Leserbriefe zur Rezension

Der Systemgedanke ist keine billige Ausflucht

Bürokratische Maschinen entmündigen uns

Von Dirk Kaesler


Mike Teforp schrieb uns am 13.02.2010
Thema: Dirk Kaesler: Der Systemgedanke ist keine billige Ausflucht

Danke für die erhellende und äußerst kurzweilige Darbietung!
Unsere "Entmündigung" ist also auf die Überforderung vor den von Menschen erschaffenen "bürokratischen" Systemen zurückzuführen. Den Dämpfer und die Desillusionierung, dass die normative Forderung nach "Eigenverantwortung" nützlich wäre und gewissermaßen auch zu einer veränderten Gewissenssensibilisierung mit der Förderung von nachhaltigen Handlungsoptionen beitragen könnte, habe ich wohl verstanden. Befriedigt mich aber nicht wirklich. Was also muss sich ändern? Unser Nachdenken? Unsere Kommunikation? Oder auch unsere Sehnsucht nach Selbsttranszendenz, quasi als Befreiungsschlag gegen die gegenwärtige kollektive "Geiselhaft"? Welche historischen Beispiele gibt es denn für solche "Ausbrüche"?
Bei mir bleibt eben die Frage offen nach dem für uns alle  realistischen und gangbaren "Ausweg" aus dem "Dschungeldickicht" komplexer Systeme. Durch "Nachdenken" allein ändert sich noch nichts, es sei denn sie ist zielführend, weil über den Status Quo hinausgehend. Dann aber sind wir ganz schnell wieder bei "normativen Forderungen".
Wenn uns die "Mündigkeit" in Anspruch genommener Wahlfreiheit nicht wirksam weiterbringen, Ziele anzusteuern, die über jeden "Status Quo" hinausreichen - wie können denn Systeme, die zur Entmündigung führen jemals entlarvt und auch überwunden werden - ohne "normative Forderungen"?
Bleibt es nur bei kommunikativer Aufklärung über gegenwärtige Entmündigungsmechanismen - was ist dabei für die Zukunft gewonnen? Die Erkenntnis, einer vor uns liegenden "Polarnacht von eisiger Finsternis und Härte"?
Sei es drum. Auch wenn "normative Forderungen" allein zu schwach sein mögen. Ohne dass sich soziale Systeme an solchen  reiben und Menschen sie immer wieder postulieren, ändert sich womöglich auch nichts...