Konzentrierte Geschichten um einen Berufsverbrecher

Richard Stark überzeugt auch mit „Das Geld war schmutzig“ und „Das große Gold“

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Nein, das große Gold ist es nicht. Als Parker nach Hause kommt, legt er drei teure Patek-Uhren auf den Tisch – das ist alles, was ihm vom Raub im Juwelengroßhandel übrig geblieben ist. Angefangen hat der Misserfolg damit, dass einer seiner Partner sich nicht an die Anweisungen gehalten hat: Er sollte einen Gabelstapler holen. Was macht er? Er geht ins Büro, um da noch was zu klauen. Und natürlich ist das Büro alarmgesichert. Amateure! Mit denen hat Parker immer Ärger.

Als er verhaftet wird, zeigen seine Fingerabdrücke, dass er in Kalifornien wegen Mord gesucht wird. Also nichts wie raus aus dem Gefängnis. Eigentlich flieht Parker dann immer gleich weit weg. Aber einer seiner Fluchtpartner braucht Geld und hat schon etwa ausbaldowert. Eben diesen Juwelengroßhandel. Auch das geht schief, denn der Gang, der noch aus der Zeit des Sezessionskriegs in das große Gebäude führt, bricht ein. Beim Versuch, sich einen anderen Weg freizuschaufeln, müssen Parker und seine Freunde einen Dealer und seinen Boss erschießen und einen Geschäftsmann und seine Geliebte als Geisel nehmen, sie müssen eine Freundin aus dem Gefängnis befreien, sie müssen immer wieder Haken schlagen, Polizisten bedrohen, die Geisel beruhigen. Es geht drunter und drüber.

Richard Stark, ein Pseudonym für den kürzlich verstorbenen Krimiautor Donald E. Westlake, hat mit seiner Parker-Reihe eine harte, gradlinige Serie um einen harten, gradlinigen Berufsverbrecher geschaffen, ein Managertyp, der alles aus dem Weg räumt, was seinem Ziel schaden könnte. Das heißt aber nicht, dass er alle umbringt. Manchmal ist es sehr viel dienlicher, wenn er einen einfach leben lässt. Nicht aus Mitleid, sondern aus Kalkül, da ist Parker sehr flexibel.

Auch in „Das Geld war schmutzig“, kurz vorher auf Deutsch erschienen, geht ein Überfall schief, weil sich zu viele einmischen. Aber Parker braucht sie, denn allein kann er auch nicht „arbeiten“. In diesem Roman wird es noch dadurch komplizierter, weil es in der Gegend, in der sie das Geld versteckt haben, von Polizei wimmelt und sich dann noch eine Kopfgeldjägerin einmischt, die auch gerne etwas verdienen möchte.

In schönen kurzen Abständen bringt der Zsolnay-Verlag jetzt diese modernen Genreklassiker wieder heraus. Sodass man schön studieren kann, wie konzentriert Stark seine Geschichten schreibt, ohne Abschweifungen, ohne atmosphärische Beschreibungen, ohne Psychologie, ohne irgendetwas, das nichts mit der Story zu tun hätte. Und dennoch gelingt es ihm, Atmosphäre und Psychologie zu bieten: Aus den Figuren heraus entwickeln sie sich selbst, in den Dialogen und im Schweigen, aus den kurzen Beobachtungen und Seitenblicken. Dazu ist die Geschichte rasant und ebenso erzählt, voller unerwarteter Wendungen, die nüchtern und sehr kontrolliert erzählt wird. Und manchmal mit einem kurz aufblitzenden Humor.

Allerdings erscheinen die Bücher auf Deutsch in kurioser Reihenfolge und sprunghaft. „Fragen Sie den Papagei“ war von 2006, „Keiner rennt für immer“ von 2004, „Das Geld war schmutzig“ von 2008, und „Das große Gold“ von 2002. Dennoch: Die Lektüre lohnt sich, in welcher Reihenfolge auch immer.

Titelbild

Richard Stark: Das Geld war schmutzig. Roman.
Übersetzt aus dem Englischen von Rudolf Hermstein.
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2009.
253 Seiten, 16,90 EUR.
ISBN-13: 9783552054790

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Titelbild

Richard Stark: Das große Gold. Roman.
Übersetzt aus dem Englischen von Rudolf Hermstein.
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2009.
284 Seiten, 16,90 EUR.
ISBN-13: 9783552054806

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