Und dennoch Hoffnung

Jens-Fietje Dwars’ Biografie über Peter Weiss

Von Anton Philipp KnittelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Anton Philipp Knittel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wie kaum ein zweiter Schriftsteller seiner Generation hat sich Peter Weiss (1916-1982) an den Zentralfragen des vergangenen Jahrhunderts abgearbeitet. Sein Werk könne – so meinte sein Freund Walter Jens einmal – als Kompendium der von ihm persönlich, unverwechselbar und exemplarisch zugleich offen gelegten Fragen des 20. Jahrhunderts verstanden werden. Mit Werken wie dem Mikroroman „Der Schatten des Körpers des Kutschers“, den autobiografischen Texten „Abschied von den Eltern“ und „Fluchtpunkt“ oder dem „roman d’essai“ (Alfred Andersch) „Die Ästhetik des Widerstands“ avancierte Weiss ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zum modernen Klassiker. Zudem hat Peter Weiss Theatergeschichte geschrieben. Stücke wie „Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats“, „Hölderlin“, „Trotzki im Exil“ oder das an 15 Bühnen gleichzeitig uraufgeführte Auschwitz-Oratorium „Die Ermittlung“ sorgten für riesiges Aufsehen. Allerdings standen die meisten Texte des Malers, Filmemachers, Dramatikers und Romanciers quer zum herrschenden Literaturbetrieb und zu überkommenen Sichtweisen.

Während über Peter Weiss nach dem für ihn relativ späten Erfolg in Deutschland mit „Der Schatten des Körpers des Kutschers“ in den 1960er- und 1970er- und anfangs der 1980er-Jahren heftig diskutiert wurde, ist dieser lebenslang Unbehauste, dieser stets Heimatlose und Unzeitgemäße vor „allem nachwachsenden Generationen kaum noch bekannt“, wie Jens-Fietje Dwars in seiner soeben erschienenen Peter Weiss Biografie bemerkt. Daran dürfte auch eine soeben publizierte zwölf CDs umfassende Hörspielbearbeitung der „Ästhetik des Widerstands“ leider kaum etwas ändern – sowenig wie die in den letzten Jahren vermehrt vorgelegten Fragmente und verschiedene Fassungen einiger Texte aus der Frühzeit. Ein Vierteljahrhundert nach dem Tod des Multitalents Weiss, hat ihn zwar die Forschung nicht vergessen, wie Dwars zu Recht bemerkt, doch „Leser und Zuschauer“ hat er verloren.

Was der Weiss-Freund und Kollege Walter Jens knapp zehn Jahre nach dem Tod dieses „Jahrhundertautors“ formulierte, scheint auch eine Motivation für die nun vorgelegte Weiss-Biografie des um zwei Generationen jüngeren ostdeutschen Schriftsteller, Film- und Ausstellungsmacher Jens-Fietje Dwars (Jahrgang 1960) zu sein: Die Ver-Gegenwärtigung der von Weiss ästhetisch gestalteten Fragen seiner Zeit.

Mehr als zwei Jahrzehnte Beschäftigung mit dem Werk des „universalen Künstlers von Weltrang“, angestoßen durch die erste Lektüre der „Ästhetik des Widerstands“ als Student und Mitglied einer Arbeitsgruppe in Jena im Jahr 1983, liegen, wie Dwars einleitend bemerkt, seiner Biografie zugrunde. Passagenweise habe er damals den in der DDR sofort vergriffenen Roman in einem von einem Freund geliehenen Exemplar abgeschrieben. Vor dem Hintergrund von Gorbatschows Politik erschien Weiss’ Text seinerzeit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe in Jena „als Spiegel der Gegenwart“: „In den absatzlosen Erzählblöcken war alles geronnen, was uns den Atem nahm, die drohende Erstarrung dessen, was sich Sozialismus nannte und mit einem Mal veränderbar schien.“

Diese Schnittlinien des Biographen mit „seinem“ Autor und dessen Werk legt Dwars eingangs offen. Was ist von diesem Werk und seinem Gegenwartsbezug wie auch seinem ‚Ausgreifen in die Zukunft‘ geblieben? Die Berührungen von Autor und Werk, von Biograf und Biografie, sind es auch, die den Reiz von Dwars Text ausmachen, ohne dass der Leser mit der Sicht des Biografen und seinen Folgerungen, seiner Argumentation, einig sein muss. Denn „so oder so“, heißt es an der Stelle in „Und dennoch Hoffnung“, an der Dwars die ersten, unbefriedigenden Ausstellungsbemühungen des jungen Peter Weiss 1936 in London in den Blick nimmt, „das Entscheidende ist nicht die äußere Resonanz, sondern die innere“. Diese ist es auch, der der Biograf nachspürt: „Gestützt auf die neuen Materialfunde anderer, will ich versuchen, das Bild des Peter Weiss und seiner Zeit, das mich seit zwanzig Jahren begleitet, dessen Züge sich im Zwielicht umbrechender Erfahrungen wieder und wieder gewandelt haben, zu einem biografischen Porträt zu verdichten. Zu einer Skizze, die dem inneren Gesetz des Lebens nachspürt und in ihrer fragmentarischen Vorläufigkeit Splitter der Epoche spiegelt, der wir allzu schnell entronnen zu sein glauben.“ In insgesamt 18 Kapiteln versucht Dwars „den einst Gefeierten“ wieder „neu zu entdecken“, eine Notwendigkeit, da „es längst wieder im Gebälk“ knirsche, was immer damit auch gemeint sein mag.

Als einen ‚von Anfang an Entwurzelten‘ erscheint der am 8. November 1916 in Nowawes, dem heutigen Neubabelsberg bei Potsdam geborene Peter Ulrich Weiss, Sohn des in Ungarn geborenen jüdischen Textilkaufmanns Eugen (Jenö) Weiss, der von Wien nach Berlin gelangte und dort sich in die Schauspielerin Frieda Thierbach verliebte. Peters Mutter Frieda Thierbach, geborene Hummel, brachte aus erste Ehe, die 1912 geschieden wurde, die beiden Söhne Hans und Arwed mit in die Ehe mit dem zunächst erfolgreichen Textilkaufmann.

Schon früh folgt für Peter Weiss Umzug auf Umzug: Von Nowawes 1917 nach Przemysl in Galizien, 1919 nach Bremen, wo die Familie innerhalb der Stadt ebenfalls umzieht, von dort 1930 nach Berlin, 1935 nach Chislehurst in England, 1936 nach Warnsdorf in Böhmen und schließlich 1939 über Zürich und Berlin nach Alingsås in Westschweden.

Dwars bemerkt über die frühen Umzüge des dritten von sechs Kindern – nach Peter kommen die Geschwister Irene (1920), Margit Beatrice (1922) und Gerhard Alexander (1924) zur Welt – von Eugen und Frieda Weiss pointiert: „Wer die Vorgeschichte des familiären Klimawandels bedenkt, kann ahnen, wie fragil das Selbstbewusstsein dieses Jungen war. Dreimal ist die Familie in den ersten drei Jahren seines Lebens umgezogen, in genau der entscheidenden Zeitspanne, in der sich der Charakter eines Menschen bildet. In Bremen wird er von den älteren Stiefbrüdern ignoriert und muss erleben, wie die jüngeren Geschwister statt seiner alle Zuwendung einer Mutter auf sich ziehen, die in sich selbst gespalten ist. Mit dreizehn, am Anfang der Pubertät, zieht die Familie nach Berlin und fünf Jahre darauf, als die Loslösung von den Eltern glücken sollte, beginnt die Odyssee der Emigration, die ihn wieder und wieder in neue Abhängigkeiten treibt.“

Halt scheint Peter Weiss, so die Selbstdeutung, der sich die Forschung einhellig anschließt, bald in künstlerischen Betätigungen, sei es im Zeichnen, Malen oder Schreiben, zu suchen: „Kunst wird schließlich zum Refugium für den Heranwachsenden, zum Rückzugsort innerhalb der Familie und zum Ruhepol in einer hektischen Zeit, die sich mit Unheil auflädt.“

Entscheidender Auslösepunkt der bildkünstlerischen Produktivität ist der Unfalltod der Schwester Margit im September 1934. „Noch in Berlin“, schreibt Arnd Beise in seiner konzisen und bislang nicht übertroffenen Reclam-Werkmonografie, „entstanden einige auch großformatige Gemälde, die heue jedoch zum größten Teil verschollen sind“.

Der durch die Zeitverhältnisse erzwungene Umzug nach England ist jedoch, wie Dwars zu Recht bemerkt, für den jungen Peter Weiss eher „ein lästiger Umzug, der nichts an seiner individuellen Existenz verändert hat: an der Selbstbehauptung als Maler gegen die Berufspläne seiner Eltern“. Denn der Vater spannt den zur Malerei strebenden Sohn in seinem Kontor ein. Es dauert einige Zeit, bis sich der Sohn vom Vater die Erlaubnis für „einen Jahreskurs an der Regent Street School of Photography“ erkämpft, den sein Vater finanziert: „Denn fotografische Techniken braucht man auch im modernen Textilgewerbe.“

Bereits früh entstehen neben den Bildern, die in der Phase nach Margits Tod meist dunkel und düster sind, erste Texte, wiewohl bei Peter Weiss Bilder und Texte immer Hand in Hand gingen, parallel entstanden, Motive aufgriffen und weiterführten. Allerdings dominierte „bis Mitte der 1940er Jahre die Bildkunst als Medium des künstlerischen Ausdrucks“, wie bereits Beise feststellt. Detaillierter als Dwars gliedert Beise das bildkünstlerische Werk in drei Phasen: „tastende Anfänge vor 1934; eine überwiegend düstere und altmeisterlich geprägte Phase von 1934 bis 1941; der Versuch, den Anschluss an die künstlerische Moderne (wieder) zu finden, von 1941 bis 1946; und endlich die Periode der Reduktion des malerischen Ausdrucks nach 1947.“

Dabei ist und bleibt, wie Dwars nach Rekapitulation der „Wallfahrt nach Montagnola“ 1937 und den „Intermezzi“, dem wohl durch Vermittlung Hesses zustande gekommenen Probejahr an der Kunstakademie in Prag, und einem „letzten Sommer beim Zauberer“, mit Recht feststellt, Peter Weiss als bildender Künstler eher „ein Autodidakt, der sich auch die Bildwelt von Bosch, Breughel und Grünewald, diese ‚deutsche Tradition‘, bereits in Warnsdorf aus Büchern allein erschlossen hat.“

Mehr oder weniger isoliert ist Weiss als Künstler auch in den ersten Jahren in Schweden. An seinem 30. Geburtstag, am 8. November 1946, erhält er die schwedische Staatsbürgerschaft: „Jetzt ist er eingebürgert und doch nicht angekommen, immer noch auf der Flucht, fremd in sich selbst. Noch immer der Junge aus der Marcusallee, der trotzig in seiner Schandecke steht, sich nach einer Schwester zum Lieben sehnt, die Mütter flieht und selbst kein Vater sein kann“, wie Dwars in Anspielung auf die gescheiterten Beziehungen beziehungsweise Ehen mit Helga Henschen und der dänischen Designerin Le Klint formuliert. Neben der Tochter Randi-Rebecca aus der Ehe mit der Bildhauerin Helga Henschen hatte Peter Weiss den Sohn Paul aus der kurzen Ehe mit Carlota Dehorty sowie die späte Tochter Nadja, aus der Ehe mit der Bühnenbildnerin Gunilla Palmstierna-Weiss, mit der er seit 1952 zusammen lebte und arbeitete.

Die Wende aus der Isolation bringt das Jahr 1947. Peter Weiss debütiert mit dem schwedischen Prosabändchen „Von Insel zu Insel“ als Erzähler „bei Bonniers, Schwedens renommiertestem Verlag, und obendrein noch mit eigenen Illustrationen, wie er es sich seit zehn Jahren erträumt hat“. Aber: „Noch immer sitzt das Ich auf einer Insel, eingeschlossen in seiner Dachkammer. Aber jetzt träumt er nicht mehr von einer Gegenwelt der Liebe. Das Äußere und Äußerste, wogegen er sich verbarrikadiert, erscheint im Innern, im Innersten einer alptraumhaft gesteigerten Bildergalerie des Schreckens, einer Wanderung von einer Insel des Grauens zu nächsten inmitten einer Welt der Selbstvernichtung des Menschen.“

Letztlich war dies, so Dwars, eine Fortführung seines „Traktats von der ausgestorbenen Welt“ von 1938/1939. „Ein Bestseller konnten die Prosagedichte allerdings nicht werden, dafür überforderten sie die Lesegewohnheiten des breiten Publikums. Dennoch spricht für den Erfolg des Debütanten, dass ihn „Stockholms-Tidningen“ gleich darauf, im Maii 1947, als Reporter nach Berlin entsendet.“ Im Jahr darauf erscheinen Weiss’ Berlin-Berichte als Buch unter dem Titel „De besegrade“, zugleich scheitert sein Versuch mit dem Manuskript „Der Vogelfreie“ im Suhrkamp Verlag zu landen. Peter Suhrkamp lehnt den Text ab.

Dwars zeichnet den weiteren Weg des Schriftstellers, Collagekünstlers, des Malers wie auch des Filmemachers Peter Weiss detailliert nach, und bietet vor allem gute Einblicke hinter Verlags- und Lektorenkulissen, etwa wenn er die Odyssee des Mikroromans „Der Schatten des Körpers des Kutschers“ rekapituliert, oder wenn er mit Distanz den „Geschäftsmann“ Peter Weiss betrachtet, der versucht, Verlage gegeneinander auszuspielen. Gerade hier scheut er nicht vor einer teilweise deftigen Sprache zurück, wenn Peter Weiss’ Überlegungen auf den Hanser-Verlag zurückzugreifen, folgendermaßen umschreibt: „Eine abgenutzte Hure, die einen Zuhälter braucht, um sich mit neuer Schminke auf dem Markt zu prostituieren, es den Lesern richtig zu besorgen.“ Ob es dieser Sprache bedarf, um die Verlags- und Betriebswirren zu skizzieren, mag dahingestellt bleiben. Fakt ist, die Hinweise auf die verlegerischen Einflüsse auf die Entstehung und Publikation von Weiss’ Texten sind spannend, oder wenn Jens-Fietje Dwars die Politisierung des Autors nach dem Welterfolg von „Marat/Sade“ beschreibt.

Dwars Versuch, Peter Weiss in seinen verschiedenen Facetten zu skizzieren, als Familienmensch, als „Vermesser einer geteilten Welt“, als berechnenden Autor, überzeugt nicht immer – etwa wenn er das angebliche Versagen von Peter Weiss als Vater der Kinder Randi und Paul zwar festhält, aber genau sowenig ausführt, wie die späte erfüllte Vater Kind-Beziehung zwischen Peter Weiss und seiner Tochter Nadja, die Dwars mit einer pathetische Schlusseloge umschreibt:

„Doch Hoffnung bestand für Peter Weiss nur in der Erneuerungskraft, in der Regenerierungsfähigkeit des Lebendigen. Und die erlebte er mit allen Sinnen im ‚Wunder‘ der heranwachsenden Tochter, der er nun, sich schmerzhaft der Kürze der verbleibenden Zeit bewusst, all die Liebe geben wollte, die ihm bei seinen ersten Kindern versagt war, als er noch in sich selbst verbissen, um die Anerkennung als Künstler rang. Sie gab ihm die Kraft, sich an dieses Buch zu verschenken, das ihn auffraß.“

Was Dwars Biografie vermutlich insgesamt nicht vermag: den Autor wieder breiteren Leserschichten zugänglich zu machen, ihn aus dem Kreis der Weiss-Forschenden und Weiss ohnehin Lesenden herauszuholen. Und was sie keinesfalls vermag, jüngere Arbeiten zu Weiss, wie etwa die Werkmonografie von Arnd Beise (2002), überflüssig zu machen. Doch diesen Anspruch hat Jens-Fietje Dwars auch gar nicht. Was seine Weiss-Biografie jedoch bietet, ist eine skizzenhafte historische Grundierung des Weiss’schen Kontextes, nicht zuletzt durch die Berücksichtigung der neueren Quellen, wie sie seit nunmehr eineinhalb Jahrzehnten vor allem durch das Peter Weiss-Jahrbuch und jüngst auch durch einzelne Arbeiten wie etwa der von Wiebke Ankerson, von Axel Schmolke (2006) sowie durch die Digitalisierung eines Teils des Nachlasses faszinierender erkennbar werden.

So bleibt dennoch – und das ist das nicht geringe Verdienst der gut lesbaren Biografie – die Hoffnung, diesen Autor der Gegenläufigkeiten, trotz oder gerade seiner Sperrigkeiten wegen, seines Querstehens zu einer allzu bereitwilligen Stromlinienförmigkeit in unseren Tagen wieder neu entdecken zu können. Dazu jedenfalls hat Dwars, der sich seit Jahren vielfach um Weiss’ Werk bemüht, angeregt. Und das ist nicht wenig.

Mögen Weiss aktuell breitere Leserschichten in Deutschland fehlen, bei der Forschung genießt sein Werk glücklicherweise weiterhin große Aufmerksamkeit, die mit der Erschließung neuer Quellen im Berliner Peter Weiss-Archiv und durch Übersetzung verschiedener schwedischer Texte und Textstufen von Peter Weiss sicherlich anhalten und weitere spannende intra- und intertextuelle Bezüge sichtbar machen dürfte.

Nils Göbel widmet sich in seiner Marburger Magisterarbeit den autobiografischen Texten „Abschied von den Eltern“ und „Fluchtpunkt“. Ziel seiner Arbeit ist es, diese Texte als „Schwellentexte“ auf dem Weg von Peter Weiss, sich „nach einer Vergegenwärtigung individueller Ereignisse kollektiven Ereignissen zuzuwenden“.

Vor allem mittels der Diskussion von „relativ objektiven Maßstäben“ wie Erzählzeit und Erzählperspektive, situiert Göbel „Abschied von den Eltern“ und „Fluchtpunkt“ im Kontext der Gattung „Autobiographie“.

Strukturelle Merkmale wie die Dominanz des „erinnerten Ichs“ gegenüber dem „erinnernden“ Ich, gattungsspezifische Eigenheiten wie die Gewichtung von Fiktionalität und Faktizität in den beiden Texten oder Affinitäten zum Bildungs- und Entwicklungsroman führen Göbel zum „definitiven“ Ausschluss, „dass es sich bei den Texten um konventionelle Autobiographien handelt“. Der hier verknappt wiedergegebenen Gattungsdiskussion schließt Göbel in einem weiteren Kapitel die Analyse „intertextueller Bezüge“ an.

Als Prä- und Intertexte fungieren bekanntermaßen Werke von Franz Kafka und Henry Miller sowie Knut Hamsun oder aber Karl Philipp Moritz’ „Anton Reiser“. Allzu skizzenhaft bleibt das Kapitel „Konzepte der Sprachkritik“ gerade auch mit den wenigen Ausblicken zur „Ästhetik des Widerstands“ und einer Reterritorialisierung der deutschen Sprache durch Weiss. Insgesamt sind die Ergebnisse dieser Magisterarbeit sicherlich nicht neu. Zudem verursachen Formulierungen wie „Weder im Traum noch im Schreibprozess ist die Zensur wirksam. Daher kann mit einer bisweilen kompromittierenden Nonchalance von inzestuösen Erlebnissen mit der Schwester sowie homoerotischen mit den Freunden, von der eigenen Onanie und der des Psychoanalytikers, von den homosexuellen Neigungen des einen und den nymphomanen des anderen Freundes berichtet werden“ doch leichtes Stirnrunzeln.

Titelbild

Nils Göbel: "Wir können keine Form erfinden, die nicht in uns vorhanden ist". Gattungsfragen, Intertextualität und Sprachkritik in "Abschied von den Eltern" und "Fluchtpunkt" von Peter Weiss.
Tectum Verlag, Marburg 2007.
114 Seiten, 24,90 EUR.
ISBN-13: 9783828892781

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Titelbild

Jens Fietje Dwars: Und dennoch Hoffnung. Peter Weiss. Eine Biographie.
Aufbau Verlag, Berlin 2007.
302 Seiten, 24,95 EUR.
ISBN-13: 9783351026370

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