Zerstreute Gedanken

Von Sigmund FreudRSS-Newsfeed neuer Artikel von Sigmund Freud

Gold bläht den Menschen auf, wie Luft eine Schweinsblase.
   Der ist der schlimmste Egoist, dem es nie eingefallen, sich für einen zu halten.
   Manche Menschen sind wie ein reiches, nie ganz durchforschtes Bergwerk. Andere führen „Soll und Haben“, wie über ihre Wäsche, so über ihre Gedanken und spießen jeden Wurm auf, der sich in die Öde ihres Gehirns verirrt.
   Manche Menschen sind Erze, manche Katzengold und Katzensilber.
   Wohl jedes größere Tier übertrifft den Menschen in Etwas, er aber übertrifft sie in allem.

Editorische Hinweise:

Erstdruck: Musarion (Eigentum und Verlag der V. und VI. Classe des Leop. Obergymn.). Publikationsvorlage: K. R. Eissler u.a. (Hg.): Aus Freuds Sprachwelt und andere Beiträge. (Jahrbuch der Psychoanalyse, Beiheft 2) Bern, Stuttgart, Wien 1974, S. 101.

Die fünf Sentenzen sind Sigmund Freuds erste Veröffentlichung – die eines Schülers im Alter von 15 Jahren in einer Schülerzeitschrift des Leopoldstädter Kommunalreal- und Obergymnasiums. Im Zusammenhang mit dem Nachdruck von 1974 stehen zwei Beiträge im selben Heft des Jahrbuchs: K. R. Eissler: Psychoanalytische Einfälle zu Freuds „Zerstreute(n) Gedanken“ , S. 103-128, und Klaus Schröter: Maximen und Reflexionen des jungen Freud, S. 129-186.