Kulturjournal

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Betreff Feuilletonjournalismus/Die fehlende Liebe zum Detail
Autor Mario Alexander Weber
Datum 11.07.2005 12:10
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Geärgert habe ich mich gestern über den ganzseitigen Aufmacher im Feuilleton der „FAS“. Dort schreibt in einem insgesamt eher uninspirierten Artikel Michael Alten, dass sich auf dem Cover des Beatles-Albums „Sgt. Pepper“ Hinweise auf John Lennons Tod finden würden. Das ist eine uralte Beatles-Legende, doch handelte es sich bei den von Fans herbeiphantasierten Hinweisen nicht um John Lennon, sondern um Paul McCartney, Stichwort: „Paul is dead.“ Es existiert darüber ein wunderbarer deutscher Fernsehfilm gleichnamigen Titels, diverse Fanbücher beschäftigen sich ausschließlich mit den versteckten Botschaften im Beatles-Kosmos. Über das Cover von „Sgt. Pepper“ hat unlängst Walter Grasskamp ein eigenes Buch geschrieben (erschienen bei Wagenbach). – Kurzum: Die Beatles sind in der Popgeschichte ja nicht ganz unwesentlich. Lennon mit McCartney verwechseln, ein Fehler, als ob man „Die Glocke“ Goethe zuschieben würde. – Vielleicht ein bisschen gemein, aber ich habe kürzlich in der New Yorker „Village Voice“ einen ähnlichen Artikel über Mixtapes in Zeiten des iPod gelesen, ein Lesegenuss mit unzähligen klugen und überraschenden Querverweisen. In letzter Zeit, so mein Eindruck, häufen sich in der „FAS“ die nichts sagenden, ein wenig oberflächlichen Artikel – leider. Hoffentlich bald wieder „It’s getting better all the time“, um Paul zu zitieren.

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