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• Eine neue Verlagsinitiative: die N-ISBN Hans Peter Roentgen
1.4.2009 8:35
1.4.2009 14:20
3.4.2009 12:09
 

Nachrichten

Betreff Eine neue Verlagsinitiative: die N-ISBN
Autor Hans Peter Roentgen
Datum 1.4.2009 8:35
Nachricht

 

Eine Initiative großer Verlage hat sich der vielen Klagen enttäuschter Leser, die in Büchern nicht das fanden, was sie sich erhofft haben, angenommen. In Zukunft wird das nicht mehr passieren. Denn jetzt gibt es den Entwurf zur N-ISBN, der im Herbst 2009 verabschiedet werden soll.

Die N-ISBN ist etwas länger und eigentlich ein Barcode. Dort findet sich alles über das betreffende Buch. Happy-End oder nicht, phantastische Elemente und falls ja, welche, und so weiter.

Da Menschen Barcode und lange Zahlenreihen nur schwer lesen und interpretieren können, wird es HIPTs (Heavy Impact Prose Tester) geben, Intel, Siemens und Random House basteln bereits eifrig an solchen. Der interpretiert die N-ISBN und übersetzt sie in Klartext. Nicht größer als ein USB Stick und schon weiß man alles über ein Buch.

Aber eigentlich hat der HIPT eine viel umfassendere, wichtigere Aufgabe. Der Benutzer kann über USB-Schnittstelle seine persönlichen Vorlieben eingeben. Dann leuchtet der HIPT rot auf, sobald ein Buch irgendetwas enthält, das der Benutzer nicht mag. Nie mehr böse Überraschungen! Nie mehr Fehlgriffe in der Buchhandlung! Nie mehr versehentlich was Neues lesen! Natürlich gibt es den HIPT auch bei Amazon, der Kunde sieht nur noch, was er kennt und liebt.

Dank der N-ISBN lässt sich auch kontrollieren, ob ein Buch einem Genre zugehörig ist oder nicht. Der Buchhandel ist begeistert. Niemand muss all das Zeugs mehr lesen, ungelernte Fachkräfte können die Bücher einsortieren und die Kunden beraten. Nie mehr historische Romane, deren Inhalt vom Standard abweicht! Verlagen droht in solchen Fällen ein hohes Bußgeld. In Zukunft gibt es nur noch genre-übliche genormte Bücher!

N-ISBN dient aber auch der Rationalisierung in der Buchbranche. Niemand muss jetzt all die Manuskripte lesen, es reicht ein Blick auf die N-ISBN. Passt ins Programm oder passt nicht. Autoren müssen keine dicken Leseproben mehr verschicken. Die Angabe der N-ISBN reicht.


Um Mißbrauch zu vermeiden und N-ISBNs, die getürkt wurden, um ungewöhnlichen Texten den Weg in den Massenmarkt zu bahnen, zu verhindern gibt es den Text-Tüv. Jedes Buch, jedes Manuskript muss sich diesem unterziehen und erhält zum Abschluss die entsprechende N-ISBN TÜV Plakette. Die Verbraucher können aufatmen. Fehltexte wie dieser Macbeth (phantastische Elemente im historischen Roman) werden in Zukunft nicht mehr vorkommen.

Verlage schreiben öffentlich ein Buchprojekt als N-ISBN aus (europaweit, versteht sich, das verlangt Brüssel), und Autoren bewerben sich und geben an, zu wieviel % ihr Manuskript der Vorlage entspricht. Der Buchmarkt wird endlich durchsichtig.

Doch das ist nicht alles. Microsoft plant einen HIPG (Heavy Impact Prose Generator), der in Zukunft genormte und genregeprüfte Romane schreiben und als Extension zu Word erhältlich sein soll. Allerdings rechnet man damit, dass dies noch etwa fünf Jahre dauern wird.

Doch die Autoren dürfen aufatmen. Auch wenn sie bald überflüssig sein werden, was das Verfassen von Romanen angeht, nötig sind sie auch in der schönen neuen Welt der N-ISBN. Schließlich gehört ein Autorenname aufs Cover, HIPG V3.3.27a macht sich da nicht so gut. Und wer geht in die Talk-Shows, gibt Interviews zu dem Buch, verfasst kluge Artikel für die Feuilletons? Also keine Angst, Autoren wird man immer brauchen, wenn auch nicht zum Romanschreiben.

 

 
Betreff Re: Eine neue Verlagsinitiative: Die N-ISBN
Autor Christine
Datum 1.4.2009 14:20
Nachricht

Ist das ein Aprilscherz?

 
Betreff Re: Re: Eine neue Verlagsinitiative: Die N-ISBN
Autor wibke
Datum 3.4.2009 12:09
Nachricht

Nicht doch ;-) - alles ernst ...