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Autoren : Neumann, Franz Leopold

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Franz Leopold Neumann, geb. im Mai 1900 als Sohn einer jüdischen Familie von eher kleinbürgerlichem Zuschnitt, studierte Jura, Philosophie und Nationalökonomie in Leipzig, Rostock und Frankfurt am Main. Hier wurde er mit einer rechtsphilosophischen Arbeit zum „Verhältnis von Staat und Strafe“ promoviert. 1918 in die SPD eingetreten, verbrachte er zwischen 1925 und 1927 prägende Jahre als Dozent an der gewerkschaftseigenen "Akademie der Arbeit" sowie als Assistent des sozialdemokratischen Arbeitsrechtlers Hugo Sinzheimer. 1928 ging Neumann nach Berlin, teilte sich mit Ernst Fraenkel, auch dieser ein Schüler Sinzheimers, ein Anwaltsbüro, wurde Syndikus der Bauarbeitergewerkschaft und ab 1932 der SPD. Seine Publikationen aus dieser Zeit atmeten den Geist eines aktivistischen sozialdemokratischen Reformismus. Sein Plädoyer, die sozialstaatlichen Postulate der Reichsverfassung energisch zu nutzen und weiterzuentwickeln, fand in den Machtverhältnissen der späten Weimarer Republik allerdings keinen Resonanzboden. Der drohenden Verhaftung durch die Organe der sich rasch etablierenden NS-Diktatur entzog sich Neumann im Mai 1933 durch Flucht nach London, wo er an der "London School of Economics" mit einer Arbeit über die „Herrschaft des Gesetzes“ einen zweiten Doktortitel erwarb. 1936 ging er nach New York, wurde Mitarbeiter des von Max Horkheimer geleiteten „Instituts für Sozialforschung“ und veröffentlichte 1942 die bahnbrechende Studie über Theorie und Praxis des nationalsozialistischen Herrschaftssystems („Behemoth“). Unmittelbar danach begann sein Beitrag zu den Kriegsanstrengungen der USA, zunächst im Beirat des "Board of Economic Warfare", dann im "Office of Strategic Services". Nach Kriegsende arbeitete er im Rahmen der Nürnberger Prozesse im Team des amerikanischen Richters Robert Jackson. 1948 wurde er auf eine Professur an der New Yorker Columbia University berufen. Neumann gehört zu den prägenden Figuren der modernen, an Problemen der historischen und gegenwärtigen politischen Theorie interessierten Politikwissenschaft. Während seiner Besuche in Deutschland engagierte er sich beim Aufbau der Freien Universität in Berlin. 1954 stirbt er bei einem Autounfall in der Schweiz.

J.F.

Quellen:
Raffaele Laudani (Hrsg.): Im Kampf gegen Nazideutschland, Frankfurt 2016, S. 31 f.
Alfons Söllner: Neumann zur Einführung, Hannover 1982.
Gert Schäfer: Franz L. Neumann – biographische Skizze, in: Joachim Perels (Hrsg.), Recht, Demokratie und Kapitalismus, Baden-Baden 1984, S. 211-215.

Artikel über Neumann in literaturkritik.de:

Sozialwissenschaftliche Gegnerforschung.
Die deutschen Emigranten Franz Neumann, Herbert Marcuse und Otto Kirchheimer versorgten im Krieg den amerikanischen Geheimdienst mit Analysen über das NS-System
Von Jens Flemming
Ausgabe 06-2017




Aktualisiert am 2017-05-24 20:46:09
 
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