Leserbriefe zur Rezension

Sozialkitsch

Es kostet Überwindung, Mankells Hörstück "Zeit im Dunkeln" durchzustehen

Von Roman Kern


Andreas Rathke schrieb uns am 09.05.2007
Thema: Roman Kern: Sozialkitsch

Es kostet Überwindung Roman Kern In Gänze durchzustehen

Den ersten gravierenden Fehler macht Kern aufgrund offensichtlich mangelhafter Recherche:
Mankell hat kein Hörstück geschrieben sondern ein Theaterstück. Dieses wurde als Hörspiel aufbereitet.
Hätte Kern, der ja sonst eifriges Recherchewissen preisgibt (Susan Sontags faszinierendes Buch wird hier als Rechtfertigung seiner Kritikerthesen missbraucht!) das Theaterstück gelesen, wäre ihm deutlich geworden, dass die von ihm bemängelte aufklärerische Durchschlagskraft vielleicht, wenn überhaupt, am Hörspiel-Setting liegt, nicht aber am ebenso faszinierenden wie aufwühlenden Original von Mankell. Der übrigens 2003 in Frankfurt eine viel beachtete Aufführung selbst inszeniert hat. Ebenso viel beachtete Aufführungen gibt es in Berlin (mit Götz Schubert als Vater) und in Freiburg( mit Tabea Maire als Tochter und Andreas Rathke-mir-als Vater).
Der zweite Fehler liegt in der Tatsache begründet, dass Kern mit "Abstraktion" wenig bis nix am Hut zu haben scheint:"als gebe es keine geeigneten Sprecher, die afrikanische Flüchtlinge überzeugend darstellen können" Herr Kern: In Frankfurt hat Lambert Hamel den Vater gespielt, auch er "ohne Fluchthintergrund", und zwar mit einer unglaublichen Intensivität und Präsenz.
Der dritte entscheidenste Fehler liegt wohl daran, dass Kern ganz offensichtlich die Gelegenheit benutzt mit Mankell "abzurechnen" indem er die -zum Teil berechtigte- Kritik an der Hörspielform in eine generelle Kritik, die absolut unqualifiziert ist, am Stück und damit am Autor kleidet."..der Chronist.. säße hilflos in der abgestandenen Zugluft eines schäbigen Appartements..." Sehr billig und oberflächlich erscheint mir dies.
Das Stück Mankells hat eine wesentlich dezidiertere Kritik verdient.
Diskussionswürdig ist es allemal, wie wir am Ende unserer Aufführungen immer wieder feststellen. Auf keinen Fall aber so schlicht abzuqualifizieren, wie Kern es letztendlich, trotz intelektueller Exkurse (" gnadenlos abendländische Neurosen.."), tut. Vielleicht ist dies aber auch eine unbewußte Notwehrhandlung, um sich nicht mit der Atmosphäre und den klaustrophobischen Abwehrmechanismen einer Vater/Tochter Beziehung( auch um diese geht es) auseinandersetzen zu müssen. "Gute aber vom Intellekt her bürgerlich,intelektuelle Schauspieler können keine Flüchtlinge darstellen bzw. ihnen sprachlich Gestalt geben, vor allem auch wenn der Text zu abgehoben und oberflächlich ist" so ähnlich kann man Kerns Kritik zusammenfassen und merkt dabei, wie gnadenlos sie am wahren Gehalt von Mankells grandiosem Einakter vorbeisegelt.
Zugute zu halten ist Kern höchstens, dass er sich knapp eine Stunde( des offensichtlich genervten ) Hörens mit dem Stück beschäftigt hat und seine Phantasie keine Visualisierungen wohl zulassen wollte.Deshalb sollte er vielleicht 1. Das Stück mal lesen und 2. es sich vielleicht sogar auf der Bühne anschauen.
Er ist herzlich eingeladen, im Herbst eine unsrer nächsten Aufführungen zu besuchen. (Termine rechtzeitig im Internet)
Anderas Rathke - Theaterprojekt Wörnhör/Rathke


Pauline schrieb uns am 11.01.2016 als Antwort auf einen Leserbrief
Thema: Re: Roman Kern: Sozialkitsch

Ich find die ürprüngliche Rezension sehr gut, da sie meiner Meinung exakt das wiedergibt, was im Buch erzählt wird. Es ist nun mal sehr langweilig und schleppend, und wenn das so von Mankell gewollt war, sehr gut beschrieben, aber es ist das schlecheste Buch, was ich je gelesen habe.


Andreas Rathke schrieb uns am 09.01.2018 als Antwort auf einen Leserbrief
Thema: Re: Roman Kern: Sozialkitsch

Thema verfehlt
"Pauline" hat das Thema verfehlt. In meinem Leserbrief ging es darum, richtig zu stellen, dass es sich bei "Zeit im Dunkeln" um ein THEATERSTÜCK handelt. Es ging als nicht um das kritisierte Hörspiel geschweige denn um das reine Buch. Man MUSS es gesehen haben, weder gehört, noch gelesen!