Kulturjournal

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Betreff Re: Finanzkrise und Kultur: Unser Zukunftsverbrauch ist zu hoch - Hinweis auf A. Koschorke „Die vierte Etappe“
Autor Laslo Scholtze
Datum 1.02.2009 19:07
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Unbedingt empfehlenswert in diesem Zusammenhang: Albrecht Koschorke "Die vierte Etappe" (erschienen in der SZ vom 30.10.2008 und unter http://www.exc16.de/cms/fiktion-zukunft.html)

Koschorke macht darauf aufmerksam, dass wir einen Zustand global-gesellschaftlichen Entwicklung erreicht haben, an dem das Prinzip der "Abschöpfung von Gewinnen bei Externalisierung der Kosten" zusehends weniger funktioniert. Dumm nur, dass wir uns so daran gewöhnt haben.

"Der Mechanismus der Auslagerung funktioniert jedoch nur, wenn es eine Systemumwelt gibt, mit der man nachher nicht in Berührung kommt, die „draußen“ bleibt wie Schmutz vor der Haustür. Aber die globalisierte Welt hat kein solches Außen mehr, auch nicht in der Zukunftsdimension." Kann man in diesem Kontext noch ernsthaft das Mantra vom unverzichtbaren "Wachstum" weiterbeten?

Die globale Raumzeit krümmt sich in sich selbst zurück, die Rückkopplungseffekte werden immer unmittelbarer: Das gilt für unser Biosystem ebenso wie für gesellschaftliche Dynamiken im Zeichen der Globalisierung wie auch für finanzwirtschaftliche Luftnummern mit Tsunami-Potential. Der Spielraum für irrationale Exzess- und selbst für scheinbar gemäßtigte Praktiken wird enger. Vor allem auch in zeitlicher Hinsicht.

Koschorke stellt die Frage, wieweit wir uns in den "dichten Interdependenzien der globalen Wirtschaft" schon verfangen haben. Sicher scheint jedenfalls: "Zukunft lässt sich nicht mehr als vorgezogene Sozialprämie verteilen." Nicht an die globale Wall Street, nicht länger zulasten der Biosphäre, nicht auf einem Planeten, dessen Menschheitspopulation in der gewaltigen Dynamik eines exponentielles Wachstums begriffen ist.

Lehrreich auch, wie Koschorke die gegenwärtige Situation unter dem Aspekt des "Imaginären" einordnet - denn spätestens seit "der Abschaffung des Goldstandards 1971 besteht die einzige Deckung für die weltweiten Geldströme in Vertrauen – also in einem Kredit, den das System auf sich selber aufnimmt."

 

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