Chamäleon

Mit „Christa Ruland“ liegt der letzte Band von Hedwig Dohms generationenumfassender Roman-Trilogie in der kommentierten Werkausgabe vor

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mitte der 1960er-Jahre wurde die amerikanische Schriftstellerin Silvia Plath mit ihrem Buch „Die Glasglocke“ berühmt. Zu Recht. Doch war sie nicht die erste, die das titelstiftende Bild ihres Romans erdachte. Bereits zu Beginn des Jahrhunderts hat Hedwig Dohm ihre Protagonistin in „Christa Ruland“ darüber klagen lassen, dass die jungen Mädchen und Frauen ihrer Zeit mitsamt ihrer „schönen ursprünglichen Wildheit“ und – nicht zu vergessen – ihrem klaren Verstand „unter der Glasglocke“ gehalten wurden. Dass Plath Dohms Buch kannte, ist allerdings eher unwahrscheinlich. Dabei hätte sich ihre Esther Greenwood an Christa Ruland durchaus ein Beispiel nehmen können, denn Christa hätte die Glasglocke zu gerne „zerschlage[n]“.

Mit „Christa Ruland“ liegt nach „Sibilla Dalmar“ und „Schicksale einer Seele“ nun der abschließende Band von Dohms drei Generationen umfassender Roman-Trilogie in der von Nikola Müller und Isabel Rohner herausgegebenen auf fünfzehn Bände angelegten kommentierten Werkausgabe der frühen Feministin vor. Wie schon die Vorgänger wurde auch dieser Band von den Herausgeberinnen mit einem klugen Vorwort versehen. Dass Dohm mit dem vorliegenden Buch ein „ungemein großes Diskursfeld“ abschreitet, dass die Einbettung des Romans in die „kulturelle und geistesgeschichtliche Phasen“ seiner Handlungszeit eine noch größere Rolle als in „Schicksale einer Seele“ und „Sibilla Dalmar“ spielt und dass er „vor Anspielungen auf Kultur- und Gesellschaftstrends der beginnenden Moderne, einer Zeit, die Auf- und Umbruch verspricht, in der Werte zugleich neu verhandelt und vehement verteidigt werden“ geradezu sprüht, lässt sich nur unterstreichen. Zumindest in den ersten Kapiteln des Romans lassen sich auf fast jeder Seite versteckte Zitate oder intertextuelle Bezüge finden. Denn Dohm schöpft „mit beiden Händen aus dem Vollen“ der zeitgenössischen Diskurse und präsentiert ein mit einem verwirrend-funkelnden „Neben- und Gegeneinander von Ideen, Theorien, Ideologien“ gefülltes „Kaleidoskop der Jahrhundertwende“. Daher ist es umso bedauerlicher, dass dieser Roman von der Literaturwissenschaft, auch der feministischen, weniger diskutiert wird als die beiden anderen Trilogie-Teile.

Auch in einer zweiten Hinsicht zeichnet sich der Roman gegenüber seinen beiden – heute ebenfalls noch lesenswerten – Vorgängern aus. Seine Ironie ist oft noch feiner geschliffen als in „Schicksale einer Seele“ und „Sibille Dalmar“ oder in Dohms Essays, in denen die Autorin die groben misogynen Klötze zeitgenössischer Theologen und Wissenschaftler mit zwar ebenso groben, aber doch stets geistreichen und scharfsinnigen Keilen spaltet. Die Ironisierung des George-Kreises erinnert sogar ein wenig an Franziska zu Reventlows mehr als ein Dezennium später erschienenen Roman „Herrn Dames Aufzeichnungen aus einem merkwürdigen Stadtteil“, wobei Reventlow die Münchner Bohème natürlich ungleich besser kannte und schilderte.

Insgesamt jedoch gilt die Ironie der Autorin, die bei der Abfassung des Buches immerhin fünfzig Jahre älter war als ihre gerade mal einundzwanzigjährige Protagonistin, diesmal weniger realexistierenden Herren-Kreisen, sondern vornehmlich den fiktionalen Damen der älteren Generation. Da wäre an vorderster Stelle Christas Mutter zu nennen: Frau Justizrätin Harriet Ruland ist als „Gegensatz einer Unzeitgemäßen allzu zeitgemäß“. Ihre Tochter Christa erkennt ohne weiteres, dass sie „immer Komödie spielt“. Handelt es sich bei Frau Ruland um ein „Kunstprodukt“, so steht ihre Bekannte Frau Tahlheim für einen „Typus, der zwar noch existiert, aber schon im Aussterben begriffen ist: Die Naturtoilettendame“.

Während der Sinn von Christas Mutter „ganz und gar auf extremste Weltlichkeit gerichtet“ ist, kommt es ihrem skeptischen Vater, der „mit dem Gefühl allgemeiner Wurstigkeit“ auf das „Gewimmel der Menschen“ herabsieht, „nur auf den Genuss an, den er persönlich von einer Sache hat“. Nietzsche, Christas heldenhafter Umwerter aller Werte, ist für ihn nichts weiter als ein „geistige[r] Obergigerl“, womit er zumindest hier einen klareren Blick als seine Tochter beweist.

„Besonders ihr Frauenzimmer mit dem Vogelgehirn, ihr pantscht ein bisschen Christus, Buddha, Sozialismus zusammen, eine Dosis Mystik, ein Gran Morphium, ein paar heilige Parzivalklänge, aber dazu ein Kleid für 800 Mark und Gesichtsmassage, die Sitzung à sieben Mark“, spottet er. Und soweit es Christa betrifft, die gleichermaßen die Antipoden Nietzsche und Tolstoi verehrt, hat er mit dem ersten Teil seiner Vorhaltung so unrecht nicht. „Moderne Geister wollt ihr sein?“ provoziert er weiter. „Eure Modernität besteht darin, dass ihr eine Gänsehaut kriegt, wenn von Glauben, Kirche, Autorität die Rede ist. Geflügelte Hanswürste seid ihr“. Dohm legte ihrer Figur hier ein Wort in den Mund, zu dem auch Nietzsche gerne griff. Dass er versicherte, lieber ein Hanswurst als ein Heiliger sein zu wollen, konnte sie bei der Niederschrift des Romans allerdings noch nicht wissen, denn „Ecce homo“ erschien erst einige Jahre später.

Zwar sehnt sich Christa sehr nach dem Lob ihres Vaters, doch braucht sie nicht allzu lange, um die Schwächen dieses Mannes zu erkennen, der seine jugendlichen Ideale längst abgelegt hat und sich nur ungern durch das Wesen seiner Tochter an sie erinnert fühlt. Doch immerhin versteht er sich mit den erwachsenen Kinder um einiges besser als seine Frau. Es sind vier, unter ihnen zwei Söhne: Dietrich, der „ganz der Sohn seiner Mutter“ ist und der „kleine blutarme Heinz“. Allerdings bleiben die beiden Figuren ein wenig blass.

Plastischer als die beiden männlichen Rulands der zweiten Generation werden die Töchter geschildert. Bei der Titelheldin versteht sich das, doch auch ihre Schwester Anne Marie, die sich aus Berechnung und um des erhofften Vorteils willen gerne mit einem fünfzigjährigen Mann verheiraten lässt, wird den Lesenden kaum weniger lebendig vor Augen gestellt. Dabei ist sie stolz darauf, sich ihre „köstlichen Weibinstinkte bewahrt“ zu haben, die jetzt „besonders in den Schriften gegen die Frauenemanzipation“ in Mode sind – selbst der von Christa verehrte Nietzsche „schwärmt ja auch vom Instinktweib“. Gleichzeitig bekennt sich Anne Marie aber auch zu ihren „Faibles für das Ewig-Männliche“. Dabei ist sie jedoch alles andere als ein unterwürfiges ‚Weibchen‘ und eine gehorsame Gattin, sondern auf ihre individuelle Weise emanzipiert und lebt – soweit es die misogynen Umstände zulassen – nach der Maxime: „Ich darf, was ich will.“ Mit ihrer „Selbstsucht“ und ihrem „skeptischen Esprit“ ist sie dem Vater „geistesverwandter“ als ihre Schwester.

Christa hingegen wird von der Mutter ein „schwierig[er]“ Charakter nachgesagt, weil sie „immer anti“ ist, was sich etwa in dem Ausruf „Fort mit der Ehe“ äußert. Ihr Vater nennt sie gerne „‚Madame Abseits‘, weil sie immer anders wollte als alle andern“. Doch von ihrer Freundin Julia wird sie wenig freundlich als „Chamäleon“ hingestellt. Und mit dieser Bezeichnung liegt Julia nicht falsch, denn Christa ist alles andere als ein „starker Charakter“. Dennoch erwies sich Christa schon in ihrer Kindheit als zartfühlendes Wesen in einer traurigen Welt, dem sich „alltägliche Dinge“ in „tragische Ereignisse“ verwandeln. Eine kleine Schopenhauerianerin also, die sieht und versteht, dass die Welt kein Guckkasten für Niedlichkeiten ist, sondern die „hübsche[n] kleine[n] Vögelchen“ doch tatsächlich lebendige Würmer auffressen und die Ameisen, Käfer und Regenwürmer, denen sie „liebevoll nachspürt“, „grausam zu Tode quälen“. Auch „ihr grüblerischer Erkenntnisdrang, ihre Neigung, an Menschen, Dingen, an sich selbst Kritik zu üben“, ihr Wille alles verstehen und alles kennen lernen zu wollen, sind – abgesehen von dem Hang zur Selbstkritik – schopenhauerianisch. Entsprechen sie doch dem Motto des Philosophen, keine Frage auszulassen. Allerdings wird ihr Erkenntnisdrang schon früh gebremst, indem ihr der Besuch der Gymnasialkurse untersagt wird, weil „Mama will, dass ich zum Diner zu Hause bin“.

Christas Vater vermeidet es hingegen, seinen erwachsenen Kindern etwas „auf seine Autorität hin“ zu verbieten, und verfolgt statt dessen die Taktik, „Asche auf [das] Feuer“ ihrer Wünsche zu streuen. So wendet er sich etwa an Christa, um mit ihr wie mit seinesgleichen zu reden. Dies heißt aber auch, sie auszutricksen zu wollen, eben so wie er es – so darf man zumindest vermuten – mit seinesgleichen tun würde. Als es allerdings darum geht, Fragen der Sexualität zu erörtern und seiner Tochter eine Heirat anzuempfehlen, verliert er sich in blumigen Metaphern. Doch immerhin verbündet er sich mit ihr gegen seine Frau, die beide im Glauben lassen, er habe Christa die von ihrer Mutter erwünschte „Räson beigebracht“.

Im Verlaufe der Handlung treten Christas Verwandte in den Hintergrund. Dafür tritt ihr vornehmlich weiblicher Freundeskreis stärker hervor. Da wäre zunächst Anselma, eine etwas ältere Malerin, deren verzweifelter Lebenslauf sie schließlich in den Freitod führt – wobei angesichts aktueller Sterbehilfe-Debatten bemerkenswert ist, dass sich Christa dagegen entscheidet, sie am Suizid zu hindern: „Der Tod war Anselmas Recht“.

Zu Christas weiteren Freundinnen zählen Clarissa, deren Denken und Empfinden ganz einer „mystischen Welt“ angehört, die „Sportsdame“ Anna Röder und die Mathematikerin und Chemikerin Dr. Marie Hill, die unter ihren Bekannten und Freundinnen als „reine[r] und volle[r] Typus der ‚Neuen Frau‘“ gilt, sich aber mit „mechanischen“ und somit geistlosen Arbeiten über Wasser halten muss, „ohne Aussicht, in absehbarer Zeit vorwärts zu kommen, Dozentin an der Universität oder sonst wie selbständig zu werden“. Dann wäre da noch die bereits erwähnte Freundin Julia, der es nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Denn sie mag sich nicht „klein machen“ und will ihr eigenes Leben haben, wobei „es nicht darauf ankäme, lange, sondern tüchtig drauflos zu leben“. Wie nicht wenige Frauen ihrer Zeit greift sie zur Feder, „um über die erste Geldlosigkeit fortzukommen“. Denn zu Schreiben war damals neben der Tätigkeit als Lehrerin eine der wenigen Möglichkeiten für Frauen, selbst ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Zwar nimmt sie die Schriftstellerei „mit Feuereifer […] in Angriff“, doch werden ihre Novellen zurückgewiesen. Stattdessen, zeigen sich die Herren Redakteure und Verleger daran interessiert, sie auszuführen, was ihr zu dieser Zeit sofort einen zweifelhaften Ruf einbringt. Nachdem sie mit einem von ihnen bei einem „harmlosen Glas Bier“ angetroffen wird, ereilt sie der „Familienfluch“. All dies, die Geldnot, die Männer, die mehr an ihrem Körper als an ihren Novellen interessiert sind, und die Ablehnung der Familie, treibt sie in die Prostitution. So ist ihr weißes Kleid, das in ihrer Einführungsszene schon ein paar dunkle Flecken verunzieren, am Ende des Romans symbolträchtig „grauschwärzlich“ geworden, „mit noch mehr Flecken als früher“. Doch nicht nur für Julia, sondern auch für die anderen Frauenfiguren sieht der realistische Roman keine glückliche Zukunft vor, und schon gar keine emanzipierte. Denn „[e]s ist auch nicht wahr, es ist falsch, ganz falsch, dass die Zeitströmung mit der neuen Frau wäre“.

Christa selbst wird mit einem Mann in guter Stellung verlobt und scheint dabei sogar tatsächlich ein klein wenig in ihn verliebt zu sein. Schnell wird geheiratet, nicht zuletzt darum, weil sie nicht länger zuhause, bei ihrer Mutter bleiben möchte. „In der Ehe bilden Mann und Frau ja eine einzige Persönlichkeit“, weiß Christa schon während ihrer Brautzeit. Dass es diejenige des Mannes ist, hat sie da allerdings noch nicht erkannt. Erst nachdem sie bereits eine Weile verheiratet ist, klagt sie: „Ja, mein Gott, warum sollen denn zwei eins sein, die vielleicht, wie Adrian und ich, so grundverschieden voneinander sind.“ Nun hofft sie auf die „Zweiheit in der Ehe“. Wenngleich sie auch kaum daran glaubt, diese selbst verwirklichen zu können, ist sie ihr doch „die Parole der Zukunft“. So träumt sie davon, dass später einmal über „der Pforte der ‚Neuen Ehe‘“ zu lesen sei: „Ich bin ich und du bist du, eins sind wir in der Liebe.“

Mit Christas Heirat wechselt der bislang von einer unbestimmten Instanz aus der Perspektive Christas erzählte Roman ins Genre des Briefromans und besteht fortan aus Briefen der titelstiftenden Heldin an ihre Schwester. Dieser formalen Wechsel in die seit dem 18. Jahrhundert Frauen gemäße, da als bloß subjektiv und kunstlos geltende Form spiegelt wider, dass Christa die den Frauen gebührende Daseinsform angenommen hatte: die der Ehefrau.

Doch von Beginn an fühlt sie sich an der Seite ihres Mannes unwohl. Schon der erste Brief aus den Flitterwochen ist verräterisch: „Gewiss, ich liebe ihn. Warum hätte ich ihn sonst geheiratet? Obwohl man mitunter heiratet, weil man keinen Mut hat, nicht zu heiraten, oder weil es sich eben so macht.“ Genau dies sind wohl die beiden uneingestanden Gründe für ihre Heirat.

Aber nicht nur Christa, sondern auch ihr Mann, der sie nur geheiratet hatte, um in der Nähe seiner geliebten, nur leider ebenfalls verheirateten Schwägerin sein zu können, wird in der Ehe nicht glücklich. Wenigstens ist er nicht so „geschmacklos“, Christa den Besuch von Universitätsseminaren zu verbieten. Dies aber auch nur, weil er ihre Lern- und Wissbegierde nicht ernst nimmt. Und schließlich gibt sie ihr Studium doch „um seinetwillen“ auf, da er sie „immer scheel [an]sieht“.

Nachwuchs findet sich nicht ein. Ein Kind zu bekommen fände Christa „auch beinah unnatürlich“, womit Hedwig Dohm einen Seitenhieb gegen den mutterschaftsseeligen Biologismus des gemäßigten Flügels der Frauenbewegung ihrer Zeit austeilt.

Zwar kann sich Christa nicht von der Ehe emanzipieren, aber doch in ihr, soweit diese Institution das damals zuließ. Der Prozess dieser Emanzipation spiegelt sich darin, dass Dohm nun wieder zu der anonymen Erzählinstanz zurückkehrt.

Die nie vollzogene Liebe zwischen ihrem Mann und ihrer Schwester bleibt von Christa lange unentdeckt bis sich Anne Marie kurz vor ihrem Tod der Schwester anvertraut. Nach dem Geständnis und Anne Maries Tod nimmt Adrian eine Stelle in Konstantinopel an. Den Zeitpunkt ihrer Wiedervereinigung habe „sie – sie allein zu bestimmen“, erklärt er Christa, doch das wird sie nie tun. Ausgerechnet Maria Hill, die reflektierte Frauenrechtlerin wird ihm nachreisen, den inzwischen erkrankten Mann pflegen und sich schließlich in ihn verlieben. Nun erbittet er von Christa die Scheidung.

Unterdessen hat auch sie sich verliebt. In Frank Richter, einen linken Journalisten, der davon träumt, eine eigene sozialdemokratische Partei oder doch wenigstens ein „großes politisches Blatt“ zu gründen. Doch als er, der es liebt, „in großen und kühnen Strichen die Grundzüge einer neuen Gesellschaft vor ihr“ zu entwickeln, nach einer Weile beginnt, von der „unveräußerlichen Natur des Weibes als Gebärerin“ zu schwadronieren, wendet sie sich von ihm ab. Ersatz findet sie in Daniel Rainer, dessen „dämonisch transzendentale[m] Zauber“ sie erliegt. Rainer, der sich gerne als Religionsstifter geriert, schätzt seinerseits ihren „feinen Einfluss auf meinen Geist, auf meine Ideen“ – also nicht etwa ihre eigenen Ideen. Zunächst übernimmt Christa auch enthusiastisch seine mystisch-asketische Ideologie und bittet darum, seine „Schülerin“ werden zu dürfen. Bald beginnt sie jedoch eigenständig über seine Lehre zu reflektieren und erkennt, dass er, der nicht nur behauptet, sondern tatsächlich glaubt, „ein ewiges Geschöpf“ und „völlig frei vom Geist der Zeit“ zu sein, auch nur ein weiterer „Typus der Zeit“ ist. Während sein Größenwahnsinn die „schmale Kluft“ zum Irresein überschreitet, beginnt sich Christa für den Teil der sozialen Arbeit zu interessieren, der den Kindern gilt. Hier, so hofft sie nun, liege, „die Möglichkeit einer Versöhnung zwischen Individualismus und Altruismus“.

So setzt sie nach Ehe, linker Utopie und religiösem Mystizismus zuletzt auf die soziale Mutterschaft. Ob dies allerdings von Dauer sein wird, verrät der Roman nicht mehr. Die Lesenden werden in ihrer Mehrheit jedenfalls bezweifeln, dass das „Chamäleon“ künftig nur noch diese Farbe tragen wird.

Titelbild

Hedwig Dohm: Christa Ruland. Roman.
Herausgegeben von Nikola Müller und Isabel Rohner.
trafo verlag, Berlin 2008.
246 Seiten, 19,80 EUR.
ISBN-13: 9783896265623

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