Ein Land des Lächelns

Hermann Kants Roman „Die Aula“

Von Marcel Reich-RanickiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Marcel Reich-Ranicki

Jawohl, dieser Hermann Kant aus Ostberlin kann sich sehen lassen. Er ist zu vielem fähig. Er weiß Bescheid, er kennt sich im literarischen Gewerbe genau aus, er versteht sein Handwerk. Ein intelligenter, ein schlauer Bursche, ein vielseitiger, ein wendiger Journalist, ein professioneller und temperamentvoller Polemiker, ein lustiger Bruder vom traurigen Feuilleton des „Neuen Deutschland“, eines der flinksten Pferdchen aus dem Elitestall der SED-Presse.

Nun hat er auch noch einen runden und lesenswerten Roman zustande gebracht: „Die Aula“. Überall beachtet man dieses Buch, munter wachsen die Auflagen, mit Übersetzungen in sieben oder neun oder elf Sprachen kann man rechnen, den Nationalpreis der DDR hat der Autor schon fast in der Tasche, an der Universität Greifswald sinnt man vermutlich, ob es sich bereits schickt, mit dem Ehrendoktorhut zu winken Und früher oder später wird Kant, ob er es will oder nicht, einen harten Sitz im Zentralkomitee erhalten.

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