Leserbriefe zur Rezension

Literarische Außenseiter

In seinem Debütroman „Hool“ erforscht Philipp Winkler die Hannoveraner Hooligan-Szene

Von Alexander Dorian Olier


Matthias Knauer schrieb uns am 25.07.2017
Thema: Alexander Dorian Olier: Literarische Außenseiter

Hallo Herr Olier,

erstmal meinen herzlichen Dank für den Mut, den Winkler'scher Roman Hoolzu besprechen. Das Schöne daran ist ja immer, dass Meinungen zu anderen Meinungen führen kann. Gerade ihr Fazit, dass es sich bei Hool um eine "Milieustudie" handelt, kann ich so nicht unterschreiben. Sicher, wir tauchen als Leserinnen und Leser in das Leben eine Hooligans ein. Aber mit dem Blick über den Tellerrand des Buches hinaus, sollte schnell aufgefallen sein, dass es DEN Hooligan nicht gibt. Dazu liefert der Roman auch zahlreiche Hinweise. Was in meinen Augen zentral in diesem Roman steht, ist die Tatsache, dass der Hooliganismus, der Wille, gerade zu die Sucht nach Gewalt, so elementar ist für den Protagonisten. Die Verteidung der eigenen Stadt, der 'Ehre', wenn man so will, ich ja im Grunde die einzige Konstante in einem Leben voll Scheitern und Stillstand.
Einschlägige Literatur, wie beispielsweise Bill Burfords Geil auf Gewalt. Unter Hooligans, hat gezeigt, dass es sich bei Hooliganismus nicht zwingend um ein Phänomen handelt, dem Gescheiterte und Kaputte erliegen. Spannender wäre in meinen Augen, was den Protagonisten trotz der Einschläge, die sich ihm nähren (die schwere Verletzung eines Freundes, der Ausstieg eines anderen), an diesem Hooligan-Ding festhält.
Auch sprachlich kann ich nur bedingt schlecht finden, dass es umgangssprachliche Elemente gibt. Das angeführte Beispiel ist einem Dialog entnommen, wobei gerade dort Winkler Stärke zeigt, indem er diese Dialoge lokal gefärbt und lebensnah gestaltet.
Nichtsdestotrotz, habe ich den Artikel mit Freude gelesen, weil ich lange darauf gewartet habe, dass es endlich eine Rezension auf literaturkritik.de dazu gibt.
Mit freundlichem Gruß
M. Knauer