Leserbriefe zur Rezension

Und Schopenhauer weinte

Zu Irvon D. Yaloms Roman "Die Schopenhauer-Kur"

Von Ludger Lütkehaus


W. Strowik schrieb uns am 21.08.2016
Thema: Ludger Lütkehaus: Und Schopenhauer weinte

Ich habe "Die Schopenhauer-Kur" vor Jahren gelesen, und diese Kur hat mir sehr gefallen. Und doch muss ich den Kritikpunkten des Autors teils recht geben.

Das Buch liest sich (für mich) wunderbar, es geht viel therapeutische Weisheit des Psychoanalytikers Yalom mit ein. Da klingt der Verriss von Herrn Lütkehaus zunächst ziemlich her(t)zlos.

Doch auch wenn ich das Buch öfters verschenke und weiterempfehle: Dass vieles in dem Roman etwas konstruiert wirkt, kann ich nicht bestreiten.

Es ist doch etwas viel Harmonie in der Geschichte. Die therapeutische Botschaft von Irvin D. Yalom ist sehr dominant und lässt das Werk stellenweise etwas märchenhaft erscheinen.

Aber muss denn ein Märchen wirklich durch und durch literarisch überzeugen? Oder lebt es nicht auch etwas von den Klischees? Von der Kraft der Bilder?

Vielleicht muss man Yalom zugestehen, dass er in erster Linie Therapeut ist. Man kann spüren, wie begeistert er von seinem Beruf ist, wie er dem Leser an Herz legt, sich emotional zu öffnen. Diese Botschaft ist (vom literarischen Standpunkt) doch etwas zu offensichtlich.

Wer sich aber für therapeutische Fragen interessiert und über die erwähnten Schwächen hinwegsehen kann, wird hier wie von einem Märchen verzaubert. So war es jedenfalls bei mir.