Leserbriefe zur Rezension

Verdiente Verrisse?

Bernhard Schlinks Roman „Die Frau auf der Treppe“ in der Kritik

Von Erhard Jöst


Thorsten Schulte schrieb uns am 12.10.2014
Thema: Erhard Jöst: Verdiente Verrisse?

Man kann sich wundern, welche Sendungen im Fernsehen die höchsten Einschaltquoten erlangen. Man kann sich ebenso wundern, welche Bücher gerne gekauft werden. Doch Erhard Jöst wundert sich, weshalb ein erfolgreiches Buch negative Kritiken erhalten kann. Wer so schnell die Bestsellerliste emporsteigt, der muss gut sein. Jöst möchte das Buch loben und versucht es auch. Schnell scheint der Rezensent gemerkt zu haben, dass sein Ziel schwer zu erreichen ist. Er erkennt eine „Gratwanderung entlang der Grenze zum Kitsch“. Jöst kritisiert, dass es nur „ansatzweise gesellschaftskritische Diskussionen“ gibt. Er kritisiert die mangelhafte Glaubwürdigkeit des historischen Kontexts. Jöst kritisiert „die Figurenzeichnung, die Handlungskonstruktion“ und kommt dennoch zum Schluss, dass der Erfolgsautor all diese Kritik nicht verdient hat. Er kritisiert die Kritiken und kritisiert selbst. Das klingt wie Verzweiflung. Erhard Jöst hat sein Ziel nicht erreicht. Er sollte einsehen, dass es – wie er selbst zitiert – nur ein Buch ist, das höchstens „gefällig zu unterhalten weiß“.