täglich einmütig im Tempel[12], brachen das Brot[13] Haus für Haus mit Freude und Herzenseinfalt, (47) lobten Gott und waren beliebt beim ganzen Volke. Der Herr aber fügte täglich mehr hinzu, die sich retten ließen. (IV 34) Es gab keinen Bedürftigen unter ihnen; denn alle, die Äcker oder Häuser besaßen, verkauften sie (35) und legten den Erlös den Aposteln zu Füßen, die ihn dann an die Bedürftigen verteilten.[14] (36.37) So verkaufte z. B. der Lewit Josef aus Cypern, dem die Apostel den Beinamen Barnabas, d. i. Sohn des Trostes, gegeben hatten, einen Acker, der ihm gehörte.[15]

(33) Die Apostel aber legten mit großer Kraft Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus. (V 12) Auch geschahen durch sie auch viele Zeichen und Wunder unter dem Volke. (15) Man trug die Kranken auf die Straßen hinaus und legte sie auf Betten und Bahren, damit, wenn Petrus vorbeiginge, wenigstens sein Schatten den einen oder andern von ihnen träfe.

(17) Eines Tages aber ließ der Hohepriester und sein Anhang, die Partei der Sadducäer[16], aus Eifersucht (18) die Apostel verhaften (27) und vor den Hohen Rat führen. Hier hielt ihnen der Hohepriester vor: (28) „Ganz Jerusalem habt ihr mit eurer Lehre erfüllt, um das Blut jenes Menschen über uns zu bringen.“ (29) Petrus und die andern Apostel erwiderten: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. (30) Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Kreuz gehängt und umgebracht habt. (31) Und Gott hat ihn zu seiner Rechten erhöht als einen Führer und Retter, Israel zur Buße zu rufen und ihm Vergebung der Sünden zu bringen. (32) Das bezeugen wir.“ (33) Sie ergrimmten und wollten sie töten. (34) Aber nun erhob sich im Hohen Rat ein Farisäer namens Gamaliel, ein vom ganzen Volke verehrter Gesetzeslehrer, bat, die Angeklagten für kurze Zeit hinauszuführen, (35) und sprach: „Israeliten, überlegt euch wohl, was ihr mit diesen Männern tun wollt! (36) Vor einiger Zeit erhob sich Theudas und behauptete, etwas Besonderes zu sein. Etwa viertausend Männer schlossen sich ihm an; aber er wurde getötet und all seine Anhänger zersprengt und vernichtet. (37) Nach ihm erhob sich Judas der Galiläer in den Tagen der Schätzung und verleitete viele, abzufallen und ihm zu folgen. Auch er kam um, und all seine Anhänger wurden zerstreut.[17] (38) Deshalb rate ich euch: laßt ab von diesen Männern! Ist ihr Vorhaben von Menschen, so wird’s von selbst zerfallen; (39) ists aber von Gott, so könnt ihrs nicht zerstören; ihr würdet nur als Feinde Gottes erscheinen.“ Sie folgten seinem Rate, (40) ließen die Apostel geißeln, verboten ihnen, weiter im Namen Jesu zu reden, und entließen sie. (41) Sie aber, voll Freude, gewürdigt zu sein, für seinen Namen Schmach zu leiden, (42) hörten aber nicht auf, täglich im Tempel und in den Häusern zu lehren und die frohe Botschaft von Jesus dem Messias zu verkünden.

Erklärungen

[1] „Aus der Predigt Jesu ist im Verlauf eines Menschenalters das Christentum erwachsen. Seine Ausbildung umfaßt rund ein Dritteljahrhundert: Im Jahr 64. n. Chr. Ist die Entwicklung in allem Wesentlichen abgeschlossen, so viel auch die folgenden Generationen zu der weiteren Ausgestaltung noch hinzugefügt haben. In diesem Jahre ist die römische Regierung zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich Hier nicht, wie man bis dahin geglaubt hatte, um eine Bewegung innerhalb des Judentums handle, die man unbeachtet lassen könne, sondern um eine neue Religion, die durch ihre rücksichtslos alle andern angreifende Propaganda unmittelbar auch in die staatliche Sfäre eingriff … Aus der zweiten Hälfte dieser Entwicklung, dem Zeitraum von 50 bis 64, sind uns Dokumente ersten Ranges erhalten in den Briefe des Paulus. Sie alle sind unmittelbar aus dem Moment geboren, Erzeugnisse des lebhaften Kampfes um Lehre und Stellung des Apostels, und voll verständlich nur, wenn es gelingt, die Lage, aus der sie erwachsen sind, und die Wirkung, die der Verfasser erzielen will, klar zu erfassen. So enthalten sie eine Fülle historischen Materials; aber sie geben dasselbe durchweg mit stärkster subjektiver Färbung, unter bestimmten Tendenzen, die dem Schreiber klar vor der Seele stehn und seine Äußerungen durchweg beherrschen und gestalten …Ein ausreichendes Bild  der Entwicklung würde sich freilich aus diesem Material allein nie gewinnen lassen; wir würden wohl einzelne Episoden in scharfer, wenn auch einseitiger Beleuchtung kennen lernen, im übrigen aber uns mit dem Versuch begnügen müssen, die maßgebenden Richtlinien möglichst herauszuarbeiten. So ist es ein unschätzbarer Glücksfall, daß uns in dem zweiten Buch des Lukas, der sogenannten Apostelgeschichte, der Versuch eines jüngeren Zeitgenossen erhalten ist, ein Gesamtbild der Entwicklung zu entwerfen. Über den Wert dieses Werkes, seinen Verfasser und die Zeit seiner Entstehung, über seine Quellen, die Berechtigung der Auffassung, von der es beherrscht ist, und seine Zuverlässigkeit überhaupt gehen freilich die Ansichten auf das stärkste auseinander, und nach einer nun bereits nahezu über ein Jahrhundert sich erstreckenden Diskussion ist man von einer Einigung auch nur über die Hauptfragen entfernter als je.“ So Eduard Meyer in Band III Seite ¾ seines i. J. 1921-23 erschienenen Werkes „Ursprung und Anfänge des Christentums.“ Im Anschluß an ihn vertrete ich folgende Ansicht über Entstehung Wert und Tendenz der Apostelgeschichte: Die kirchliche Überlieferung, dass Lukas der Verfasser sei, den Paulus in Filemon 24 als seinen Mitarbeiter, in Kolosser IV 14 als den geliebten Arzt bezeichnet, ist richtig. Aus Kolosser IV 11 ergibt sich, dass er Heidenchrist war. Der geschichtliche Wert der Apg ist sehr verschieden. Eine Quelle ersten Ranges ist der „Wir-Bericht“, d. i. das was Lukas selbst als Augenzeuge bzw. Miterlebender in XVI 9-21 über die Reise des Paulus von Troas nach Filippi und in XX 4 – XXVIII über die Reise des Paulus von Filippi nach Jerusalem, seine Verhaftung Im Tempel, seine Gefangenschaft in Cäsares und seine Überführung nach Rom erzählt. Die in den Wir-Bericht eingefügten Reden des Paulus: XX 18-35 (an die Ältesten von Efesus), XXII 1-21 (an die erregte Menge im Tempel), XXIV 10-21 (vor seinen Anklägern in Cäsarea) und XXVI 2-23 (vor König Agrippa II. ebenda) sind Versuche, wirkliche Reden des Paulus wiederzugeben, sei es daß Lukas sie selbst mit angehört hat. Für das Auftreten des Paulus in Athen (XVII 16-34) konnte Lukas einen sachkundigen Bericht nebst einem Referat über die Areopagreda verwenden. Für einen Teil dessen, was Lk im ersten Teil seiner Apg erzählt, dessen sich zwei seiner Gewährsmänner noch mit Sicherheit erkennen. 1) der Evangelist Filippus, einer der Sieben (Apg VI 5), bei dem Paulus mit seinen Begleitern nach Apg XXI 8 auf seiner letzten Reise nach Jerusalem mehrere Tage lang zu Gast war und mit dem Lkw während der zweijährigen Gefangenschaft des Paulus in Cäsarea in Verbindung geblieben sein wird. Ihm verdankt Lk das was er in Apg VI-VIII erzählt. 2) Der Jerusalemer Johannes Markus, nach der kirchlichen Überlieferung Dolmetscher des Petrus und Verfasser des 2. Evangeliums, den Lk wohl erst in Rom kennen lernte (vgl. Kolosser IV 10, wo Paulus ihn als Vetter des Barnabas, und Filemon 24, wo Paulus ihn als seinen Mitarbeiter erwähnt!). Auf ihn wird manche Angabe über ihn selbst und seinen Vetter Barnabas (z.B. IV 36.37) zurückgehn, überhaupt alle Berichte über Ereignisse, an denen er selbst und Barnabas mithandelnd beteiligt waren, so XI 19-30 (Anfänge der heidenchristlichen Gemeinde zu Antiochia), XV 1-33 (Apostelkonzil), XIII.XIV (Missionsreise des Barnabas und Paulus), XII (besonders die Angabe, daß Petrus sich nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis sich zunächst in das Haus Marias, der Mutter des Johannes Markus, begab). Was sich sonst noch im ersten Teil der Apg findet, hat fast alles einen sehr legendären Charakter, so das Pfingstwunder, die Wundertaten des Petrus und andrer Apostel und die Bekehrung des ersten Heiden, des römischen Hauptmann Cornelius in Cäsarea, durch Petrus, die Lk zum Wendepunkt in der Geschichte des Christentums gemacht hat. Die Reden, die Petrus hier und anderswo in der Apg hält, sind sämtlich freie Schöpfungen des Lk, ebenso wie die Rede des Paulus auf der ersten Missionsreise (XIII 16-41), die die Rede des Paulus auf der ersten Missionsreise (XIII 16-41), die sich in ihrem Gedanken eng mit der Stefanusrede und den Petrusreden berührt, und die endgültige Absage an die Juden in XXVIII 23-28. Lk wird die Apg in den siebziger Jahren geschrieben haben, als Jerusalem zerstört, Palästina verheert und die Urgemeinde aus Jerusalem über den Jordan geflohen war. Das hatte das, was die Zeit vor dem Jüdisch-römischen Kriege bewegt hatte, der Kampf zwischen Juden- und Heidenchristentum, seine Bedeutung verloren. Das Heidenchristentum hatte gesiegt, und Rom schickte sich an, die Führung der Christenheit zu übernehmen. Dieser veränderten geschichtlichen Lage trägt Lk Rechnung. Von dem Drange nach kritischer Erforschung der Vergangenheit, von dem entsagungsvollen Streben, nur darzustellen wie es wirklich gewesen, ist er weit entfernt. Ein volkstümliches Erbauungsbuch für die Christen seiner Tage will er schreiben und zeigen, wie nach Gottes Plan das Christentum von den Juden, die es meist verwerfen, zu Samariern und Heiden, von Jerusalem nach Syrien und dann, hauptsächlich durch Gottes auserlesenes Werkzeug, den Apostel Paulus, über Kleinasien Macedonien Griechenland nach Rom gelangt. Das soll die Leser des Buches mit dem frohen Gefühl erfüllen, daß Gott mit ihnen war und auch künftig sein wird. Wenn er auch die legendäre Überlieferung über die Urgemeinde kritiklos wiedergibt, so hat er doch für das geschichtlich Wesentliche einen klaren Blick bewiesen und viel Nebensächliches beiseite gelassen. Auf ein gutes Einvernehmen mit dem römischen Staate ist er ebenso wie Paulus (Römer XIII 1-7) sehr bedacht und hebt geflissentlich hervor, daß seine Vertreter immer wieder erkannt haben daß die jüdischen Beschuldigungen der Christen erlogen waren. Von den dreizehn unter dem Namen des Paulus überlieferten Briefen gelten im allgemeinen nur folgende acht für echt: Römer- 1. + 2. Korinther- Galater- Filipper- Kolosser- (nicht unbestritten) 1. Thessalonischer- und Filemonbrief. Darüber, wie die Jünger nach der Kreuzigung Jesu zu dem Glauben gekommen sind, dass er vom Tode auferstanden sei, haben wir als älteste Quelle das, was Paulus etwa fünfundzwanzig Jahre nach der Kreuzigung in der Absicht, die Tatsächlichkeit der Auferstehung Jesu über allen Zweifel zu erheben, in 1. Korinther XV schreibt: „(3) Ich habe auch als Wichtigstes überliefert was ich selbst empfangen habe, daß Christus für unsre Sünden gestorben ist nach der Schrift, (4) daß er begraben wurde, dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift (5) und daß er erschienen ist dem Kefas, dann den Zwölfen, (6) dann mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch leben, einige aber sind entschlafen, (7) dann dem Jakobus, dann allen Aposteln, (8) zuletzt von allen aber, als einer Fehlgeburt, auch mir: (9) denn ich bin der geringste der Apostel, nicht wert, ein Apostel zu heißen, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Es hindert nichts, anzunehmen, ja, es ist sogar wahrscheinlich, dass Paulus das, was er hier „überliefert“, „selbst empfangen“ hat, als er sich nach seiner Bekehrung zum erstenmal wieder in Jerusalem aufhielt und mit der Urgemeinde Verbindung aufnahm (Galater I 18.19 Apg IX 26-30), also schon wenige Jahre nach der Kreuzigung Jesu. Ganz anders das, was die Evangelien, ihrerseits stark von einander abweichend, berichten: Das mit XVI 8 schließende Mk-evangelium schildert überhaupt keine Erscheinungen des Gekreuzigten, sondern lässt nur einen Engel am leeren Grabe den Frauen, die gekommen sind, den Leichnam Jesu zu salben, befehlen, die Jünger und insbesondere Petrus aufzufordern, nach Galiläa zu gehen, dort würden sie den Auferstandenen sehen. Nach Mt erscheint Jesus zuerst den vom Grabe heimkehrenden Frauen und wiederholt ihnen den Befehl des Engels; sodann erscheint er den Elfen auf einem Berge Galiläas und gibt ihnen den Befehl, alle Völker zu Jüngern zu machen. Nach Lk erscheint Jesus nur in und bei Jerusalem, und zwar nach dem Evangelium nur am Auferstehungstage: zuerst zwei Aposteln, deren einer Kleopas heißt, in Emmaus, dann Simon Petrus (was aber nur beiläufig erwähnt wird), schließlich den Elfen und Genossen, die er seine Wundmale betasten läßt und vor deren Augen er Brot und Fisch verzehrt, um sie von seiner Leiblichkeit zu überzeugen; er befiehlt ihnen, in Jerusalem zu bleiben, bis sie mit Kraft aus der Höhe bekleidet würden, und dann allen Völkern zu predigen; darauf führt er sie nach Bothanien, segnet sie und scheidet von ihnen. Nach der Apg wird Jesus, nachdem er sich den Aposteln vierzig Tage lang lebend erwiesen hat, auf dem Ölberge vor ihren Augen von einer Wolke aufgehoben. Paulus scheint vom leeren Grabe und von Beweisen der leiblichen Auferstehung Jesu nichts gewusst zu haben (oder hat er diese Geschichten zwar gekannt aber abgelehnt, weil er nach 1. Korinther XV 35-50 nicht an eine Auferstehung des natürlichen Leibes glaubte?) und sich die Erscheinungen, die er in 1. Kor. XV 5-7 aufzählt, ähnlich der zu denken, die er selbst vor Damaskus erlebt hat. Jedenfalls werden ekstatische Erlebnisse dieser Art dazu geführt haben, daß die nach Galilea geflohenen Jünger Jesu wieder nach Jerusalem zurückkehrten und hier aufs neue Jesus als Messias verkündeten. Andere S. S. Reimarus, über den man Albert Schweitzers Geschichte der Leben-Jesu-Forschung vergleiche!

[2] Nach I 12-14.26  die Zwölf nebst der Mutter und den Brüdern Jesu. Für Judas Ischariot, der nach Mt sich reuig erhängt, nach der Apg aber seinen Verrat durch gräßlichen tödlichen Unfall hatte büßen müssen, hatten die Elf einen gewissen Matthias als Ersatzmann gewählt.

[3] Vgl. Kapitel „Johannes der Täufer“, Fußnote 4.

[4] Im Neuen Testament immer nur die römische Provinz Azin in Westkleinasien.

[5] In all den aufgezählten Ländern lebten zahlreiche Juden.

[6] Hier zeigt sich, dass es sich ursprünglich nicht um eine vernünftiges Reden in fremden Sprechen gehandelt hat, sondern um ein ekstatisches Lallen, das sogenannte Zungenreden (vgl. 1. Korinther XII-XIV !). Mit diesem wohl geschichtlichen Kern des Pfingstwunders hat Lukas aber, um von vornherein den universalen Charakter des Christentums anzudeuten, eine jüdische Legende verquickt, nach der Gottes Wort am  Sinai sich in siebzig Zungen teilte (entsprechend den nach 1. Mose X siebzig Völkern  der Erde), sodaß jedes Volk Gottes Gesetz in seiner eignen Sprache hörte, das dann  aber nur Israel annahm.

[7] Siehe b!

[8] Psalm XVI 9.10 nach der Septuaginta. Der hebräische Text drückt nur aus, daß Gott den Sänger in der gegenwärtigen Not nicht dem Tode preisgeben wird. Da Petrus sicher nicht nach der Septusginta zitiert hat, so kann das Zitat und die daraus in 29-31 gezogene Beweisführung nur vom Verfasser der Apg stammen. Übrigens ist Psalm XVI ebenso wenig von David gedichtet wie all die andern unter seinem Namen überlieferten.

[9] Psalm CX 1, der sich aber in Wirklichkeit nicht auf den Messias sondern auf die Thronbesteigung eines makkabäischen Königs bezieht.

[10] Durch seine Auferweckung.

[11] Dies ist eine Neuerung der Urgemeinde; Jesus hatte nicht getauft. Später taufte man „auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“.

[12] Dieser behielt für die Urgemeinde die Bedeutung, die er für ihre Volksgenommen hatte. Vgl. XXI 23-26 und Mt V 23.24 !

[13] Hielten gemeinsame Mahlzeiten wie Jesus mit seinen Jüngern. Diese nahmen später sakramentalen Charakter an. Vgl. Kapitel „Jesu Salbung in Betanien, letztes Mahl, Verrat und Gefangennahme“, Fußnote 7!

[14] Versuche, kommunistische Gedanken zu verwirklichen, waren damals häufig; vgl. Pythagoreer und Essener! Nach V 4 bestand aber kein Zwang zu Verkauf und Ablieferung des Erlöses. Nach XII 12 hatte auch Maria, die Mutter des Johannes Markus, ihr Haus in Jerusalem behalten. Lukas hat öfter vorkommende Fälle wie den in 36.37 besonders erwähnten zur Regel gemacht.

[15] Zu der bedeutenden Rolle, die dieser Idealist auf der Schwelle vom Judenchristentum zum Heidenchristentum gespielt hat, vgl. IX 27 XI 22-25  XII 25  XIII-XV Galater II 1-13  1. Kor. IX 6 Kol IV 10!

[16] Diese erscheinen auch XXIII 6-9 als Hauptfeinde der Christen.

[17] Nach Josefus Altertümer XX 5 erhob sich Theudas nicht „vor einiger Zeit“, sondern erst etwa zehn Jahre später unter dem Prokurator Fadus (44-46) und Judas der Galiläer nach Jos. A. XVIII 1 nicht „nach ihm“, sondern etwa vierzig Jahre vor ihm zur Zeit der Schätzung des Quirinius (6. n. Chr.).