Leserbriefe zur Rezension

Stellt ihn vom Platz!

Eine rote Karte für Volker Zastrows geschlechterpolitische Rhetorik der Diffamierung

Von Andrea Geier


Benjamin Dannert schrieb uns am 23.06.2006
Thema: Andrea Geier: Stellt ihn vom Platz!

Sehr geehrte Frau Geier, Sie schreiben. "das laute glückliche Seufzen von Frauen, die endlich aufhören können zu arbeiten, wenn "der Mann da ist" - soll heißen: wenn sie heiraten? - hat bisher außer Herrn Schwägerl wohl kaum einer vernommen."

Hier irren Sie. In meinen privaten Umfeld kenne ich viele Frauen (berufstätig, 20-30 Jahre alt), die offen zugeben, es gut zu finden, wenn Sie so ca. ab 30 einen Mann haben, der sie versorgen kann, so dass sie mit der Arbeit aufhören können und sich um ihr Kind/Kinder kümmern dürfen. Denn nur wenige, die ich kenne, lieben ihren Job wirklich - und würden ihn daher langfristig gerne in mehr familiäre Verpflichtungen umwandeln. Natürlich hängt das auch von der Tätigkeit ab, die Frauen ausüben, bzw. dem entsprechenden Einkommen. Und das ist nicht gottgegeben. Denn bereits in der Spezialisierung auf die Berufswahl wird doch eine Vorentscheidung getroffen - studiere ich, strebe eine akademische oder wissenschaftliche Laufbahn an oder mache ich eine Ausbildung, um eher in "praktischen" Berufen arbeiten zu können? - so dass eine Willensentscheidung durchaus auch bei mühsamen Tätigkeiten wie Verkäuferin im Einzelhandel zugrundeliegt. Und niemand soll sich beschweren, wenn Männer mehr verdienen, weil bei ihnen Aussagen, wie ich sie bei einer Berufsumfrage von einer Abiturientin gelesen habe ("Ich hatte in Mathe 'ne 1, aber finde es trotzdem langweilig, möchte später lieber was mit Menschen machen"), einfach seltener anzutreffen sind. Und sie daher in hochqualifizierten und gut verdienenden Berufsgruppen wie Ingeneure, Informatiker usw. eher Platz finden als Frauen.


Luise F. Pusch schrieb uns am 28.06.2006
Thema: Andrea Geier: Stellt ihn vom Platz!

Fabelhafter Artikel! Ich selbst hatte Zastrows Auslassungen nicht gelesen, weil mir die FAZ nicht bekommt, aber viele Freundinnen hatten mich wütend darauf hingewiesen. Nun bekommen sie zur Beruhigung ihre Nerven den Hinweis auf diese wunderbare Rote Karte, damit sie sehen, daß so bösartiger Dumpfsinn jedenfalls nicht unwidersprochen bleibt.
Auf meiner Webseite www.fembio.org werde ich, wenn Sie erlauben, einen Link zu Ihrem Artikel legen.
Herzliche Grüße,
Luise F. Pusch


Carolina Brauckmann schrieb uns am 23.07.2006
Thema: Andrea Geier: Stellt ihn vom Platz!

Es erstaunt doch immer wieder, mit welcher Dreistigkeit die FAZ Autor/innen Platz einräumt für derart unqualifizierte und ideologisch aufgeheizte Essays wie Zastrows "Politische Geschlechtsumwandlung". Um so mehr Dank gebührt Andrea Geier. Sehr fundiert und dem Sarkasmus weitgehend nicht erlegen (was hier hilfreich ist) nimmt sie die krude Zastrow-Argumentation auseinander und zeigt die homophoben Anteile ebenso auf wie die erzkonservative Gesinnung des Autor. Dieser Artikel hätte in die FAZ gehört.
Danke, C. Brauckmann


Stefan Fuchs schrieb uns am 06.09.2006
Thema: Andrea Geier: Stellt ihn vom Platz!

Sehr geehrte Frau Geier,

Ihre Polemik gegen Zastrows Artikel "Politische Geschlechtsumwandlung" ist charakteristisch für die Hysterie und Intoleranz mit der "linksfeministische" Kreise auf kritische Artikel reagieren.
Zunächst einmal ist es festzuhalten, dass der Artikel gut recherchiert ist und die Recherchergebnisse stimmen.
Weil dies so ist, beschäftigen Sie sich auch nicht mit den recherchierten Fakten, sondern unterstellen dem Autor einfach bestimmte Aussageabsichten, v. a. natürlich die "reaktionäre" Einstellung "Frauen zurück an den Herd".
Das es dem Autor nicht um eine Kritik an berufstätigen Frauen, sondern umgekehrt umd eine Verteidigung von Hausfrauen und Müttern gegen feministische Kritik geht, interessiert Sie dabei nicht. Statt dessen werfen Sie dem Autor vor, ein wirklichkeitsfernes Leitbild hochzuhalten und die gesellschaftlichen Realitäten zu ignorieren. Tatsache ist aber, dass Hunderttausende, nein Millionen von Frauen in Deutschland, den Beruf der Hausfrau und Mutter gelebt haben oder noch leben und dafür Anerkennung verdienen. Ebenso wenig interessieren Sie sich für die Erkenntnisse, z. B. der Gehirnforschung, über die biologischen und für die Berufswahl relevanten Unterschieden zwischen Männern und Frauen.
In seinem Artikel weist Zastrow sehr zu Recht darauf hin, dass alle traditionellen Kulturen und Religionen den Menschen als Mann und Frau geschaffen betrachten und daraus normative Forderungen ableiten. Es kann niemanden überraschen, dass auch die moderne Wissenschaft die Differenzen zwischen Mann und Frau als Grundtatsache bestätigt.
Die "Gender- Ideologie" von Simone de Beauvoir, Michel Foucauld etc. hat eben diese Grundtatsache bestritten und die Vorstellung des "dritten Geschlechts" hervorgebracht. Diese bildet nachweislich den weltanschaulichen Hintergrund sowohl der Homosexuellebewegung als auch des radikalen Feminismus und damit indirekt auch der Politik des Gender Mainstreaming. Daraus folgt natürlich nicht automatisch, dass diese Politik verfehlt ist. Das ist wieder eine neue Diskussion.
Es bleibt das Verdienst Zastrows auf diese Hintergründe hingewiesen und damit eine höchst wichtige Diskussion angestoßen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Fuchs


birgit kreipe schrieb uns am 18.09.2006
Thema: Andrea Geier: Stellt ihn vom Platz!

Sehr geehrte Frau Geier

Danke für Ihren Artikel! Ich habe nach der Lektüre von Zastrows Elaborat (übrigens nicht das einzige dieser Art -  s. Zastrows neueste Attacke in FAZ - Online dieser Tage) Wut und
Übelkeit verspürt - und auch ich hätte nicht erwartet, daß sich die FAZ Redaktion die Mitverantwortung für diesen Schaum eines verwirrten Haßpredigers anzieht. Dies ist aber offenkundig und weiterhin der Fall. Ehrlich gesagt macht es schon etwas beklommen, welches Niveau von Journalismus (und Antifeminismus) auf diese Weise offenbar gesellschaftsfähig gemacht werden soll.


Also, nochmals: Vielen Dank für Ihren tollen Artikel!

Birgit Kreipe


Lena Waider schrieb uns am 14.06.2010
Thema: Andrea Geier: Stellt ihn vom Platz!

Ich finde, man sollte den Beitrag von Andrea Geier löschen, da er gegen Artikel 5 des GGs verstößt und damit verfassungswidrig ist. Gerade im Schlussabschnitt wird dazu aufgerufen, Volker Zastrow zu entlassen bzw. an der weiteren Ausübung seines Berufs zu hindern.

Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden, sagte Rosa Luxemburg dereinst. Dieses Prinzip haben Gleichheitsfeministinnen schon allzu oft missachtet, ganz eklatant im Fall Eva Herman, der fristlos gekündigt wurde, obwohl sie lediglich auf ein gesellschaftliches Problem aufmerksam gemacht hatte. Geschickt wurde eine Äußerung von ihr mit Nazi-Gedankengut in Verbindung gebracht, dabei distanzierte sich diese ganz klar davon:
"Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben…"

Inhaltlich ist der Artikel gleichfalls schwach. Ihm fehlt ein Mindestmaß an sachlich logischer Argumentation. Aber das ist Frau Geiers Sache. Mich stört vor allem die darin zum Ausdruck kommende verfassungswidrige Grundhaltung.