Versäumte Lektionen?

1968 und die Germanistik der BRD in ihrer Reformphase 1965-1975

Von Jörg SchönertRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jörg Schönert

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Grundlage dieses Beitrags sind zwei unterschiedliche Vortragsfassungen; der erste Vortrag wurde am 05. 02. 2008 gehalten in der (von Hans-Harald Müller und Myriam Richter im Wintersemester 2007/08 veranstalteten) Vorlesungsreihe zur Geschichte der Germanistik an der Universität Hamburg; der zweite Vortrag erfolgte am 15. 07. 2008 an der Universität Stuttgart auf Einladung des Instituts für Literaturwissenschaften und des Historischen Instituts / Abteilung für Geschichte der Naturwissenschaft und Technik.

1. Ein Rückblick

Spätestens seit Beginn des neuen Jahrtausends unserer Zeitrechnung werden an den Hochschulen nicht nur hierzulande die Türen zu Reformen von Lehre und Forschung unter heftiger Geräuschentwicklung weit aufgestoßen. Um besser einschätzen zu können, was es mit den lauthals angekündigten Neuerungen auf sich hat und wie weit sie zu tragen vermögen, lohnt sich ein Rückblick auf eine - ohne Zweifel - intensive Reformphase der Hochschulentwicklung, die mit der "Chiffre 1968" (Wolfgang Kraushaar) verbunden werden kann: auf den Zeitraum 1965-1975. Ich will diesen Rückblick fokussieren für die Fachgeschichte der Germanistik und die darauf bezogenen Aktionen der Protestbewegungen der Studierenden.

In einen solchen Rückblick werden über das Auswerten von Druckschriften aller Art hinaus (von historischen Flugblättern und Broschüren, von Lehrveranstaltungsankündigungen und Lehrpersonallisten bis hin zur aktuellen Forschungsliteratur) auch subjektive Wahrnehmungen und Erfahrungen einfließen; dies soll hier jedoch nicht zu einem weiteren erinnerungsseligen oder reumütigen "Mein 1968" führen. Nur so viel: Wenn man für 'die 1968er' diejenigen rubriziert, die zwischen 1940 und 1950 geboren wurden, dann gehöre ich zu den Älteren dieser Generationskohorte. Ich habe im Frühjahr 1968 mein Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität München mit der Promotion abgeschlossen und danach dort (also nicht an einem Brennpunkt des 1968er Geschehens) die Stelle eines Wissenschaftlichen Assistenten am Lehrstuhl von Walter Müller-Seidel (Neuere deutsche Literatur) angetreten. Wenn für die Zuschreibung '1968er' auch das Engagement in einer links-orientierten politischen Organisation oder Aktionsgruppe vorauszusetzen ist (wovon ich ausgehe), dann zählte ich zu den vielen 'kritischen Sympathisanten' der Studentenbewegung. Erst in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre war ich einer der gewählten Vertreter der Wissenschaftlichen Assistenten im Akademischen Senat der Universität München (mit dem seinerzeitigen Präsidenten Nikolaus Lobkowicz). 1980 habe ich die Universität München für eine C3-Professur an der RWTH Aachen verlassen; 1983 bin ich in eine C4-Professur an die Universität Hamburg berufen und nach dem Wintersemsemester 2006/07 in den Ruhestand versetzt worden. Ich hoffe, in den kommenden Jahren mehrere wissenschaftsgeschichtliche Arbeiten und ein größeres Projekt zur Fachgeschichte der Germanistik abschließen zu können.

Quellensammlungen und aktuelle Forschungsliteratur, die ich für die nachfolgende Skizze eines 'Zeitzeugen' ausgewertet habe, führe ich (um meine Darstellung zu entlasten) nicht - wie üblich - in den Details der referenzierenden Bezüge an; ich verweise zum Beschluss (stellvertretend für vieles) nur auf einzelne historische Dokumente und exemplarische Veröffentlichungen zur 'Geschichte der 1968er' sowie zur jüngsten Fachgeschichte der Germanistik. In literaturkritik.de werden die entsprechenden Publikationsbereiche regelmäßig mit Anzeigen und Rezensionen erschlossen (als "Herodote der Bewegung" gelten Wolfgang Kraushaar und Gerd Koenen - so Hans-Joachim Dahms 2007). Ich stütze mich zudem auf eine noch unveröffentlichte umfangreiche Dokumentation von Dr. Bernd Dammann, seinerzeit als Student der Soziologie und Philologie Fachschaftsvertreter an der Universität Münster (wir planen zusammen eine - mehrfach perspektivierte - Studie zur Fachgeschichte der Germanistik 1965-1975). Zur Erörterung der fachgeschichtlichen Probleme der Germanistik setze ich einen Schwerpunkt in dem mir vertrauten Bereich der Neueren deutschen Literatur. Schließlich greife ich auch zurück auf Materialien und Diskussionen aus einer Hamburger Lehrveranstaltung im Wintersemester 2006/07, meinem letzten aktiven Semester. Das Seminar im Aufbau-Modul galt den Protest- und Reformbewegungen um 1968, ihren literarischen Darstellungen und ihren Folgen für die Hochschulpolitik. Mit einem kurzen Ausblick auf Erfahrungen in der neuen Phase einer (technokratischen) Hochschulreform im Zuge des so genannten Bologna-Prozesses (1999ff.) schließe ich meine thesenhaft pointierten Ausführungen ab.

These 1:

1945 war politisch gesehen keine Stunde Null, sondern die dringlich aufzuarbeitenden Probleme der NS-Vergangenheit und die daraus resultierenden Konflikte wurden zugunsten der wirtschaftlichen Konsolidierung der Bundesrepublik in der so genannten Adenauerzeit verdrängt. Seit Beginn der 1960er-Jahre wurde dieses Moratorium Zug um Zug aufgehoben, die Konflikte wurden ausgetragen und durch die aktuellen Ereignisse verschärft. Die von den Alliierten der Bundesrepublik verordnete Demokratisierung war in praktizierte und reflektierte Demokratie umzusetzen - als eine zweite gesellschaftliche Modernisierung nach dem Zeitraum 1900-1930.

These 2:

Der Zeitraum 1965-1975 gilt für die Geschichte der Hochschulen in der seinerzeitigen Bundesrepublik Deutschland (BRD) und für die Fachgeschichte der geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen als Phase intensiver Reformdiskussionen und nachhaltiger Reformmaßnahmen. Diese Entwicklungen wären möglicherweise auch ohne die Protestbewegungen und Rebellionen, die mit der 'Chiffre 1968' angesprochen sind, vollzogen worden. Im Zuge von '1968' wurden sie jedoch in entschiedener Weise im öffentlichen Bewusstsein profiliert und reflektiert sowie institutionell beschleunigt.

1965 bis 1975 ist als Phase der politischen Geschichte in der BRD durch eine markante Folge von Konstellationen und Ereignissen bestimmt, die mehrfach mit der Studentenrevolte verknüpft sind. Dazu ein Datengerüst:

01.07.1965: In Berlin formiert sich eine Protestdemonstration von mehr als 10.000 Studierenden gegen die defizitäre Bildungspolitik (Unterfinanzierung der Hochschulen, unzureichende Studiensituationen, mangelhafte Erschließung von Begabungsreserven).
Dezember 1966: Große Koalition unter Bundeskanzler Kurt Kiesinger.
10.12.1966: Rudi Dutschke fordert dazu auf, eine 'Außerparlamentarische Opposition (APO)' zu bilden.
02.06.1967: Der Polizist Kurras erschießt den Anti-Schah-Demonstranten Benno Ohnesorg.
01.11.1967: Im Audimax der FU Berlin findet die Gründungsversammlung zu einer 'Kritischen Universität' statt.
11.04.1968: Attentat auf Rudi Dutschke; Demonstrationen und Blockaden gegen die 'Hetze' der Springer-Presse.
Mai 1968: Die Studentenproteste sind ein weltweites Politikum (insbesondere in Frankreich und den USA).
Mai 1968: In der BRD werden ungeachtet der gemeinsamen Proteste von Gewerkschaften und Studierenden die so genannten Notstandsgesetze verabschiedet.
Juni 1969: An der FU Berlin (und daraufhin auch an anderen Universitäten) wird die "Rote Zelle Germanistik" (ROTZEG) gegründet; sie will eine "revolutionäre Berufspraxis im Klassenkampf" vorbereiten.
Oktober 1969: Die SPD-FDP-Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt: "Wir wollen mehr Demokratie wagen".
1973: Beginn des wirtschaftlichen Abschwungs.
Mai 1975: Beginn des Prozesses gegen die Baader-Meinhof-Gruppe in Stuttgart-Stammheim.
1975: Beendigung des Vietnamkriegs.

These 3:

Die Bedeutung der Studentenbewegung wird vielfach überschätzt, was entscheidende gesellschaftliche Prozesse wie Umverteilung von Macht und Einfluss (oder gar Eigentum) anbelangt. Sie hat aber erheblich zur Veränderung von Haltungen und Einstellungen (von Mentalitäten, Lebensstilen, Kommunikationsweisen), zum Abbau von Autorität und Rollenfixierungen, zu Toleranz und Umweltbewusstsein beigetragen. Doch wurden damit auch mächtige Gegenbewegungen ausgelöst oder gestärkt.

Die politischen und kulturellen Veränderungen der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre in der BRD werden nicht hauptsächlich durch die Studentenbewegung verursacht, sondern diese generationenspezifische Rebellion ist Teil übergreifender Entwicklungen, die bereits in den frühen 1960er-Jahren in Gang kommen. Aus der Revolte der Studierenden wird keine Revolution, kein gesellschaftlicher Umsturz. Dazu hätte es nach gut marxistischer Lehre eines Bündnisses mit der Arbeiterklasse bedurft, das nicht einmal in Ansätzen zustande kam.

Allerdings haben die Studentenproteste, die bereits vor dem Jahr 1968 in der Öffentlichkeit wahrgenommen und diskutiert wurden, dafür gesorgt, dass seit Mitte der 1960er-Jahre die Bildungs- und Ausbildungsfragen (und insbesondere das Studienangebot der Universitäten und Hochschulen) hohe Priorität in der Politik erhielt. Auch der Hochschulbereich wurde in der Folgezeit nicht 'revolutionär' umgestaltet, sondern 'die Obrigkeit' wurde zu Reformen gedrängt; sie behielt jedoch den Reformprozess ständig unter Kontrolle. Durchsetzen ließen sich in der Regel nur solche Vorstellungen, die von der großen Gruppe der Studierenden, Assistenten und Dozenten sowie von wenigen professoralen Frondeuren gemeinsam getragen wurden. Zumeist war zudem die Duldung durch liberale Hochschullehrer und leitende Mitarbeiter in den Ministerien und Behörden vonnöten.

Auch in den Veränderungen von Mentalitäten, Lebensstilen und Kommunikationsweisen, die sich nach 1960 abzeichneten, waren 'die 1968er' eher Katalysatoren als Verursacher. Für den hier zu traktierende Zusammenhang von '1968', Hochschulreform und Fachgeschichte der Germanistik waren insbesondere Kritik und Abbau von Autoritätsstrukturen wichtig - von staatlichen Institutionen (wie Schule und Hochschule) bis hinein in Familien. Dadurch bedingte Diskontinuitäten wurden gegenüber dem Beharren auf kontinuierlichen Entwicklungen privilegiert. Programmatisch wurden Normierungen und Regeln aufgebrochen zugunsten von Spontaneität oder Pseudo-Spontaneität (beispielsweise in der Mode, in der Popkultur, in der Sexualität). Aufgenommen wurden diese Tendenzen im Schul- und Hochschulbereich durch neue Formen rasch zu vollziehender Kommunikation - mit Hektografien und den ersten Xerokopien. Flugblätter, Papers, Reader und broschierte Zeitschriften sorgten für raschen Umschlag von Informationen; wissenschaftliche Literatur erschloss sich den preisgünstigen Taschenbuchbereich (etwa mit dem spektakulären Beispiel der "edition suhrkamp").

Öffentlichkeit für studentische Aktionen wurde mit Demonstrationen und happenings auf der Straße hergestellt. Hearings, go-ins, sit-ins, teach-ins und auch love-ins wurden zu neuen Aktionsformen in den Universitäten - und dabei waren zumeist die Medien, die Tageszeitungen, Magazine und das Fernsehen präsent. Aus ersten Störungen und Auflösungen von Lehrveranstaltungen, aus dem Umfunktionieren zugunsten von hochschulpolitischen Diskussionen entwickelten sich die Besetzungen von Diensträumen mit Gewalt gegen Sachen und auch gegen Personen - bis hin zu Auswüchsen eines studentischen Terrors, der sich ab 1969 insbesondere gegen die ,scheißliberalen' Professoren richtete, um sie als 'Amtsträger' zu demaskieren; in den Demonstrationen und Kundgebungen 1965/66 standen viele von ihnen noch aktiv an der Seite der Studierenden.

Die Studentenrevolte hatte 1967-1969 ihre 'heiße Phase'. Ab 1970, verstärkt ab 1973, zersplitterte sich die Bewegung in konkurrierende politische Richtungen oder versorgte die unterschiedlichen Ausstiegsszenarien in der Hippie- und Drogen-Szene, in den Alternativbewegungen von Ökologie und Feminismus. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS), 1946 gegründet, löste sich bereits im Frühjahr 1970 auf. Für viele der Aktionisten begann der 'Marsch durch die Institutionen', die Parteien, Gewerkschaften, Ministerien und Universitäten (wobei Konzepte- und Gesinnungswechsel nicht ungewöhnlich waren - exemplarische Biografien harren ihrer Auswertung); eine gewaltbereite Minderheit organisierte sich in der RAF. Die ,Roten Zellen' in den Fächergruppen der Universitäten waren noch bis Ende der 1970er-Jahre aktiv. Die auslaufende Revolte kontrollierte und kanalisierte der Staat mit verstärkten Spitzel-Überwachungen und Repressionen (insbesondere mit dem Instrument 'Radikalenerlass / Berufsverbot').

2. Impulse aus der Hochschulpolitik zur Reform 1965-1975

These 4:

Die sich mit Beginn der 1960er-Jahre abzeichnende Bereitschaft zu Veränderungen und Reformen im Hochschulbereich erhält ab 1965 eine doppelte Orientierung: Zum einen wird sie fiskalisch und bürokratisch angelegt - mit Ausbau- und damit einhergehenden Regulierungsmaßnahmen zur Bewältigung der erheblich erhöhten Kontingente von Studierenden (technokratische Reform), zum anderen in der Reform der hochschulpolitischen Konstellationen und Entscheidungsabläufe sowie der Ausbildungsziele und Studienangebote (inhaltliche Reform). Diese unterschiedlichen Orientierungen wurden in Einzelmaßnahmen auch zusammengeführt; in der Regel markieren sie jedoch einen Antagonismus, der bis heute gilt.

2.1. Reformvorgaben aus der 'Machtzentrale'

Bereits Ende der 1950er-Jahre setzten in der BRD fiskalische und bildungspolitische Planungen zum Ausbau der Hochschulen ein (vergleiche die "Empfehlungen des Wissenschaftsrats" von 1960); zudem begann eine wissenschaftspolitische Diskussion zum Rückstand in der internationalen Forschung. Die Fragen nach Ausbildungskapazität und Leistungsfähigkeit der Hochschulen kulminierten ab 1964 in der öffentlichen Aufmerksamkeit im Problem der von Georg Picht und anderen prophezeiten 'Bildungskatastrophe': Eine moderne Gesellschaft müsse vielen ihrer Mitglieder den Zugang zur höheren Bildung eröffnen. 1967/68 entwickelte die Westdeutsche Rektorenkonferenz Pläne zur Modernisierung der Universitäten und zur Erweiterung ihrer Kapazitäten (insbesondere durch neu zu gründende Hochschulen).

Im Oktober 1966 veröffentlichte der Wissenschaftsrat ein Gutachten zur "Neuordnung des Studiums", das zunächst die Phase bis 1970 erfassen sollte; ihm folgen 1970 die "Empfehlungen [des Wissenschaftsrats] zur Struktur und zum Ausbau des Bildungswesens im Hochschulbereich nach 1970". In beiden Denkschriften wird unter anderem Stellung genommen zur "Ausbildung im Fach Germanistik". Als Leitlinien gelten angesichts der enorm ansteigenden Studentenzahlen (im Sinne einer technokratischen Reform) überfüllungssteuernde Maßnahmen wie Regulierung des Hochschulzugangs (durch Numerus Clausus), regelmäßige Leistungskontrollen, punktuelle Zwischenprüfungen, Regelstudienzeiten und Zwangsexmatrikulationen. Bereits während der Diskussion und Ausarbeitung dieses Katalogs bürokratischer Vorgaben formierten sich die studentischen Proteste: Die Studienreform sollte sich primär auf die Inhalte des Studiums und hochschuldidaktische Fragen beziehen; hierfür hatte sich der Wissenschaftsrat im wesentlichen nur auf Empfehlungen zu mehr Berufs- und Praxisbezug in den Geisteswissenschaften beschränkt. Zudem sollte der Geist der Demokratie in die Hochschulen mit ihrem Erscheinungsbild der 'Untertanenfabrik' einziehen, die hierarchischen Strukturen der Ordinarienuniversität gebrochen und auch die anderen Personengruppen der 'academia', insbesondere die Studierenden, in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Die Reformdebatte sollte nicht bürokratisch, sondern politisch geführt werden - mit dem Ziel einer 'arbeitsteiligen, dialogischen Universität'. Auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrats von 1970 entsprachen nicht den Erwartungen an eine entschieden demokratisierende Hochschulreform.

Eine politisch schwere Geburt war das Hochschulrahmengesetz des Bundes, das 1975 nach langen und kontroversen Beratungen verabschiedet wurde und die Anpassung der Landeshochschulgesetze nach sich zog. Damit sollte "die immer drängender werdende umfassende Studienreform" vollzogen werden. Studienreform wurde nun vom Gesetz als Daueraufgabe verordnet, jedoch weiterhin vor allem im bürokratischen Sinn verstanden - so zum Aktualisieren von Studienplänen und Prüfungsordnungen und zur Kompatibilität von Studiengängen. Zudem wurden die Personalstruktur an den Hochschulen vereinheitlicht, ein Ordnungsrecht entwickelt, das Zulassungswesen neu geordnet, die Möglichkeiten studentischer Mitbestimmung eingeschränkt. Die Hochschulreform der 1970er-Jahre (und auch der Folgezeit) ist weithin eine Reform der Ministerien: technokratisch Organisation blockiert die inhaltlichen Ziele der Reformkonzepte aus den Hochschulen. Um 1975 verlieren die Impulse der Studentenbewegung nach ersten Teilerfolgen zur Demokratisierung der Hochschulen an Kraft; die spannungsreiche Reformphase erreicht ihr Ende. Das Jahr 1975 bedeutete angesichts der wirtschaftlichen Rezession in der BRD auch das Ende des Hochschulausbaus. Die Hochschulen sollten - so war es geplant - auf Zeit eine Überlast von Studierenden versorgen. Aus dieser zeitweiligen Überlast wurde infolge der bald einsetzenden Sparmaßnahmen in der Personalpolitik eine Dauerlast.

2.2. Reformforderungen der 'Basis'

Gegen die Empfehlungen des Wissenschaftsrats vom Oktober 1966 formierte sich im Laufe des Jahres 1967 erheblicher Protest. Zentrum war zunächst die FU Berlin, als weiterer Brennpunkt der Diskussionen und Aktionen galt Frankfurt am Main. Rasch wurden - mit untererschiedlicher Intensität - fast alle Universitäten der BRD erfasst, wobei sich an den einzelnen Universitäten wechselnde studentische Kerne in der politischen Organisation und in der theoretischen Begründung der Aktionen herausbildeten. Das Protestpotential wurde zunächst insbesondere vom SDS organisiert und ausgeweitet. Die fortschreitende Politisierung der Studierenden ist beispielsweise an der Wahlbeteiligung für das Studentenparlament der FU Berlin abzulesen: Im Dezember 1966 beteiligen sich 53,7%; ein Jahr später 69,3%. Es bildet sich ein breites Spektrum der politischen Gruppierungen aus, aber nur etwa 10% der Studentenschaft sind kontinuierlich aktiv, der Großteil versteht sich als Sympathisanten. Insbesondere die Soziologie und die Politologie liefern als expandierende Universitätsdisziplinen das wissenschaftliche Ferment der Bewegung, die Reflexion der gesellschaftlichen Verhältnisse. Zudem ist die wichtige Rolle der Politik beratenden oder gestaltenden Wissenschaftler (etwa Ludwig von Friedeburg in Hessen, Peter von Oertzen in Niedersachsen) und der so genannten Bildungsforscher zu beachten.

Um die Interessenpolitik der Studierenden aufzunehmen und mit eigenen Akzenten zu versehen, wurde 1968 die Bundesassistentenkonferenz (BAK) gegründet; offenkundig hatte sie bald ihre Ziele erreicht, denn sie wurde im April 1974 aufgelöst und überführt in einen Verein zur Förderung der Studienreform. Vor allem jedoch übernahm die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), 1968 gegründet, Aspekte aus dem Programm der BAK.

In den Philosophischen Fakultäten wurden die bildungsbürgerlichen Fundamente der Wissenschaft und die damit verbundenen Stilisierungen einer Geistesaristokratie in Frage gestellt. Der Kampf gegen eine solche 'bürgerliche Wissenschaft' war als Aufklärung in Agitation und Aktion organisiert. Die erste spektakuläre Institutsbesetzung in der Germanistik begann am 27. Mai 1968 an der FU Berlin, weitere go-ins und Besetzungen folgten in der gesamten BRD.

3. Reform der Germanistik 1965-1975

1960 zählte man für die Germanistik (auch: Deutsche Philologie) an den bundesdeutschen Universitäten rund 65 H4-Professuren, 1968/69 hatte sich die Zahl der Lehrstühle in etwa verdoppelt; 1975 waren es bereits 220 - und bis Mitte der 1980er-Jahre stieg die Gesamtzahl der Professuren (nun mit den Gehaltsgruppen C2-C4) weiter an durch die Überleitungen (ohne Berufungsverfahren) von Dozenten, Assistenten und Akademischen Räten. Über den biologisch bestimmten Generationswechsel hinaus kam es - fiskalisch gewollt - seit den späten 1960er-Jahren durch Angehörige der Jahrgänge ab 1930 zu einer entschiedenen Vergrößerung der Professorengruppe, der damit das Reformpotential derjenigen zuwachsen konnte, die in ihrer akademische Sozialisation von den '1968er'-Erfahrungen bestimmt waren.

Insgesamt sind die Jahre nach 1975 in der Geschichte der Universitäten der Bundesrepublik und in der Fachgeschichte der Philologien jedoch durch eine markante Zäsur gekennzeichnet: Aus Finanzierungsgründen wird der zehn Jahre zuvor begonnene Ausbau der Universitäten beendet; es beginnt die Zeit der (wider allen zunächst abgegebenen Prognosen) permanenten Überlastung der Hochschulen bei gleichzeitig einsetzenden Sparmaßnahmen. Die um 1970 in Gang gebrachte vehemente Methodendiskussion der Philologien wird aus dem Bereich der Institution 'Universität' in den Bereich der Drittmittelförderung abgedrängt. Die Entwicklungen in der BRD bis 1975 will ich nun mit Bezug auf die philologische Leitdisziplin, die Germanistik, skizzieren.

Die 'Krise' der Germanistik beginnt nicht mit der Professorenrevolte des Münchener Germanistentags von 1966 und der Studentenrebellion von 1967/68, sondern schon im Laufe der 1960er-Jahre. Sie hat vier wichtige Ursachen, die sich in Ursachen und Phänomenen auch überlagern. Es sind (1) gesellschaftspolitische Aspekte; sie resultieren insbesondere aus den nationalsozialistischen Allianzen der Germanistik im Hitlerdeutschland und aus der Elfenbeinturm-Existenz nach 1945; als ein Korrekturversuch gilt die disziplinäre Öffnung der Germanistik hin zu Soziologie, Sozialgeschichte, Politologie beziehungsweise die Aufnahme entsprechender Probleme und Verfahrensweisen; (2) wissenschaftstheoretische Aspekte, bezogen auf das Stichwort 'mangelnde Wissenschaftlichkeit' (in der Literaturwissenschaft vielfach gerichtet auf das Exempel der Interpretation); als Korrekturversuch erfolgt die Integration von Verfahrensweisen der Analytischen Philosophie, der Kritischen Hermeneutik, der Semiotik und des Strukturalismus im Sinne von Maßnahmen einer durchgreifenden 'Szientifizierung'; (3) wissenschaftspolitische Aspekte angesichts der Tatsache, dass disziplinäre Innovationen vor allem durch Internationalisierung erfolgen; dieses Bedürfnis zeigt sich im Interesse am New Criticism, am französischen Strukturalismus und am Nachholen der Formalismus/Strukturalismus-Debatten der 1920er/30er-Jahre sowie der Literatursoziologie-Konzepte der späten 1920er- und frühen 1930er-Jahre, an der Kultur- und Ideologiekritik im Sinne von Herbert Marcuse und am französischen Marxismus; (4) bildungspolitische Aspekte; sie betreffen insbesondere die schwindende Einbindung der germanistischen Praxis in eine 'gebildete' (bildungsbürgerlich bestimmte) Öffentlichkeit und den Abbau der bildungsbürgerlichen Reputation der Germanistik (als Korrekturversuch erschließt sich die Germanistik in den 1970er-Jahren die Gegenstandsbereiche 'Kultur' und 'Medien', ohne dass dadurch erhebliche Rückgewinne des verlorenen öffentlichen Prestiges erreicht worden wären); von Bedeutung ist aber auch, dass Deutsch nicht mehr als bildungsbezogenes Zentralfach am Gymnasium gilt beziehungsweise der Deutschunterricht gesellschaftspolitischen Zielen folgen soll (vergleiche etwa die Diskussion zu den Hessischen Rahmenrichtlinien seit 1973).

Der reduzierten Bedeutung der Germanistik für die außeruniversitäre Öffentlichkeit korrespondiert eine verstärkte fachinterne Kommunikation - mit Distanz zu dem zuvor problemlosen Textetransport zwischen Hochschule, Schule und Feuilleton. Die fachinterne Kommunikation bildet zudem veränderte Konstellationen aus. Die Bedeutung von Monografien schwindet gegenüber den Sammelwerken (als Festschriften oder zur Dokumentation der zahlreichen Kolloquia und Konferenzen); Kommunikationsformen wie Reader, pre-prints, Exposés, hand-outs oder Planungstexte für Drittmittelanträge gewinnen erheblich an Bedeutung.

Ungeachtet unterschiedlicher Reformansätze im Laufe der 1960er-Jahre reformiert sich die Germanistik um 1970 weniger 'aus sich selbst' heraus (also systemintern), sondern mehr durch externe Orientierungen, die unterstützt werden durch intensive Einmischungen der öffentlichen Medien. Diese Veränderungen waren 'institutionell' nur möglich, weil die Beharrungskraft der (bis in die frühen 1970er-Jahre bestimmenden) konservativen Professorengruppe durch mehrere Faktoren gebrochen wurde: (1) gesamtuniversitär durch die Studentenbewegung und die Universitätsreform (mit der Umgestaltung der Ordinarienuniversität); (2) durch den Ausbau der Universitäten, der nach 1970 zu einer deutlichen Vermehrung der Qualifikationsstellen für Wissenschaftliche Assistenten und zur Berufung oder Überleitung vieler Assistenten in Professorenämter sorgte; (3) innerfachlich durch das Delegieren des neuen Grundstudiums in die Zuständigkeit der Assistenten, die vom Grundstudium aus ein verändertes Fachverständnis in der Disziplin einführen.

Als markantes Ereignis für den aufbrechenden Konflikt zwischen der Generation germanistischer Hochschullehrer, die bereits vor 1945 Hochschulämter bekleidete (mit Geburtsdaten zwischen 1900 und 1910), und den Jung-Ordinarien ('Jung-Türken', nach 1920 geboren), die sich anschickten, im Laufe der 1960er-Jahre Professorenstellen zu übernehmen, war 1964 die Wahl des Altgermanisten Hugo Moser zum Rektor der Universität Bonn anzusehen - der Universität, die 1936 dem Emigranten Thomas Mann die Ehrendoktorwürde aberkannt hatte. Der Publizist Walter Boehlich eruierte völkische Wissenschaftsprosa des frischgebackenen Rektors, der ungeachtet dessen von seinem neugermanistischen Kollegen Benno von Wiese immer wieder Rückendeckung erhielt.

Am 04. 12. 1964 veröffentlichte "DIE ZEIT" die von ihrer Redaktion so benannte "Erklärung der Sieben: Zum Beispiel Bonn", mit der eine entschiedene und moralisch-wahrhaftige Auseinandersetzung mit der Rolle der deutschen Universität im Nationalsozialismus gefordert wurde. Die Unterzeichner (Karl Heinz Borck, Hamburg; Karl Otto Conrady, Kiel; Arthur Henkel, Heidelberg; Eberhard Lämmert, Berlin; Karl Ludwig Schneider, Hamburg; Herbert Singer, Hamburg; Peter Wapnewski, Heidelberg) gehörten zum so genannte Stimbekhof-Kreis, benannt nach einem der Zusammenkunftsorte der - in wechselnden Zusammensetzungen - tagenden Gruppe, einem Hotel bei Bispingen in der Lüneburger Heide. Aus dem Stimbekhof-Kreis entstand auch die Initiative, den 1966 für München geplanten Germanistentag dem Problemkomplex 'Germanistik und Nationalismus' zu öffnen und damit nach der Rolle der Germanistik im "Dritten Reich" zu fragen. Diese Zuspitzung verhinderten die leitenden Verbandsfunktionäre Benno von Wiese und Hugo Moser. In der Folge wurden die fachinternen Diskussionen mehr und mehr in die Öffentlichkeit der Feuilletons und Leserbriefspalten getragen. Es zeigten sich Wirkungen: In München wurde 1966 ein neuer Vorstand des Germanistenverbandes gewählt - mit dem Stimbekhofianer Karl Heinz Borck (als Vorsitzendem) und - unter anderen - mit seinem Hamburger Kollegen Karl Ludwig Schneider, der im Hitlerdeutschland in der Widerstandsbewegung der Weißen Rose mitgearbeitet hatte.

Aus der Professoren-Kontroverse des Münchner Germanistentages entwickelte sich zwei Jahre später in West-Berlin eine Kontroverse zwischen Professoren und Studierenden. Planungen zu einem Gegen-Germanistentag der Studierenden wurden aufgegeben; stattdessen sollte die repräsentative Veranstaltung des Germanistenverbandes umfunktioniert werden: "Schlagt die Germanistik tot. Macht die blaue Blume rot". Zugunsten der Plenarvorträge wurden Diskussionen eingefordert; von vierzehn vorgesehenen Vorträgen konnten nur acht gehalten werden. Und immer waren bei den Auseinandersetzungen die Medien dabei: mit ausführlichen Berichten in Tages- und Wochenzeitungen sowie mit Beiträgen im Fernsehen.

Bereits Ende des Wintersemester 1967/68 hatte die Basisgruppe des Walter-Benjamin-Instituts Frankfurt am Main, hervorgegangen aus einem Arbeitskreis für materialistische Literaturbetrachtung, in einem Manifest gefordert: "Schafft die Germanistik ab!" - Germanistik galt als repräsentatives Wissenschaftsphänomen der spätkapitalistischen Kulturindustrie.

3.1. Literaturwissenschaft und Linguistik

Als Alternative zu solchen Radikallösungen blieb die Reform. Ein Aufsehen erregender Vorschlag dazu wurde im Oktober 1969 formuliert (nicht 1968, wie Dorit Müller in der Januar-Ausgabe von literaturkritik.de behauptete): das so genannte Rhedaer Memorandum ("Ein Memorandum zur Reform des Studiums der Linguistik und der Literaturwissenschaft. Mit einer Vorbemerkung von Eberhard Lämmert [Berlin]"): Die institutionelle Organisation und das Studienangebot in den Neuphilologien sollten neu geordnet werden. Das Memorandum markiert die neue disziplinäre Bedeutung der Linguistik. Führungsperson zu ihrer Durchsetzung an den bundesdeutschen Universitäten war Peter Hartmann (1923-1984), der 1969 von Münster nach Konstanz wechselte. 1968 war er in den Wissenschaftsrat berufen worden und dort unter 16 Professoren neben dem Kieler Althistoriker Horst Braunert der einzige Geisteswissenschaftler. Zugleich war er Mitglied in der Gründungskommission für die Reformuniversität Bielefeld.

Im Auftrag der "Fachbereichskommission Linguistik und Literaturwissenschaft", einem Planungsgremium für die zu gründende Universität Bielefeld, lud der Kölner Romanist Harald Weinrich für den 24./25. 10. 1969 nach Schloß Rheda zu einer zweitägigen Konferenz ein: Professoren, Studenten und Jürgen Kolbe, den Wissenschaftslektor des Hanser-Verlags und Herausgeber des Erfolgsbuches "Ansichten einer künftigen Germanistik" (1969 erschienen). Im Verein mit dem Konstanzer Anglisten und Literaturwissenschaftler Wolfgang Iser bestimmte der Linguist Weinrich den Verlauf der Tagung: Für die reformierte Universität sollte die nationalphilologische Konzeption zugunsten einer übergreifenden Orientierung in die Fachrichtungen Linguistik und Literaturwissenschaft aufgegeben werden. Wieder war das Fernsehen mit einem Kamerateam des WDR dabei.

Das Rhedaer Memorandum fand erhebliches akademisches Echo - insbesondere im nun immer stärker werdenden akademischen Mittelbau, den Dozenten, Räten, Assistenten und Wissenschaftlichen Mitarbeitern. Institutionell konnten sich die Reformvorschläge jedoch nicht umsetzen lassen - sieht man einmal ab von den Fakultäten für Linguistik und Literaturwissenschaft an den neugegründeten Universitäten Konstanz und Bielefeld. Nachdem die Neuphilologien um 1970 den Großteil ihrer Studierenden für die Lehrämter ausbildeten, blieb es bei der Orientierung der universitären Studienpläne an den Unterrichtsfächern Deutsch, Englisch, Französisch und so weiter.

Nicht aufzuhalten war jedoch an den Hochschulen die disziplinäre Neuentwicklung der Linguistik als nationalkulturelle sowie als allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt 'Gegenwartssprache'. Bis zum Ende der 1960er-Jahre war insbesondere in der Germanistik vor allem die historische Dimension der Linguistik im Teilfach Ältere deutsche Literatur gelehrt worden: als Sprachgeschichte seit dem frühen Mittelalter. Doch ging es nicht nur um die Herausbildung eines neuen Teil- und Prüfungsfaches; von dem ausgeprägt szientifischen Zuschnitt der Linguistik in der Tradition des Strukturalismus wurden auch entscheidende Impulse für die Verwissenschaftlichung der Literaturwissenschaft erwartet. Dafür steht unter anderem eine Veröffentlichung des seinerzeit hochproduktiven Jens Ihwe: "Linguistik in der Literaturwissenschaft. Zur Entwicklung einer modernen Theorie der Literaturwissenschaft" (1972). Auch unter dem Aspekt der Politisierung geisteswissenschaftlicher Praxis richteten sich entsprechende Erwartungen auf die disziplinäre Integration von Pragma-(insbesondere Sozio-)Linguistik.

Die Jahre 1971/72 leiteten die Welle von Publikationen zur möglichen Kooperation von Linguistik und Literaturwissenschaft ein; besonders erfolgreich war Jens Ihwe als Herausgeber von "Literaturwissenschaft und Linguistik. Ergebnisse und Perspektiven". 1971 war zudem das Gründungsjahr der noch heute erscheinenden "Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik". Die Euphorie einer Kooperation in Forschung und Lehre zugunsten einer fortschreitenden Verwissenschaftlichung der philologischen Praxis (insbesondere in der Textinterpretation) verflüchtigte sich bereits zum Ende der 1970er-Jahre. Auch im Zuge der jüngsten Ausarbeitung neuer Studienpläne für das Studium der Neuphilologien zum BA- und MA-Abschluss hat sich in dieser Hinsicht kaum etwas bewegt.

Für aufschlussreiche Bilanzen zum Problembereich 'Linguistik und Literaturwissenschaft' lassen sich unter anderem ein Themenheft der "Mitteilungen des deutschen Germanistenverbandes" aus dem Jahr 1997 und der Dokumentationsband "Literaturwissenschaft und Linguistik von 1960 bis heute" zu einer Tagung am DLA Marbach 2002 heranziehen; die Herausgeber sind Ulrike Haß und Christoph König, erschienen ist der Band 2003.

Nicht minder intensiv, wenn auch weniger spektakulär als die Debatten zur Reform des Hochschulstudiums wurden gleichzeitig die Diskussionen zur Reform des Schulunterrichts geführt, in den Zielsetzungen und Ergebnissen verschränken sich die beiden Reformbereiche - diese Konstellationen und Prozesse wären eine eigene Untersuchung wert.

3.2. Erweiterungen im Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaft

Im Dezember 1971 begründete die Bundesassistentenkonferenz als Herausgeber eine Reihe "Texte zur Studienreform" mit der Broschüre "Kritische Germanistik. Eine hermeneutische und materialistische Wissenschaft". Die Publikation wird von dem Hamburger Assistenten Rolf Schulmeister eingeleitet unter dem Titel "Studienreform und Studentenbewegung"; er verweist auf die studentischen Forderungen nach Erweiterung des Gegenstandsbereiches der Literaturwissenschaft (etwa durch Unterhaltungs- und Trivialliteratur), nach stärkerer methodologische Orientierung des Studiums und Bereicherung des Methodenpluralismus unter Einbezug der sich modernisierenden Sprachwissenschaft bei gleichzeitiger Reduktion der Stofffülle im Studiengang Germanistik. Schulmeister fordert darüber hinaus grundlegende Infragestellung der germanistischen Wissenschaftspraxis durch die Kritische Theorie und kritisiert die technizistische Szientifik der neuen Linguistik. In der Grundtendenz ist ein solcher Forderungskatalog in der Folgezeit in das veränderte Fachverständnis der germanistischen Literaturwissenschaft eingegangen - insbesondere im Sinne eines erweiterten Literaturbegriffs, der entschiedeneren Berücksichtungen von 'Kontexten' literarischer Werke, des Interesses an Literaturrezeption und Leserforschung. Die (um 1970) damit verbundenen Erwartungen an eine politisch wirksame Wissenschaftspraxis wurden in der Fachentwicklung der 1980er- und 1990er-Jahre allerdings nicht weiter verfolgt.

In den "Neuen Ansichten einer künftigen Germanistik" (1973 von Jürgen Kolbe herausgegeben) wird nach der sich vollziehenden Etablierung der Linguistik nun auch die Ausrichtung der Germanistik auf Medienwissenschaft geplant - unter anderem von Karl Riha und Friedrich Knilli sowie von dem Knilli-Schüler Knut Hickethier. Dieser Reformansatz wird verstärkt beim Düsseldorfer Germanistentag 1976; das Entwicklungsprogramm ist dokumentiert in der von Helmut Kreuzer 1977 herausgegebenen Publikation "Literaturwissenschaft - Medienwissenschaft". Berücksichtigt man, dass bereits in den "Ansichten einer künftigen Germanistik" (1969 von Jürgen Kolbe herausgegeben) im studentischen Beitrag von Michael Pehlke eine solche Erweiterung des Lehr- und Forschungsgebietes gefordert wurde, dann verdankt sich auch diese disziplinäre Entwicklung '1968er'-Impulsen, zumal sie sich in ihrem Ursprung auf die Thematisierung der 'realen' kulturellen Praxis des 'Medienkonsums in der Massengesellschaft' richtete und mit dem zu erweckenden germanistischen Interesse für Trivial- und Unterhaltungsliteratur verbunden war.

These 5:

Die Reformpolitik führte in der Germanistik bis 1975 zu unterschiedlich weitgreifenden Fachentwicklungen in einem Spektrum von der Verteidigung des 'guten Alten' bis hin zu radikal-reformistischen Umbaumaßnahmen in der Selbstdefinition des Faches, in Studienplänen und Prüfungsordnungen. Die Jahre nach 1975 sind durch eine weitgespannte koexistierende Vielfalt - und Ungleichzeitigkeit - im disziplinären Erscheinungsbild der Germanistik in konzeptueller und institutioneller Hinsicht bestimmt. Germanistik erscheint als eine 'Disziplin im Wandel'; ihr Zustand wird kommentiert in der Spannweite von Krisenbefunden - "Wozu noch Germanistik?" - bis hin zur Modernisierungseuphorie (insbesondere im Hinblick auf den Ausbau zur Medien- sowie Kulturwissenschaft).

Die eigentlichen Ziele der 1968er-Bewegung wurden im Prozess dieser unterschiedlichen Fachentwicklungen nicht verwirklicht: Weder vollzog sich die Politisierung der Germanistik in der gewünschten Weise, noch etablierte sich die Germanistik als Gesellschaftswissenschaft. Allerdings kam es zu einem erheblichen Anwachsen des Methodenspektrums - auch mit der Integration sozialwissenschaftlicher und sozialgeschichtlicher Interessen und Verfahrensweisen; zudem wurden die Gegenstandsbereiche und Untersuchungsperspektiven in Linguistik und Literaturwissenschaft programmatisch erweitert: in der Pragmatisierung von Sprache und in der entschiedenen Kontextualisierung von Literatur (die in den Forschungen zur Älteren deutschen Literatur bereits als 'Standard' galt). Unter diesen Aspekten ließe sich das Fazit "Innovation und Modernisierung" als Titel für die 2005 erschienene Publikation von Klaus-Michael Bogdal und Oliver Müller zur Germanistik zwischen 1965 und 1980 rechtfertigen.

Zu den institutionellen und organisatorischen Neuordnungen der Universitäten hat die Studentenbewegung dagegen entscheidende Anstöße gegeben, die um 1970 zumindest in den sozialdemokratisch regierten Bundesländern eine deutliche Demokratisierung der Entscheidungsprozesse verhießen. Doch wurde mit dem Hochschulrahmengesetz von 1975 diese Entwicklung in (von den Ordnungsinstanzen) gut zu kontrollierende Bahnen gelenkt. Die Reform der Studien- und Prüfungsordnungen in den 1970er-Jahren blieb weitgehend in den Händen der Lehrenden, das heißt der Professoren und der Angehörigen des so genannten Akademischen Mittelbaus, in dem sich allerdings noch ein erhebliches Restpotential des Veränderungswillen der '1968er' erhielt.

Ich will diese generalisierende Bilanz kurz am Beispiel konkreter Konstellationen in den innovationsorientierten Entwicklungen der Universität Hamburg und der Hamburger Germanistik erläutern.

4. Das Beispiel Hamburg

4.1. Hochschulpolitik

Auch in Hamburg hatte die 1968er-Bewegung ein Vorspiel seit etwa 1965. Hamburger Germanistik-Studenten gaben in jenen Jahren eine eigene wissenschaftskritische Zeitschrift heraus ("Germanistikstudium"). Erstmals im Wintersemester 1967/68 wurden im Rahmen der "Kritischen Universität Hamburg" eigenständige Lehrveranstaltungen der Studierenden als Kontrastprogramm zum traditionellen Lehrbetrieb angeboten (man folgte darin dem Berliner Vorbild); die Universitätsleitung stellte Hörsäle zur Verfügung.

Zu einem spektakulären Ereignis kam es am 09. 11. 1967: Der Wechsel im Rektorat zum Wintersemester 67/68 sollte mit etwa 1.700 Anwesenden im Audimax wie üblich als ein Ritual vollzogen werden - mit allen Lehrenden, einer Gruppe von etwa 400 Studierenden (darunter viele Neu-Immatrikulierte) und Gästen aus der Stadt. Vorzusehen waren Einzug des Lehrkörpers mit Talaren und Fakultätsfarben, Orchestermusik von Bach, Haydn, Mozart oder Brahms, Bericht des scheidenden Rektors, feierliche Immatrikulation der Erstsemester, Ansprache des AStA-Vorsitzenden, Festvortrag der neuen Magnifizenz, Orchestermusik, Auszug des Lehrkörpers. Bereits der Auftakt zur Veranstaltung im November 1967 erhielt mit dem berühmt gewordenen Transparent der Studenten Detlev Albers und Hinnerk Behlmer "Unter den Talaren - Muff von 1000 Jahren" einen provokativen Akzent. Studentenvertreter des SDS und SHB hatten angekündigt, dass sie weniger feiern als die ungelösten Probleme der Universität Hamburg (wie die sich hinschleppende Hochschulreform, Unterfinanzierung, Überfüllung, Numerus Clausus, Prüfungsdruck et cetera) diskutieren wollten. Die Ansprache des AStA-Vorsitzenden Björn Pätzoldt gipfelte in: "Dass Wissenschaft an sich kritisch ist, wissen wir. Dass sie unkritisch betrieben wird, wollen wir nicht mehr dulden." Die Veranstaltung wurde schließlich vom Rektor abgebrochen, er hinterließ verstörte Professoren und Gäste sowie erregte Studierende, die im Sprechchor "Kulturrevolution" forderten. Ab Frühjahr 1968 wurde Hamburg zu einem der Schwerpunkte der Studentenbewegung, insbesondere nach dem Attentat auf Rudi Dutschke: Es kam zu Streiks, Blockaden und Besetzungen - bei vielfach heftigem Polizei-Einsatz. 1968/69 war geprägt von den Protesten gegen die geplante Verabschiedung der Notstandsgesetze, von ,hearings' zur Vorbereitung des Hamburger Hochschulgesetzes und antiamerikanischen Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg.

Zum 01. 05. 1969 trat in Hamburg ein neues Universitätsgesetz in Kraft. Als wichtigste Regelungen galten: Die Ordinarienuniversität wird durch die Gruppenuniversität abgelöst. Stimmberechtigte Mitglieder im Akademischen Senat sind Professoren (mit 12 Sitzen), (nicht-habilitierte) Dozenten, Assistenten und Studierende mit jeweils 6 Sitzen. Um Entscheidungen durchzusetzen, musste sich also selbst eine homogen agierende Professorengruppe der Unterstützung von Mitgliedern anderer Gruppen versichern. Die Universität wird von einem Präsidenten geleitet, den der Konvent wählt. 1972 wurde für die akademischen Gremien auch die Repräsentation des nichtwissenschaftlichen Personals beschlossen (mit zwei Sitzen im Akademischen Senat). Für Fragen der Lehre und der Studienreform können Ausschüsse gebildet werden, in denen die Gesamtgruppen der Lehrenden und Studierenden paritätisch vertreten sind.

Am 12. 12. 1969 kam es zu einem weiteren spektakulären Akt: Gegen den Widerstand der Professorengruppe wurde der damalige Vorsitzende der BAK - der promovierte Theologe Peter Fischer-Appelt - zum ersten Präsidenten der Universität Hamburg gewählt; er trat am 01. 03. 1970 sein Amt an.

Die erste Hälfte der 1970er-Jahre war in Hamburg wie vielerorts neben den Forderungen nach einem politischen Mandat des AStA geprägt durch Proteste und Streiks gegen die unzulänglichen Studienbedingungen, gegen verschärfte Zulassungs- und Prüfungsregelungen, gegen erhöhte Semestergebühren und die sich verschlechternden Berufsaussichten für Absolventen der Lehramtsstudiengänge (vergleiche dazu etwa "Germanisten ohne Zukunft? Empfehlungen zur Erhöhung der beruflichen Flexibilität germanistischer Studienabsolventen", 1978 herausgegeben von Ulrich Gaier) - wie die Hochschulen waren auch die Allgemeinbildenden Schulen bundesweit ab 1974/75 mit erheblichen Sparprogrammen belegt worden.

4. 2. Entwicklungen in der Germanistik

1969 waren circa 1.500 Hauptfach-Studierende an der Universität Hamburg für Germanistik registriert. Im Verlauf der 1970er-Jahre kam es zu einem deutlichen Anstieg der zu betreuenden Studierenden - korrespondierend zu den kontinuierlich wachsenden Gesamtzahlen der Studierenden.

Um 1960 gab es 12.500 Studenten, um 1975 (es folgt die so genannte Überlastphase) waren es 30.000, um 1995, dem Höhepunkt dieser Entwicklung, 44.000, danach greifen die Einsparungsprogramme, so dass es aktuell (mit ,Bereinigungen' durch Studiengebühren) 33.000 zuzüglich der Beurlaubten und Gasthörer sind.

Am Hamburger Fachbereich Sprachwissenschaften (später genauer: Sprach- und Literaturwissenschaften) wurde im Januar 1971 das so genannte Studienreformpapier mit der Losung "Studienreform als Wissenschaftsreform" ausgearbeitet; es war auf der Fachbereichsebene heftig umstritten. Neben der Formulierung von Studienzielen (wie etwa Kritikfähigkeit, Reflexion des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft) ging es vor allem um die Neugestaltung der ersten Studienphase, der früheren Proseminar-Ebene, nunmehr 'Grundstudium' genannt. Für die Germanistik sollte im Grundstudium nicht nur Sprachgeschichte, sondern auch die Gegenwartssprache studiert werden: Die Germanistische Linguistik erhielt erste Konturen, das Fachstudium sollte nach Linguistik und Literaturwissenschaft gegliedert werden. Es galt, neue Studienpläne und Prüfungsordnungen zu entwickeln (mit intensiven und kontroversen Diskussionen im Jahr 1978) und mit der Schul- und Wissenschaftsbehörde abzustimmen.

Um 1980 waren sowohl die Reformen zur Lehrerausbildung als auch die Studienreformen an der Hamburger Universität zunächst abgeschlossen. Verstärkte Aufmerksamkeit war nun - wie bundesweit in den Geisteswissenschaften - der Kompatibilität von Lehramts- und Magisterausbildung zu widmen. Mit Beginn der 1980er-Jahre reduzierten sich wegen der schlechten Berufsaussichten die Studienzahlen für das Lehramt in der Germanistik erheblich; die Zahlen der 1970er-Jahre mit ca. 80% Studierenden für das Lehramt veränderten sich zugunsten des MA-Abschlusses bis hin zu etwa 60% Magister-Studierenden und 40% Lehramtsstudierenden. Es galt also in die Studienangebote berufsbezogene Perspektiven jenseits der Lehrämter zu integrieren.

Im Rückblick erscheint die Phase zwischen Mitte der 1970er- und Mitte der 1980er-Jahre für die Hamburger Germanistik trotz der beginnenden Personaleinsparungen als Zeitraum für 'Ausbau durch Differenzierung': Um 1985 waren an den beiden Instituten (Germanistik I für Linguistik und Ältere deutsche Literatur; Germanistik II für Neuere deutsche Literatur) mehr als 40 Professorenstellen und 10 Dozentenstellen verankert; die Zahl der Stellen für den so genannten Wissenschaftlichen Nachwuchs hatte sich infolge der zahlreichen Überleitungen von Wissenschaftlichen Assistenten in Professorenstellen auf fünf reduziert. An diesen paradoxen Personalverhältnissen ließ sich nur im Zuge von Pensionierungen und Wegberufungen etwas ändern. Ab Mitte der 1990er-Jahre wurden die beiden germanistischen Institute voll von der rigorosen Sparpolitik der Hamburger Universität erfasst. Zugleich wurde ab 2005 auf die neuen gestuften Studiengänge der Bachelor- und Masterabschlüsse umgestellt - unter Einbezug der erneut zu reformierenden Lehramtsausbildung.

Die Strukturplanungen, die sich für die Germanistik nach Abschluss der jüngsten Pensionierungen für die Geburtsjahrgänge 1938 bis 1943 ergaben, sehen folgendes Tableau vor: Den beiden Instituten werden jeweils 8,5 Professuren (W3 und W2) sowie 6,25 Stellen für Wissenschaftliche Mitarbeiter zugeordnet. Damit sind die Personalstellen der Lehrenden gegenüber 1985 halbiert; bei den verfügbaren Deputatsstunden stehen - trotz der Erhöhung von 8 auf 9 Stunden Lehrverpflichtung der Professoren - den einstigen 450 Stunden nur noch 180 Stunden gegenüber. Somit werden die Zahlen für Neuzulassungen von Studierenden drastisch gesenkt.

4.2.1. Grundstudium Germanistik seit 1968

Für die Fachentwicklung der Germanistik erscheint es wichtig, den Status des so genannten Grundstudiums zu bedenken, weil seit 1970 mit Hilfe der systematischen Komponenten und thematischen Angebote des Grundstudiums ein verändertes Fachverständnis für die Germanistik durchgesetzt wird. Das gilt - über Hamburg hinaus - für alle bundesdeutschen Universitäten. Bezeichnenderweise wird bei den neuen gestuften Studiengängen die systematisch orientierte Bezeichnung 'Grundstudium' durch das chronologische Etikett 'Einführung' ersetzt (siehe auch den Beitrag in literaturkritik.de 1/2007)

Bis Ende der 1960er-Jahre wurden die Lehrveranstaltungen im Grundstudium nicht in ein Gesamtkonzept zur Grundlegung des Germanistik-Studiums eingebunden; sie blieben individuellen Entscheidungen der Lehrenden überlassen; gegebenenfalls einigte man sich auf wiederkehrende Einführungen in die wissenschaftlichen Arbeitsweisen. In der Hamburger Germanistik wurden in Neuerer deutscher Literatur vor 1968 zudem Einführungen in Bücherkunde, in das Editionswesen sowie in das Basiswissen von 'Poetik, Rhetorik und Stilistik' angeboten.

Die Inhalte der weiteren Lehrveranstaltungen (der Hauptseminare, Oberseminare und Doktorandenkolloquien) bezogen sich im wesentlichen auf den Literaturkanon - mit werk- und epochengeschichtlichen Themen von der Literatur des 17. Jahrhunderts über Friedrich Gottlieb Klopstock, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine und die Novelle im 19. Jahrhundert hin zu Rainer Maria Rilke, zu Problemen der modernen Lyrik oder zu Max Frisch.

Erste Veränderungen zeigten sich im Wintersemester 1968/69: Methodenfragen fanden von nun an ihren Platz im Lehrangebot der Proseminare. 1969 wurde die punktuelle Zwischenprüfung in eine kumulative Zwischenprüfung mit studienbegleitenden Leistungskontrollen umgewandelt; die Regelung gilt bis heute. Durch diese Entscheidung kam den einzelnen Lehrveranstaltungen auf Proseminar-Ebene besondere Bedeutung zu. Eingeläutet wurde damit für die Jahre 1969-1971 eine - oft kontrovers gestaltete - Diskussions- und Experimentierphase zur Neuorientierung des Grundstudium, das vom Mittelbau getragen wurde; curriculare und inhaltliche Planungen zum Hauptstudium kamen nicht zustande, es blieb in der Verantwortlichkeit der einzelnen Professoren.

Vermittelt vom Studienreformausschuss des Fachbereichs Sprachwissenschaften, der paritätisch mit Lehrenden und Studierenden besetzt war, wurden Planungen für das neu zu schaffende Grundstudium erörtert: Es sollte - problemorientiert und exemplarisch - Grundlagenwissen vermitteln, das im Hauptstudium zu vertiefen war. Dabei galt es die überkommenen Wissens- und Vermittlungsangebote zu problematisieren, ihre gesellschaftliche und berufspraktische Relevanz zu bedenken und sie in überzeugende theoretische und methodologische Begründungen einzubinden. Als neuer Lehrveranstaltungstypus war der Grund- oder Einführungskurs zu entwickeln; das geschah zunächst für Neuere deutsche Literatur mit Schwerpunkten zur Literatur- und Wissenschaftstheorie sowie zur Ideologiekritik und Methodenlehre; ab 1971 sollten in diese Theoriekurse auch exemplarische literaturgeschichtliche Konstellationen als Beispiel- und Übungsmaterial einbezogen werden. Im Wintersemester 1970/71 wurden sechs Parallelkurse zur "Einführung in das Studium der Neueren deutschen Literatur" angeboten (diesem Vorgehen wird bis heute gefolgt).

Inhaltlich gesehen mehrten sich in der Hamburger Germanistik im Verlauf der 1970er-Jahre in den Lehrveranstaltungen der Neueren deutschen Literatur die Angebote, die sich nicht mehr dem Literaturkanon zurechnen lassen - wie zur Trivial- und Massenliteratur, zur politisch engagierten Literatur, zur literarischen Thematisierung von Sozialproblemen, zu marxistischen Konzepten für Literatur- und Kulturwissenschaft, zu den neuen medialen Konstellationen von Literaturvermittlung über Film und Fernsehen.

Im Lehrangebot zur Älteren deutschen Literatur wurde - wie seinerzeit üblich - auch die Sprachgeschichte vermittelt, zumeist in den Sprachkursen zu Gotisch, Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch und 'nebenbei' in den literaturgeschichtlichen Lehrveranstaltungen. Der Aufbau des neuen Teilfaches 'Linguistik des Deutschen' beziehungsweise 'Deutsche Sprache' erfolgte zunächst durch Impulse aus den - in Hamburg gut etablierten - Nachbardisziplinen der Allgemeinen Sprachwissenschaft und der Phonetik.

Förderer der so genannten Systemlinguistik war Hans Hartmann, seit 1953 in Hamburg im Fach 'Allgemeine Sprachwissenschaft' tätig, unterstützt von seinem Mitarbeiter Heinz Vater, der in den 1970er-Jahren an der Universität Köln zu einem der führenden Linguisten der Bundesrepublik aufstieg. Um 1961 erschienen in Lehrveranstaltungen, die in der Germanistik gemeinsam mit der Allgemeinen Sprachwissenschaft angekündigt wurden, erstmals Begriffe wie "linguistisch" oder "strukturelle Sprachwissenschaft". Wichtige neue Impulse aus der Allgemeinen Sprachwissenschaft ergaben sich durch die 1967 vollzogene Berufung von Els Oksaar, die viele ihrer Veranstaltungen zugleich in der Germanistik ankündigte.

Ab dem Sommersemester 1970 wurde erstmals eine eigenständige 'Fachrichtung Sprache' ausgewiesen. Die zahlenmäßig erheblich expandierenden Proseminare trugen vorläufig umständliche Kompromissnamen. So wurden fünf Kurse "Die sprachlichen Voraussetzungen des Neuhochdeutschen auf der Stufe des Althochdeutschen" sowie fünf Kurse "Neuhochdeutsche Grammatik" angeboten; desgleichen im darauf folgenden Wintersemester. Danach stand erstmals die neue Nomenklatur mit den Proseminaren "Linguistik I" als "Einführung in das Studium der Linguistik" sowie mit Mittelseminaren als "Linguistik II". Im Wintersemester 1971/72 rüstete sich in Hamburg eine Phalanx von 12 parallel angelegten "Einführung[en] in das Studium der Linguistik" (als Linguistik I), dazu kamen 10 Fortsetzungskurse Linguistik II mit unterschiedlichen Sach-Themen; zudem etablierte sich die neue Linguistik auch auf Ebene der Mittel- und Hauptseminare.

Es ist hinreichend bekannt: Ein Großteil der Stellen für das neue Teilfach der Linguistik kam aus der Älteren deutschen Literatur. In Hamburg verzichtete man dort noch lange Zeit auf spezifische Einführungskurse und erschloss die sprachlichen und literaturwissenschaftlichen Grundlagen in literaturgeschichtlichen Proseminaren. Nach der (im Laufe der 1970er-Jahre erarbeiteten) Reform der Lehrerausbildung mit den Lehrämtern für Primarstufe / Sekundarstufe I und Sekundarstufe II wurde Ältere deutsche Literatur als vollgültiges Teilfach bis heute nur dadurch bewahrt, dass der Gymnasialunterricht das Grundstudium in Älterer deutscher Literatur erfordert und Leistungsnachweise aus diesem Teilfach im Hauptstudium als Prüfungsvoraussetzungen verlangt werden.

Abschließend zu diesen Erhebungen verweise ich auf die bundesweite Diskussion zum Grundstudium Literaturwissenschaft, die in der von Hermann Müller-Solger 1972 herausgegebenen Publikation "Modelle der Praxis. Einführung in das Studium der Literaturwissenschaft" dokumentiert ist. Sie ging hervor aus einer Tagung des "Arbeitskreises für Hochschuldidaktik des Germanistenverbandes" im Februar 1972 in Mannheim (fast alle Autoren des Müller-Solger-Bandes gehörten dem Akademischen Mittelbau an; sie waren 1972 zwischen 27 und 37 Jahren alt). Neben den Modellen aus Aachen, Bonn, Freiburg, Heidelberg, Mannheim und München wurden auch zwei Hamburger Konzepte für das literaturwissenschaftliche Grundstudium vorgestellt. Eine systematische Einführung, der literarische Texte nur als Beispielmaterial dienten, wurde mit einem darauf folgenden literaturgeschichtlichen Proseminar zu einer Jahreseinheit verbunden. Selbstgenügsame Wissensvermittlung sollte durch projektorientiertes Studium bei deutlicher Mitsprache der Studierenden im Zusammenspiel von Plenumssitzungen und Kleingruppenarbeit (zumeist 3+2 Stunden) abgelöst werden. 'Kritisches Hinterfragen' war der Leitbegriff für wissenschaftliches Verhalten. Lernziele sollten explizit formuliert und kontrolliert werden; die Frage angemessener Leistungsnachweise wurde intensiv diskutiert. Planungs- und ad-hoc-Gruppen begleiteten und lenkten das gemeinsame Vorgehen von Lehrenden und Lernenden. Vielfach wurden mehrere Parallelseminare zu einem 'Verbundprojekt' zusammengeschlossen. Zum Seminarprogramm gehörten zumeist auch Diskussionseinheiten zur Geschichte und gesellschaftlichen Funktion der Literaturwissenschaft sowie zum Zusammenhang von Studium und Berufspraxis. Tages- und Wochenendseminare waren vielfach in das zeitaufwendige Programm einbezogen. Ab 1972 sah dieses Konzept eine Jahresphase vor: Das systematisch orientierte Einführungsseminar wurde mit einem literaturgeschichtlich ausgerichteten Fortsetzungsseminar verbunden. Ein solches Vorgehen galt in Hamburg bis hinein in die 1990er-Jahre; es wurde allerdings nicht von allen Lehrenden akzeptiert.

5. Entwicklungen nach 1975

5.1. Zur Fachgeschichte der Germanistik in der BRD

Für die Entwicklung nach 1975 lassen sich drei Phasen abgrenzen: 1975-1985 werden die begonnenen Reformen der Studienpläne und Prüfungsordnungen sowie der Personalstruktur fortgesetzt - ohne dass es bei den Inhalten und Zielsetzungen der Germanistik zu neuen Orientierungen gekommen wäre. Zum Ende der 1970er-Jahre ergaben sich an den bundesdeutschen Universitäten zwei dominierende Richtungen der methodologischen Neuerungen in Neuerer deutscher Literatur, die von der Interessenlage der '1968er' zumindest gefördert worden waren: Strukturalismus / Semiotik für textwissenschaftliche Analysen; Literatursoziologie / Sozialgeschichte der Literatur für den Kontext der literaturbezogenen Handlungen.

Die nachfolgenden 'Krisenjahre' 1985-1995 - die 2. Phase - haben kein politisches Vorzeichen; sie stehen im Zeichen einer 'diffusen disziplinären Identität' der Germanistik und der Unsicherheit über ihre Ausbildungsleistungen. Im Laufe der 1980er-Jahre tritt an die Stelle der programmatischen Diskussionen (und Kämpfe) zur Neugestaltung der 'Methodenpluralismus' mit der ihm zugeschriebenen Beliebigkeit des 'anything goes'. 1982 zeigte sich auf dem Germanistentag in Aachen mit seinem (an sich unverfänglichen) Thema "Literatur und Sprache im historischen Prozeß" noch eine erhebliche Konkurrenz von Hermeneutik, Empirischer Literaturwissenschaft, spät-materialistischen und ideologiekritischen Konzepten sowie ersten poststrukturalistischen und dekonstruktivistischen Ansätzen. Daraus entwickelte sich in der Folgezeit ein (hier vereinfacht dargestellter) konzeptueller Grundkonflikt von 'Logozentrik' gegen 'wildes und spekulatives Denken'. Unter strategischem Aspekt stand die 'Rephilologisierung' gegen die entschiedene Ausweitung des Gegenstands- und Interessenbereiches im Sinne einer Medien- und (weitergehend) einer Kulturwissenschaft - wobei die medienwissenschaftlichen Orientierungen zumeist mehr von semiotisch-soziologischem Szientismus, die kulturwissenschaftlichen mehr von der 'Lust' am Aneignen neuer Gegenstände und am Entwerfen neuer Zusammenhänge bestimmt waren.

Als Konsequenz aus den Erfahrungen der hier beschriebenen 1. und 2. Phase vollzieht sich in der 3. Phase seit 1995 eine (an der weiter entwickelten) philologischen Tradition ausgerichtete Konsolidierung des Faches durch Kodifikationen des Grundlagenwissens in Einführungen, Lexika und Handbüchern; davon profitieren auch die bundesweit seit 2005 durchgeführten Umstellungen auf ein modularisiertes und gestuftes Studium nach dem BA/MA -Modell.

5.2. Hochschulpolitische Entwicklungen
These 6:

Aus der Rückschau auf '1968 und die Folgen' werden Versäumnisse der zu entschiedenen Reformen bereiten Liberalen unter den Universitätsangehörigen deutlich: Toleranz erschien ihnen wichtiger als das Behaupten von Prinzipien im Sinne eines 'aggressiven Liberalismus' (anstelle von bedingungslosem Geltenlassen). Dieser Liberalismus verkam in der Folgezeit vielfach in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung: Es ging dann nicht mehr um das prinzipielle Anerkennen des Anderen, sondern um selbstquälerisches Aushalten und Ertragen von eigentlich nicht zu rechtfertigenden Vorstellungen und Verhaltensweisen. So wurde die Chance vertan, aus den Konflikten der '1968er'-Phase eine dauerhaft wirksame und innovationsfreudige Streitkultur zu entwickeln. In der Sicht 'von außen' verfestigte sich die Meinung, dass die Universitäten nicht mehr zur Selbsterneuerung fähig seien. Somit erhielten die Ansprüche und Verfahrensweisen technokratischer Reformen (Hoch-)Konjunktur.

5.2.1. Das Beispiel Hamburg

An der Universität Hamburg wurde Studienreform seit dem Ende der 1960er-Jahre - auch vom Gesetzgeber verordnet - als Daueraufgabe für die Hochschulen verstanden. Doch erlahmte im Verlauf der 1980er-Jahre der Reformwillen angesichts des begrenzten fiskalischen und hochschulpolitischen Spielraums. Von den Studierenden wurde wiederholt in die Klaviatur von Vollversammlungen, Demonstrationen, Besetzungen und Lehrveranstaltungsboykotten gegriffen, doch in der Regel mit wenig dauerhaftem Erfolg. Die Gestaltungsspielräume waren eng geworden - und für die meisten Studierenden war 'die Universität' nicht mehr wie um 1970 der Lebensmittelpunkt, sondern einer von mehreren Erfahrungs- und Handlungsbereichen.

An den beiden germanistischen Instituten wurden in diesem Zeitraum neue und berufsorientierte Studienangebote mit den Schwerpunkten 'Deutsch als Fremdsprache / Interkulturelle Literaturwissenschaft' sowie 'Theater und Medien' stabilisiert. Angesichts des fortschreitenden Personalabbaus und der dauerhaften 'Überlast' im Ausbildungsbereich wurde das Reformpotential in Strategien zur Krisenbewältigung aufgezehrt.

Im Jahr 2001 übernahm in Hamburg die CDU die Regierungsverantwortung. Der neue (parteilose) Wissenschaftssenator Jörg Dräger verkündete im Anschluss an die Hochschul-Evaluation der so genannten Dohnanyi-Kommission 2003 sein Hochschulmodernisierungsprogramm mit Vorgaben, die aus der Universität einen marktorientierten Wirtschaftsbetrieb machen sollen - mit Dienstleistungseffizienz, strengem ökonomischen Management und 'top-down'-Entscheidungen. Hieß es 1968 "Alle Macht den Räten", so gilt nun "Alle Macht den Vorständen", deren Informations- und Verordnungspolitik sich vielfach des Stils zaristischer Ukas bedient, die der Vorstandsvorsitzende oder von ihm Beauftragte unterzeichnen. Neuberufene werden mit Ziel- und Leistungsvereinbarungen auf das spektakuläre Geschäft der Einwerbung von Drittmitteln verpflichtet; es heißt wieder "mein Lehrstuhl", und ein 'Vorzimmer' ersetzt die 'offenen Türen'. Es gelte - so Senator Dräger - die Folgen von '1968' an den Hamburger Hochschulen zu tilgen.

Mit der Ausrichtung des Studienangebots am modularisierten Bachelor-Studium wird die 'akademische Freiheit' durch strikte Studienplanung abgelöst. Was als eine notwendige Orientierung für 16/17jährige High-School-Absolventen nützlich ist, wird hierzulande nun 20jährigen verordnet: 'Stallpflicht' für alle. Die korporale Präsenz der Studierenden in den Lehrveranstaltungen und zeitlich genau geregelte Lieferungen von Leistungsproben ersetzen ein (weithin) selbst zu verantwortendes Studieren. Am 01. 04. 2005 wurden an der Hamburger Universität wieder Fakultäten geschaffen. Die Geisteswissenschaftliche Fakultät ist eine Mogelpackung; sie bildet keine interdisziplinäre Arbeitsgemeinschaft, sondern folgt dem Verhaltensmuster ,Jeder ist sich selbst der Nächste'.

Hochschulreform wird nicht mehr von den Gruppen der Hochschulangehörigen ausgearbeitet, sondern verordnet. So kamen die Pläne zum modularisierten BA- und MA-Studium aus den Ministerien; die neuen bürokratisierten Studienordnungen sind Produkt der Unterwerfung der 'academia' in Fragen der Lehre. Die aufgeblähten Inhaltsbeschreibungen des Studienangebots sowie die oft unverständlichen Vorschriften zum Studien- und Prüfungsablauf werden von Studierenden als "gequirlte Scheiße" abgetan, doch regt sich kaum Widerstand gegen solche 'unakademischen' Zumutungen. Der professoralen Klientel bleibt die Flucht in die Forschung, in die pseudo-objektive Bewertungsmuster von 'Exzellenz' Einzug halten. Polemisch formuliert bedeutet 'Hochschulmodernisierung' den Kotau vor der Durchsetzungsmacht von 'moderner' Ökonomie und Bürokratie.

'1968' hat seine Zeit gehabt, 'die Folgen von 1968' widersprachen oft den Absichten der Initiatoren, doch sollte dem intellektuellen Habitus des 'kritischen Hinterfragens' das Bleiberecht in der 'academia' auch heute nicht verwehrt werden. Darüber, wie mit den Ergebnissen solchen Hinterfragens - nicht zuletzt im Rückblick auf '1968' - umzugehen wäre, bliebe noch zu reden.

Literaturverweise

Quellen:

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Rudolf Sievers (Hg.): 1968. Eine Enzyklopädie. Frankfurt a.M. 2004 (es 3337).

Angelika Ebbinghaus (Hg.): Die 68er. Schlüsseltexte der globalen Revolte. Wien 2008.

Zur Geschichte der 1968er-Revolte:

Peter Mosler: Was wir wollten, was wir wurden. Studentenrevolte - zehn Jahre danach. Mit einer Chronologie von Wolfgang Kraushaar. Reinbek 1977.

Christoph Kleßmann: 1968 - Studentenrevolte oder Kulturrevolution? In: Manfred Hettling: Revolution in Deutschland? 1789-1989. Göttingen 1991, S. 90-105.

Christian Landgrebe u. Jörg Plath (Hg.): '68 und die Folgen. Ein unvollständiges Lexikon. Berlin 1998.

Ingrid Gilcher-Holtey (Hg.): 1968. Vom Ereignis zum Gegenstand der Geschichtswissenschaft. Göttingen 1998.

Thomas P. Becker u. Ute Schröder (Hg.): Die Studentenproteste der 60er Jahre. Archivführer - Chronik - Bibliographie. Köln u.a. 2000.

Wolfgang Kraushaar: 1968 als Mythos, Chiffre und Zäsur. Hamburg 2000.

Martin Klimke u. Joachim Scharloth (Hg.): 1968. Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung. Stuttgart 2007.

Hans-Joachim Dahms: Vorwort. In: H.-J. D. u. Klaus P. Sommer: 1968 in Göttingen. Wie es kam und was es war. In unbekannten Pressefotos. Göttingen 2008, S. 9-23.

Zur Reform der Germanistik 1965-1975:

Marlis Krüger (Hg.): Germanistik zwischen Berufsausbildung und Luxuswissenschaft. Ein Diskussionsbeitrag zum Wissenschaftsratsgutachten über die Neuordnung des Studiums. März 1967 [entstanden am Berliner MP-Inst. f. Bildungsforschung]; s.a.:

Dies.: Krise der Germanistik. Zur Lage der Germanistik an westdeutschen Universitäten (Umfrage 1965).: In: German Quarterly 42 (1969), S. 225-253.

Alternative. Zs. für Literatur und Diskussion 55.August 1967: Themenheft. "Germanistik: Reform oder Politisierung?"

Das Argument. Berliner Hefte für Probleme der Gesellschaft. 10 (Dezember 1968) H. 6: Kritik der bürgerlichen Germanistik (darin: Paul-Gerhard Völker: Die inhumane Praxis einer bürgerlichen Wissenschaft. Zur Methodengeschichte der Germanistik, S. 431-454).

Dieter Breuer u.a.: Literaturwissenschaft. Eine Einführung für Germanisten. Berlin u. Frankfurt a.M. 1972.

Zur jüngsten Geschichte der Germanistik:

Rainer Rosenberg u.a. (Hg.): Der Geist der Unruhe. 1968 im Vergleich Wissenschaft - Literatur - Medien. Berlin 2000.

Oliver Sill: Kein Ende und ein Anfang. Germanistische Literaturwissenschaft der sechziger und siebziger Jahre. Bielefeld 2003.

Klaus-Michael Bogdal u. Oliver Müller: Innovation und Modernisierung. Germanistik von 1965 bis 1980. Heidelberg 2005.

Titelbild

Oliver Sill: Kein Ende und ein Anfang. Germanistische Literaturwissenchaft der sechziger und siebziger Jahre.
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003.
136 Seiten, 14,50 EUR.
ISBN-10: 3895284238

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Klaus-Michael Bogdal / Oliver Müller (Hg.): Innovation und Modernisierung. Die Germanistik zwischen 1965 und 1980.
Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren, Heidelberg 2004.
262 Seiten, 34,80 EUR.
ISBN-10: 3935025742

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Martin Klimke / Joachim Scharloth (Hg.): 1968. Handbuch zur Kultur- und Mediengeschichte der Studentenbewegung.
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2007.
323 Seiten, 49,90 EUR.
ISBN-13: 9783476020666

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Hans-Joachim Dahms / Klaus P. Sommer: 1968 in Göttingen. Wie es kam und was es war.
Termessos Verlag, Göttingen 2008.
168 Seiten, 22,90 EUR.
ISBN-13: 9783938016060

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