Interdisziplinäres Profil - Ein Sammelband zur Aufklärung in Berlin

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der vorliegende Sammelband erscheint als dritter Band in der Reihe der "Kulturwissenschaftlichen Studien" zur Berliner Aufklärung. Was es mit dieser Reihe und der Publikation auf sich hat oder was der Band beabsichtigt, kann der Leser nur dem kurzen "Klappentext" auf der Rückseite des Umschlages entnehmen: "Die Berliner Aufklärung ist ein kulturgeschichtliches Forum für Beiträge unterschiedlichster Fachdisziplinen, die sich auf Berlin und Brandenburg im 18. Jahrhundert beziehen. [...] Die Berliner Aufklärung soll zum einen der Forschung durch ihr interdisziplinäres Profil neue Perspektiven und Impulse vermitteln, zum anderen einem vielseitig interessierten größeren Publikum wichtige Facetten aus der vielleicht glanzvollsten Epoche der deutschen Hauptstadt verständlich machen und anregend präsentieren." Über diese allgemeinen Hinweise hinaus erhält der Leser keine weiteren Orientierungshilfen. Die allgemeine inhaltliche Klammer der Beiträge scheint der Begriff "Aufklärung" zu sein. Darüber hinaus muss man sich schon anstrengen, um einen roten Faden in der Aufsatzsammlung zu finden. Aber da es sich in der Skizze zu dem Projekt wohl um ein ebensolches handelt, sollte man von einem "Forum" vielleicht auch nicht mehr erwarten.

Der Band wird mit einem Beitrag von Simone Zurbuchen unter dem Titel "Zur Entwicklung von der Toleranz zu Religionsfreiheit im historischen Kontext Brandenburg-Preußens am Beispiel von Pufendorf und Mendelssohn" eingeleitet, auf Mark-Georg Dehrmanns Beitrag "Shaftesbury in Berlin" folgt der Beitrag über "Benjamin Franklin und die Berliner Aufklärung". Texte über Daniel Chodowiecki und Johann Bernhard Basedow (Alex Potts), Friedrich Nicolai (Sandra Kerschbaumer), Karl PhilippMoritz (Ariane Neumann: Die pädagogischen Ambitionen von Karl Philipp Moritz in Berlin; Yvonne Wübben: Zur Transformation hermetischen Wissens in Karl Philipp Moritz' "Fragmenten aus dem Tagebuche eines Geistersehers") und über die Reiseberichte von Johann Friedrich Zöllner schließen sich an. Dass es dabei kein übergreifendes Erkenntnisinteresse des Bandes gibt, ist schade, aber verschmerzbar. Die thematische Strukturierung der Bände der Reihe würde die Buchkonzeption sinnvoller erscheinen lassen - andernfalls wäre eine Zeitschrift oder ein Jahrbuch die angemessene Publikationsplattform. Außerdem wäre bei der Heterogenität des Bandes zumindest ein Register zur inhaltlichen Erschließung hilfreich gewesen.

Über diese grundsätzlichen Kritikpunkte hinaus hält man einen ansprechenden mit Abbildungen illustrierten Band mit Essays aus verschiedenen Blickwinkeln auf den Forschungskomplex Berliner Aufklärung in Händen. Größtenteils gut lesbare Beiträge informieren auch über abgelegene Aspekte der Aufklärung, die in Berlin eines ihres Zentren hatte. Gespannt darf man wohl auf die folgenden Bände der Reihe sein.

T.N.


Titelbild

Ursula Goldenbaum / Alexander Košenina (Hg.): Berliner Aufklärung. Kulturwissenschaftliche Studien Band 3.
Wehrhahn Verlag, Hannover 2007.
240 Seiten, 25,00 EUR.
ISBN-13: 9783865250513

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