Leserbriefe zur Rezension

Michi Neunmalklug erklärt die Evolution

Mit einem "Buch für kleine und große Besserwisser" pöbeln Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke wieder einmal gegen Gott und die religiöse Welt

Von Willem Warnecke


David Kern schrieb uns am 08.05.2009
Thema: Willem Warnecke: Michi Neunmalklug erklärt die Evolution

Ich lese nun schon seit einigen Jahren regelmäßig die Monatsausgaben von literaturkritik.de, bin dabei aber noch niemals in den zweifelhaften Genuss gekommen, einen derart undifferenzierten und voreingenommenen Artikel wie jenen von Willem Warnecke über Schmidt-Salomons „Buch für kleine und große Besserwisser“ lesen zu müssen, zumal sich Ihr Literaturforum ansonsten mit ausgesprochener Seriosität schmücken kann.

Die von Warnecke diagnostizierte "stupid-brachiale Polemik" von Schmidt-Salomon und seinem Buch wird vom Rezensenten selbst in bestens geschulter Manier bedient („verbale und grafische Entgleisungen“, „Insolenz“, „neunmalkluge(s) Gezeter“), seine Argumentation erweist sich als diffus (eine merkwürdig-aggressive Attacke gegen eine Vernunftkultur und die Bewegung des aufgeklärten Rationalismus ist dem wie selbstverständlich inkludiert) und sein Ende findet der Text mit einem skurrilen Kult-Vergleich zwischen Gott und Darwin.  Hier liest sich nichts von Meinungsdialektik, stringenter Argumentation und angemessener Überlegtheit, bloß ein der Sache nicht gerecht werdender sarkastischer Ton. Der Artikel nährt sich lediglich aus persönlichen, beinahe schon agitatorischen und grundlos diskreditierenden Behauptungen, die weder nachvollziehbar noch aufschlussreich sind und den Verdacht aufwerfen, das besprochene Buch und seine Denkhaltung treffe und beleidige den Rezensenten in seiner privaten Weltvorstellung.

Dass aber dann die religiöse Befindlichkeit beschützt zu müssen geglaubt wird mit dem vermeintlichen und lapidar dahingesagten Argument, dass sich mit „Wissen allein“ „religiöser Glaube allerdings nicht wirksam angreifen“ lasse, weil ein Kirchenvertreter in seiner Rechtfertigungsverlegenheit der „Vernunft“ eine Überwertung attestiert (auf das es in der Religionsdiskussion im Übrigen stets hinausläuft), ist meines Erachtens in einem sich der Wissenschaftlichkeit und Freigeistigkeit verschriebenen Publikationsorgan wenn nicht inakzeptabel so doch desillusionierend.

Ein Artikel, der hinsichtlich der ansonstigen Ausgezeichnetheit dieser Literaturzeitschrift in seiner geistigen weil im gekränkten Affekt geschriebenen Mittellosigkeit auffällt.

David Kern