Leserbriefe zur Rezension

Wie man blöd wird

Anmerkungen zum Band „Blödmaschinen. Die Fabrikation der Stupidität“ von Markus Metz und Georg Seeßlen

Von Thomas Neumann


Matthias Kunze schrieb uns am 16.12.2011
Thema: Thomas Neumann: Wie man blöd wird

Sehr gut: dass Sie dieses Buch überhaupt besprechen, ist es doch von so ziemlich allen großen Feuilletons schmählich übergangen worden.

Kritisch: Ihre Kritik, dass hier mir einem veralteten Gesellschaftsmodell gearbeitet wird, vor allem in Bezug auf die Postulierung einer sozusagen homogenen Unterschicht. Natürlich ist das eine Verallgemeinerung für ein komplexes Phänomen. Doch wenn Sie behaupten, dass Dumme ja nicht nur in dieser postulierten Unterschicht vorhanden seien, sondern auch in der Politik, der Wirtschaft und sonstwo, dann bekommt man schon irgendwie den Eindruck, dass Sie das Buch nicht aufmerksam gelesen haben, weil 1. mit Dummheit oder Blödheit hier nicht nur die alltagssprachliche Definition gemeint ist und 2. es in "Blödmaschinen" mitnichten nur um diese Unterschicht geht sondern vor allem auch um gesamtgesellschaftliche Prozesse. 3. ist es doch auch schwer zu leugnen, bei aller Kritik an Verallgemeinerungen, dass der Begriff des Prekariats eine gewisse Entsprechung in der Gesellschaft findet. Dass es da eine bestimmte Gruppe von Menschen gibt, die jegliches Interesse an Bildung, an gesellschaftlicher Partizipation und am Denken verloren haben, die in einem Kreislauf aus Frustrationen, die mit anspruchsvoller Unterhaltung verdrängt werden, feststecken.

Ein weiterer Kritikpunkt: Sie gehen inhaltlich kaum auf dieses Buch ein, das doch so viel Eingehenswertes enthält. Das hinterlässt, in Verbindung mit der oben angesprochenen Kritik, ein etwas schales Gefühl, dass dieses Buch hier eben einfach nur abgefertigt werden sollte, ohne eine großartige inhaltliche Auseinandersetzung  zu liefern. Das wird der differenzierten Untersuchung der beiden Autoren sicher nicht gerecht.