Beflügelnd und elegant - Gertrude Stein und Alice B. Toklas leben zwei Leben

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Gertrude Stein ist ein wahres Literatur-Urgestein. Zwar ist "rose is a rose is a rose" berühmt, aber ihre erratischen Werke werden kaum gelesen. Vielleicht hilft ein kleiner biografischer Essay über sie und ihre Lebensgefährtin Alice Toklas - auch wenn Janet Malcolm keine ausgesprochene Freundin ihres Werks ist. Aber eine Kennerin. In lockerem Stil berichtet sie über die seltsamen Tatsachen, dass weder das Judentum noch die lesbische Liebe in ihrem Werk vorkommen, dass die beiden ausgerechnet von einem antisemitischen Freund protegiert und beschützt wurden, und dass eine unglückliche Liebe in ihrem Werk auftaucht, verschlüsselt und auf Betreiben von Toklas, die eifersüchtig und wütend war, korrigiert (aus "may" (nach May Bookstaver) wurde "can").

Leichtfüßig erzählt Malcolm von Steins großem Charme, der auf alle, Männer wie Frauen, wirkt und von ihrem manchmal überbordenden Humor, der in köstlichen Anekdoten sichtbar wird. Auch über die Stein-Forschung macht Malcolm sich lustig, so wenn sie die wichtigste Forscherin mit den Worten zitiert: "Ist Gertrude Stein überhaupt die Mühe einer Interpretation wert?" Nach diesem beflügelnden und eleganten Büchlein muss man sagen: Ja, das müssen wir auch mal wieder angehen.

G.P.


Titelbild

Janet Malcolm: Zwei Leben. Gertrude und Alice.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2008.
165 Seiten, 19,80 EUR.
ISBN-13: 9783518420348

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