Schuldiges Schweigen - Rolf-Bernhard Essig und Reinhard M. G. Nickisch geben einen Anthologie mit offenen Briefen von Martin Luther bis Ulrike Meinhof heraus

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Selbst Angela Merkel schreibt Offene Briefe: an die "Lieben Bürgerinnen und Bürger". Doch diese Politwerbung, für die 2,95 Millionen Euro Steuergelder verschwendet wurden, ist nur die Schwundstufe einer ebenso spannenden wie einflussreichen publizistischen Form.

Wie vor allem Autorinnen und Autoren Offene Briefe einsetzten, um zu ehren, zu schmähen, zu mahnen, zu bekennen oder sich wichtig zu machen, wie sie durch die Publikation der Briefe Ruhm und Schande auf ihre Häupter häuften, wie erfolgreich oder erfolglos diese Schreiben waren, zeigt diese Sammlung von 28 Beispielen aus fünf Jahrhunderten.

Da hetzt Thomas Müntzer zum Kampf, Louise Otto fordert Arbeitsplätze für Frauen, Heinrich Heine macht sich über das Verbot des "Jungen Deutschland" lustig, Heinrich Mann fordert von Reichskanzler Gustav Stresemann eine "Diktatur der Vernunft", Thomas Mann brandmarkt die Nazis als Kriegstreiber, Bertolt Brecht klagt die Wiederbewaffnung an, Ulrike Meinhof konfrontiert die elegante Farah Diba mit der hässlichen persischen Wirklichkeit und Frank Schirrmacher klagt Martin Walser an, mit "Tod eines Kritikers" ein Buch voll antisemitischer Klischees geschrieben zu haben.

Alle Briefe werden vollständig abgedruckt und von den Herausgebern Rolf-Bernhard Essig und Reinhard M. G. Nickisch kommentiert. Eine Einleitung zeichnet ein kurzes Porträt der Gattung, ein Personenregister erleichtert die Handhabung.

R.-B.-E.


Titelbild

Rolf-Bernhard Essig / Reinhard M. G. Nickisch (Hg.): Wer schweigt, wird schuldig ! Offene Briefe von Martin Luther bis Ulrike Meinhof.
Wallstein Verlag, Göttingen 2007.
270 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783835302174

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