Ungeziemend radikal

Zur Wiederauflage der Schriften Olympe de Gouges, der von französischen Revolutionären aufs Schafott geführten Feministin

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In einem Nachruf aus ihrem Todesjahr 1793 schleuderte ein misogyner Autor Olympe de Gouges hinterher, das Gesetz habe sie bestraft, weil sie "vergessen" habe, "was sich für ihr Geschlecht geziemt". Wozu ganz offenbar nicht zählte, sich dafür einzusetzen, dass die von den Herren Revolutionären propagierten Rechte auch für die Hingerichtete und ihre Geschlechtsgenossinnen gelten sollten. Denn genau dafür war die Verfasserin der "Erklärung der Rechte der Frau" und zahlreicher anderer Schriften verschiedener Textgattungen auf die Guillotine geschickt worden.

Im Berliner Parthas Verlag wurde nun ein 1980 erstmals bei Stroemfeld verlegter Band mit Texten de Gouges' neu herausgegeben. Zunächst einmal sticht die für ein solches Buch ungewöhnliche Aufmachung ins Auge, die sich etwa in den 16 Illustrationen von Anette Meurer niederschlägt, sämtlich farbig reproduziert. Sie machen deutlich, dass sich das Buch nicht etwa nur an HistorikerInnen und andere WissenschaftlerInnen richtet, sondern ganz allgemein an ein Publikum, dass sich für die Ursprünge des modernen Feminismus interessiert. Denn für diesen dürfte wohl niemand wichtiger gewesen sein als eben Olympe de Gouges.

Zwar wurde ihre bekannteste Schrift "Die Rechte der Frau" (inklusive einer umfangreichen Einführung von Karl Heinz Burmeister) zuletzt im Jahre 1999 neu herausgebracht (vgl. literaturkritik.de 4/2004). Die meisten der für den vorliegenden Sammelband von Gabriela Wachter zusammengestellten 19 Texte waren hierzulande jedoch für Jahrzehnte nicht so ohne weiteres zugänglich. So etwa der Auszug aus "Der weise Fürst", ihr "Rechenschaftsbericht meine Moral betreffend" oder ihre "Prognose Maximilian Robbespiere betreffend".

Der Rückblick auf die Ideen der feministischen "Mütter und Großmütter", den Elke Ferner im Nachwort heutigen Frauenrechtlerinnen empfiehlt, kann im Fall Olympe de Gouges nun also auch in Deutschland wieder etwas genauer ausfallen. Dabei zeigt sich, dass de Gouges Schriften durchaus nicht nur von historischem Interesse sind. Denn, konstatiert Ferner, einige ihrer Postulate klingen "auch heute noch radikal".


Titelbild

Olympe de Gouges: Die Rechte der Frau und andere Schriften. Zum 70. Geburtstag von Inge Wettig-Danielmeier. Mit einem Nachwort von Elke Ferner.
Herausgegeben von Gabriela Wachter.
Parthas Verlag, Berlin 2007.
190 Seiten, 24,00 EUR.
ISBN-13: 9783866012738

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