Leserbriefe zur Rezension

Eine starke Frau und Führerin oder eine narrativ demontierte Autorität?

Thomas Herrigs Buch über Frauen in „Star Trek“ und den Feminismus könnte den Applaus der Fan-Gemeinde gewinnen. Wissenschaftlichen Kriterien hält es jedoch nicht stand.

Von Rolf Löchel


Thomas A. Herrig schrieb uns am 27.08.2012
Thema: Rolf Löchel: Eine starke Frau und Führerin oder eine narrativ demontierte Autorität?

Mit großer Verwunderung musste ich Rolf Löchels Rezension meines Buches „…wo noch nie eine Frau zuvor gewesen ist…. 45 Jahre Star Trek und der Feminismus“ zur Kenntnis nehmen. Da im Text weitgehend unberechtigte Kritik angebracht wird, sehe ich mich zu einer Klarstellung gezwungen.
Über die Entstehung des Buches:
Meine Monografie entstand im vorletzten Jahr aus einer schulischen Facharbeit heraus. Da mich aber sowohl die Fragestellung der Arbeit wie auch das wissenschaftliche Schreiben als solches sehr interessierten, habe ich die Analyse in der Freizeit sowie parallel zu meinem Abitur weiter ausgebaut und nach einigen Monaten den Plan zur Veröffentlichung gefasst. Schließlich gelang es mir, einige renommierte Wissenschaftsverlage (LIT-Verlag, Utz-Verlag und andere) für mein Manuskript zu interessieren. Der in Marburg ansässige Tectum-Verlag unterstützte mich letztendlich vorbildlich bei der Verwirklichung des Publikationsprojekts.
Seit dem Erscheinen im Januar 2011 habe ich nur positive Rückmeldungen zu meinem Werk erhalten: Vor allem „Star-Trek-Experten“, aber auch Journalisten wie Rochus Groß von „SWR2 Musik und Literatur“ lobten meine gründliche Arbeitsweise und die durch meine umfangreiche Recherche gebotenen „erstaunlichen Erkenntnisse“.
Zur Rezension von Rolf Löchel:
Da Herr Löchel meinem Buch immer wieder anlastet, dass es „wissenschaftlichen Kriterien“ nicht standhalte, möchte ich hier darauf hinweisen, dass es sich grundsätzlich um ein sehr fundiert recherchiertes Sachbuch handelt. Es freut mich allerdings umso mehr, dass der Rezensent meinem Werk unterstellt, es könne sich auch um eine „veritable Dissertation“ handeln.
Allerdings verwundert mich, dass Herr Löchel das Buch immer wieder im Hinblick auf seine „Wissenschaftlichkeit“ kritisiert, aber gleichzeitig festhält: „Hier hat aber kein Wissenschaftler geschrieben, sondern ein Fan […].“
Übrigens formuliert auch Helene Haun, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Akademikerinnenbundes „‚... wo noch nie eine Frau zuvor gewesen ist...‘ ist kein akademisches Buch, dennoch aufhellend, außerdem unterhaltsam.“
Herr Löchel seinerseits scheint nicht genau recherchiert zu haben: Bereits mit einer einfachen Google-Suche zu „Thomas A. Herrig“ erhält der Interessierte an erster Stelle der Suchergebnisse einen ausführlichen Artikel der Rhein-Zeitung, welcher der Entstehungsgeschichte des Werkes detailliert nachspürt.
Hier enttäuscht die Rezension sehr, da von einem fachkundigen Experten zu erwarten ist, dass er zunächst einmal eine genaue Prüfung der Sach- und Faktenlage vornimmt, bevor er seine (vernichtende) Meinung äußert.
Hinzu kommt, dass der Rezensent nachfolgend meine Beschreibung des popkulturellen Phänomens „Star Trek“ als „Schwärmerei“ beurteilt und indirekt verunglimpft. Dem möchte ich noch einmal mit Nachdruck widersprechen: Gerade die wissenschaftliche Forschung und unzählige Veröffentlichungen weltweit haben nachgewiesen, dass es sich bei dieser Vision einer friedfertigen, toleranten und weiterentwickelten Menschheit keineswegs nur um ein fiktives Konstrukt handelt: Viele kulturelle, technische und soziale Entwicklungen wurden durch dieses Ideenkonzept nachhaltig beeinflusst. Das ist ein hinreichend bewiesener Fakt, keine These. Auch dies hätte Herr Löchel mit Hilfe einer kurzen Recherche (vgl. z. B.: Brockhaus-Artikel zu „Star Trek“) durchaus nachvollziehen können.
Zum Umgang mit Quellen:
Der Rezensent kritisiert die Verwendung „lexikalischer DVDs“, ohne dabei zu beachten, dass es sich hierbei um digitale Ausgaben „altehrwürdiger“ Nachschlagewerke wie „Brockhaus“ oder „Meyers Taschenlexikon“ handelt, die ihren gedruckten Ebenbildern nur im multimedialen Funktionsumfang überlegen sind.
Die Verwendung der Quelle „Wikipedia.de“ beschränkt sich lediglich auf passende Bilder, die dem Buch als zusätzliches Anschauungsmaterial dienen – inhaltlich wurde hieraus nicht zitiert.
Schließlich behauptet Herr Löchel sogar, meinem Werk lägen „nur ausnahmsweise einmal“ gedruckte Quellen zu Grunde: Dem stehen 21 Seiten des Literaturverzeichnisses entgegen, welche unzählige gedruckte Quellen, vor allem zu „Star Trek“, berücksichtigen. Diese Arbeitsweise erachte ich für zulässig, da es sich um ein Sachbuch handelt, das sich primär dem Serienphänomen widmet. Da ich zum Zeitpunkt der Fertigstellung noch Schüler war, kann darüber hinaus selbstverständlich nicht von mir verlangt werden, sämtliche studienrelevante Literatur zum Thema „Frauenbewegung“ zu kennen. In keinem Fall aber lasse ich von meiner Argumentation abweichende Analysen aus – dieser von ihm aufgestellten These widerspricht Herr Löchel in seinem Text später sogar selbst.
Übrigens verweist bereits mein Vorwort darauf, dass von der Analyse keineswegs „Vollständigkeit“ (vor allem in Bezug auf die Frauenbewegung und den Feminismus) erwartet werden kann.
Noch ein abschließendes Wort zum Thema „Internet-Quellen“: Ich finde es sehr enttäuschend, dass der Rezensent dem Medium Internet nicht zugesteht, dass sich auch dort forschungsrelevante Veröffentlichungen finden lassen. Vor allem bei der Betrachtung von Anspruch und (hoher) Qualität des Internetangebots von „Literaturkritik.de“ wirkt die Beurteilung des Autors, der selbst dieses Medium für seine Rezension nutzt, mehr als inkonsistent.
Warum ich dies schreibe?
Bisher war ich stets der Überzeugung, dass der wissenschaftliche Nachwuchs in Deutschland gefördert wird. In der Tat habe ich für meinen „Erstling“ entsprechend viel Unterstützung und Anerkennung erfahren. Deshalb trifft mich die Kritik Herrn Löchels umso stärker – nicht, weil ich keine Kritik vertrage, sondern weil sie unberechtigt ist. Offensichtlich legt er hier den Maßstab einer Dissertation an das Werk eines 19-jährigen Schülers an.