Erinnern kompakt

Ein Sonderheft der Zeitschrift für deutsche Philologie über die Begriffe "Erinnerung" und "Gedächtnis"

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das vorliegende Sonderheft der "Zeitschrift für deutsche Philologie" versammelt 14 Aufsätze unter dem übergreifenden Titel "Das Gedächtnis der Literatur". Dabei handelt es sich zwar nicht um eine allgemeine Studie zu den Begriffen "Erinnerung", "Gedächtnis in der Literatur", aber um die Zusammenfassung der Vorträge einer im April 2005 an der Universität Paderborn unter dem Titel "Das Gedächtnis der Literatur. Konstitutionsformen des Vergangenen in der Literatur des 20. Jahrhunderts" veranstalteten Tagung. Bei der Durchsicht des Bands wird eine leichte Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt des Heftes deutlich.

Einer kurzen Einführung durch die Herausgeber folgen zwei Sektionen: "Literatur als Gedächtnis" und "Nationalsozialismus, Antisemitismus und Shoah". Dem ersten Teil sind sechs Beiträge zugeordnet, der zweite Abschnitt besteht aus acht Aufsätzen. Vor allem Autoren werden thematisiert: Kafka, Brecht, Dürrenmatt, Heiner Müller, Peter Weiss, Werner Fritsch, Heinrich Heine, Ernst Jünger, Nelly Sachs, Johnson, Bachmann, Koeppen und Ruth Klüger, um nur einige zu nennen. Bei der Lektüre wird schnell deutlich, dass es vor allem der Begriff der "Erinnerung" ist, der die meisten Aufsätze miteinander verbindet: Welche Bedeutung hat das "Erinnern" bei den einzelnen Autoren? - so lautet die verbindende Frage.

Die Lektüre der Beiträge überrascht positiv und entspricht weitgehend dem, was der Titel des Bands an Erwartungshaltungen beim Leser erzeugt. Die Aufsätze warten meistens mit gründlichen Überlegungen auf und bieten einen guten Überblick zu dem oder den Autoren. Die Herausgeber formulieren den im Band erfüllten Anspruch so: "Die folgenden Beiträge stellen [...] die Frage in den Mittelpunkt, wie das Gedächtnis der Literatur Inhalte organisiert und formt. Sie begreifen Literatur als einen ästhetisch höchst komplexen, aktiven Gedächtnisspeicher, der in der Dialektik von Faktum und Fiktion, von Abgrenzung und Integration, Erinnerungen allererst schafft." Der Band bietet interessante Diskussionsbeiträge zur aktuellen Diskussion über eine so genannte "Erinnerungs- und Gedächtniskultur" und verdient entsprechende Beachtung in den Literatur- und Geschichtswissenschaften.


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Alo Allkemper / Norbert Otto Eke (Hg.): Zeitschrift für deutsche Philologie. Sonderheft zum Band 125: Das Gedächtnis der Literatur. Konstitutionsformen des Vergangenen in der Literatur des 20. Jahrhunderts.
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2006.
197 Seiten, 49,80 EUR.
ISSN: 00442496

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