Johan Frederik Hartles "Der geöffnete Raum. Zur Politik der ästhetischen Form"

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die kulturwissenschaftliche Debatte hat in den letzten Jahren eine paradigmatische "räumliche Wende" in den Blick genommen. Raum wird darin nicht nur als ein Resultat, sondern auch als Voraussetzung sozialer Praxen zum Thema. Das Buch "Der geöffnete Raum" widmet sich der Frage, welche Konsequenzen aus dieser räumlichen Konkretion von Kultur und Gesellschaft für das Verständnis der bildenden Künste zu ziehen sind. Wenn sich diese nämlich in der Tradition von Lessings Laokoon-Essay als "Raumkünste" bestimmen lassen, dann stellt sich auch die Frage nach ihrem gesellschaftlichen Charakter von neuem.

Johan Frederik Hartle trägt die kategoriale räumliche Wende in die Ästhetik hinein und rückt das ästhetische Feld damit auch näher an das politische heran. Im Lichte der "räumlichen Wende" gewinnt die räumlich-ästhetische Praxis einen bestimmbaren gesellschaftlichen Gehalt. Räumliche Form wird als politischer Einsatz erkennbar. "Der geöffnete Raum" lässt damit einen ästhetisch-politischen Ariadnefaden erkennen, der den Prozess ästhetischer Modernisierung insgesamt durchzieht. Schlüsselmomente der Architektur-Avantgarde und einschlägige Kunstströmungen zwischen Psychogeografie und Anarchitektur werden durch Hartles Deutungsvorschlag plausibel.

J.H.

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Titelbild

Johan Frederik Hartle: Der geöffnete Raum. Zur Politik der ästhetischen Form.
Wilhelm Fink Verlag, München 2006.
270 Seiten, 34,90 EUR.
ISBN-10: 3770543521

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