Eine kleine Liebeserklärung

"Das Buch der Bücher" ist eine wunderbar unterhaltsame und interessante Fundgrube

Von Andreas Mair am TinkhofRSS-Newsfeed neuer Artikel von Andreas Mair am Tinkhof

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das kleine Büchlein mit nicht einmal 150 Seiten kommt mit einem großen Titel daher: "Das Buch der Bücher" heißt es, und mit ihm haben sich die Autoren Olaf Irlenkäuser und Rainer Vollmar daran gemacht, uns all das über Bücher zu erzählen, was wir schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten. Und so präsentieren die Autoren in zahllosen Listen und Tabellen sowie kurzen Textchen Interessantes, Wissenswertes und manchmal auch Kurios-skurriles aus der Welt der Bücher und der Literatur.

So erfährt der Leser beispielsweise, was Goethes "Faust", Falladas "Kleiner Mann was nun?", Bölls "Irisches Tagebuch" und Becketts "Warten auf Godot" gemeinsam haben, und es sind Bücher aufgezählt, die etwas mit dem Billard-Sport zu tun haben: von Bölls "Billard um halb zehn" über Ralph Eckerts "Modernes Pool, Techniken und Training" bis zu Werner H. Schönherrs "Billard mit den Sternen. Neue Geschichten und Gedichte aus dem Töwerland". Es werden Mordmethoden in "Miss-Marple-Romanen" aufgelistet, "Die Perry-Rhodan-Zyklen" verhandelt - ebenso wie die "Schwerpunktthemen der Frankfurter Buchmesse". In über das ganze Buch verteilten Rubriken werden kurz und bündig Fachausdrücke aus der Buchproduktion ("Kolumnentitel", "Brotschrift", "Dünndruck" oder "Cicero") erklärt, berühmte "Romananfänge" abgedruckt oder "Erlernte Berufe von Autoren" und "Autoren, die Selbstmord begangenen haben" aufgelistet. Eines unter den besonderen Schmankerln aus dem "Buch der Bücher" ist eine Auswahl von "Kundenwünschen", die an den Frankfurter Buchhändler Gérard Otremba herangetragen worden sind wie beispielsweise: "Ich hätte gerne ein Buch für einen intelligenten Einjährigen." - "Wo stehen denn hier die Ansichten eines Hochstaplers von dem Autor Felix Krull?" - "Ich habe vor einem Jahr in London ein Buch gesehen mit orange-blauem Einband. Ist das inzwischen übersetzt?"

Insgesamt ist "Das Buch der Bücher" eine abwechslungsreiche und amüsante Fundgrube für alle Bücherfreunde, die in ihr ausgiebig blättern und schmökern können. Das Büchlein mit seinem grasgrünen Leinenumschlag ist rundherum edel und auch in Details liebevoll aufgemacht, selbst das Lesebändchen ist erläuternd beschriftet: "Leseband". Jedem, der es in die Finger bekommt, wird schnell klar, dass die beiden Autoren "Das Buch der Bücher" vor allem deshalb geschrieben haben, weil Bücher und Literatur ihre großen Leidenschaften sind: Mit dem "Buch der Bücher" haben sie eine kleine, bibliophile Liebeserklärung an ihr Medium vorgelegt. Irlenkäuser, ein gelernter Buchhändler, der Slawistik, Germanistik und Osteuropäische Geschichte studiert hat, und Vollmar, ebenfalls gelernter Buchhändler und studierter Germanist sowie Buchwissenschaftler, gelingt es zweifelsohne, ihre Leidenschaft an ihre Leser weiterzugeben: Darum sei dieser Band allen nachdrücklich empfohlen, für die Bücher mehr sind als schnödes bedrucktes Papier.

(P.S.: Was Goethes "Faust", "Kleiner Mann was nun?", das "Irische Tagebuch" und "Warten auf Godot" nun verbindet? Sie alle wurden jeweils als erster Band in bedeutenden Taschenbuchreihen veröffentlicht!)


Titelbild

Olaf Irlenkäuser / Rainer Vollmar: Das Buch der Bücher.
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006.
144 Seiten, 15,00 EUR.
ISBN-10: 3455500080

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