Zombies verstehen

Richard Greene zeigt, was die Philosophie von den Untoten lernen kann

Von Matthias BickenbachRSS-Newsfeed neuer Artikel von Matthias Bickenbach

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Anfang August 2010 in Köln. Die „international renommierten Zombie-Jäger“ Frank Hartmann und Till Rigmor geben ein Seminar über Verteidigungsmaßnahmen gegen Untote. Am Ende erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat und haben gelernt, dass Zombies weder denken noch fühlen, durch ein Virus namens „Asura“ infektiös sind und nur durch die Zerstörung des Gehirns aufgehalten werden können. Die Wahl der Waffen ist frei (Kölner Stadt-Anzeiger, 10. August 2010).

Seit Max Brooks „The Zombie Survival Guide. Complete Protection from the Living Dead“ (New York 2003; deutsche Übersetzung München 2004) gibt es so etwas. Die Topoi der durch George A. Romeros Klassiker und seine Nachfolger verbreiteten Horrorfiktion sind zum Thema ernsthafter Auseinandersetzung geworden. Ernsthafte Auseinandersetzung? Was in solchen Büchern und Seminaren geschieht, ist freilich nicht wirklich ernst gemeint. Doch von Ironie oder gar Satire kann ebenfalls kaum die Rede sein. Vielmehr kokettiert ein solches Verhalten mit einer wörtlichen Lektüre der Fiktion, indem sie ihr „Als ob“ ernst nimmt. Ein solches Verhalten ist selbst fiktional, indem es spielerisch darauf eingeht, dass man annimmt, lebende Tote gäbe es wirklich.

Ganz ähnlich ist der Ansatz des Sammelbandes „Die Untoten und die Philosophie“ aus den USA. Er nimmt die populären Fiktionen ernst, um durch sie und mit ihnen zentralen Fragen der Philosophie nachzugehen. Die Überraschung ist gelungen. Fern davon, die Unterhaltungsindustrie ob ihrer Trivialität zu kritisieren (oder gar das Publikum), greift das Buch offensichtlich aufgeschlossener und sogar begeisterter U.S.-amerikanischer Nachwuchsphilosophen das Thema der Untoten sowohl für Vampire wie für Zombies mit den Fragen der Bewusstseinsphilosophie, der Ethik, der Ontologie und der politischen Philosophie auf. Dass dabei Humor nicht ausgeschlossen ist, zeigt das Unternehmen als in einer angelsächsischen Tradition stehend, die uns Deutschen merkwürdig erscheinen mag, gerade weil der Witz hier keineswegs dem Ernst Abbruch tun. Jenseits der möglichen Irritation, dass hier eine populäre und oft für trivial gehaltene Fantasie ins Reale übersetzt wird, steht die Annahme, dass man durch die Fiktion der Untoten etwas lernen kann.

Leben Untote?

In der Tat sind seit Romero und seinen Nachfolgern Zombies nicht nur zu globalen Filmerfolgen und zum Hollywoodgenre geworden, sondern mittlerweile auch zum Gegenstand akademischen Nachdenkens. Vor allem in den Film- und Kulturwissenschaften finden sich seit einigen Jahren vermehrt Analysen und Reflexionen über das Genre im breiten Kontext zwischen Gothic und Horrorfilm. Einen Überblick bietet das Online-Magazin http://www.caligari-online.de. (Zum Diskurs siehe etwa Arno Meteling: Monster: Zu Körperlichkeit und Medialität im modernen Horrorfilm. Bielefeld 2006. Speziell zum Zombie-Film vergleiche Michael Fürst, Florian Krautkrämer, Serjoscha Wierner (Hg.): Untot – Zombies in den Medien. München 2010 sowie Georg Seeßlen: Georg A. Romero und seine Filme. Bellheim 2010.)

Der von Richard Greene und K. Silem Mohammad herausgegebene Band bereichert dieses Spektrum nun um etliche Perspektiven, indem er mit den Mitteln und den Argumentationen der Philosophie Grundlagenfragen in den Mittelpunkt stellt. Dem Klett-Cotta Verlag muss ein Lob dafür ausgesprochen werden, dass dieser Band mit dem kühnen Titelbild (Kant als blutiger Vampir, Nietzsche als verwesender Zombie) in deutscher Übersetzung erschienen ist, wenn auch leicht gekürzt. Das Buch, das ein „Schlauer werden mit Zombies, Werwölfen und Vampiren“ verspricht, zeichnet sich durch eine in Deutschland wohl kaum mögliche Mischung von Ernst und Humor aus. Das Autorenverzeichnis etwa annotiert die Viten der Beiträger durchweg in der Diktion des Themas („unterrichtet Horden von Zombies an der Universität xy“; „ist selbst ein Untoter“).

Solche Selbstironie ist deutschen akademischen Sammelbänden fremd. Dennoch geht es in dem Band nicht um Ironie, sondern darum, zentrale Fragen der Philosophie an die Untoten zu stellen: Was ist ein „lebender Untoter“? Die Fiktion stellt die Frage nach nichts weniger als nach der Unterscheidung zwischen Leben und Tod. Leben Zombies, weil sie körperliche Reaktionen zeigen, obwohl sie hirntot sind? Dann wären sie Komapatienten vergleichbar. Doch in der Person, die im Koma liegt, sehen wir – zum Glück – immer noch dieselbe Person, die sie einst war. Das scheint bei Zombies anders zu sein. Hier darf oder muss man die vor kurzem noch geliebten Verwandten niedermetzeln. Doch damit stellen sich, das Thema ernst genommen, alle Fragen, die mit Personalität und Identität verbunden sind. Ist es derselbe Mensch, wenn er ein Zombie geworden ist? Sind Zombies rechtlos? Zumal nach Romeros jüngstem Beitrag, „Land of the Living Dead“, in dem Zombies den Werkzeuggebrauch erlernen, sind sogar Fragen der Erziehung und der Kultur der Untoten möglich geworden. Als kritische Grenze der Kategorien von Leben und Tod, von Psyche und Person verunsichern die Untoten nicht nur das Kinopublikum, sondern auch Philosophietraditionen. Das scheinbar geistlose Genre erweist sich als kritisches Instrument philosophischer Reflexion. Dabei werden nicht nur etwa aktuelle ethische Fragen oder neuere Ansätze zur Philosophie des Bewusstseins an das Genre herangeführt, sondern auch zumindest Versatzstücke philosophischer Reflexion innerhalb der Fiktionen herausgestellt.

Der erste Teil des Bandes führt in ontologische und ethische Fragen ein, die vor allem Zombies, aber auch Vampire, stellen. Richard Greene geht der Frage nach, warum es schlecht sein soll, untot zu sein. Immerhin sind wir ja alle „untot“. Ohne Gefühle immer weiter zu leben, das könnte ja auch ein Ideal sein. Doch eine mögliche Antwort auf das Augenscheinliche, das niemand ein Zombie werden möchte, liegt darin, dass Zombies kein oder zumindest ein sehr reduziertes Lustvermögen besitzen. Wunscherfüllungen wären also in diesem Zustand eines „ewigen Lebens“ von vornherein ausgeschlossen. Das erklärt, warum in fast jedem Zombie-Film die Szene erscheint, in der ein Protagonist seinen Freund bittet, ihn zu erschießen, wenn „sie“ ihn erwischen sollten.

Die Frage der Wunscherfüllung sieht bei Vampiren allerdings schon anders aus. Vampire haben und können alles und vor allem genießen sie ihren Luxus, den Wein und das (junge) Blut. Doch all diese Genüsse sind angesichts eines ewigen Lebens entwertet. Der Vampir ist der Nihilist par excellence. Für ihn existiert kein Wert mehr, weil das Leben ohne Tod alle Werte nivelliert – so führt es Adam Barrows mit Bezug auf die Fundamentalontologie Martin Heideggers in „Sein und Zeit“ im zweiten Teil des Bandes aus. Eine dritte Antwort auf die Frage, warum es nicht gut ist untot zu sein, ist die Annahme, dass wir als Zombie nicht mehr wir selbst sind. Die Fragen der Ethik, also ob „Zombie-Sein“ an sich gut oder schlecht sei, ruft hiermit die Fragen der Identitätskonzepte auf den Plan.

William S. Larkin geht diesen in der Konfrontation der beiden zentralen Identitätskonzepte der Philosophiegeschichte nach. Sein Aufsatz „Res corporalis – Körper, Zombies und Personen“ stellt die seit Descartes üblich gewordene Zentrierung der Identität auf die Psyche anhand der Zombies auf die Probe. Wenn der Sitz unseres „Ich“ das Denken und also das Gehirn ist, dann sind Zombies zwar untot, weil sie sich bewegen und handeln, aber als Personen, die sie vorher waren, tot. Die Folge ist gravierend: Man darf sie bedenkenlos schlachten. Oder anders gesagt: Von einem Zombie, der vorher meine Frau war, muss ich mich nicht scheiden lassen.

Larkins kluger Aufsatz plädiert jedoch für ein anderes Konzept. Er glaube, so beteuert er immer wieder, ohne dafür einen letzten Grund anzuführen, dass wir „eigentlich“ daran glauben, dass nicht der Geist, sondern der Körper unsere Person und Identität ausmache. Demnach wären Zombies dieselben Menschen, die sie vorher waren. Diese Annahme erkläre, so Larkin, den tieferen Horror und die Faszination der Zombie-Filme. Wenn in „Shaun of the Dead“ am Ende der beste Freund domestiziert ist und weiterhin Videospiele mag, stellt sich die Frage nach Erinnerung und psychischer Kontinuität, wie Hamish Thompson in seinem Artikel darlegt. Woran erinnern sich Zombies? Können sie lernen? Schon in Romeros gattungsbegründenden Klassiker „Night of the living dead“ zeigen die Untoten Lernverhalten. Ein ganz anderes Problem, nämlich das der möglichen Ununterscheidbarkeit von Zombies und Menschen, genauer gesagt von so genannten „philosophischen Zombies“ wirft Larry Hauser anhand der Nexus 6 Roboter aus „Blade Runner“ auf. Denn auch Roboter (im Film) sind ja Varianten von Untoten mit oder ohne Hirn, die sich wie Menschen bewegen. Das Thema der oder des Untoten ist daher nicht nur auf den karibischen Mythos und dessen Mutationen im Film, die meist einen Virus als Grund annehmen, beschränkt.

Am Ende des ersten Teils kann der Leser überzeugt sein, dass anhand der populären Unterhaltungsphänomene tatsächlich philosophische Grundfragen nicht nur thematisiert, sondern auf die Probe gestellt werden. Die Stärke dieses Bandes ist damit bereits angegeben. Das populäre Phänomen einer Unterhaltungsindustrie ist keineswegs „hirnlos“, sondern stellt ernsthafte Fragen an uns, an unsere Philosophietraditionen und unsere Vorannahmen von dem, was wir selbst sind. Dies ist ein Potenzial, dem sich die anhaltende Attraktivität solcher Horrorfiktionen verdankt. Vor den heute populären Filmen gab es bekanntlich die frühen Klassiker (F. W. Murnaus „Nosferatu“), vor ihnen unter anderem Bram Stokers „Dracula“, aber vor Stokers Neufassung der Vampirsaga, Ende des 19. Jahrhunderts, war schon ein ganzes Jahrhundert an Gothic novels und deutscher Schauerromane ins Land gegangen. E. T. A. Hoffmanns so genannten „Vampyrismus“-Geschichte in den „Serapionsbrüdern“ zitiert nicht nur Lord Byron, sondern auch Michaels Ranffts Leipziger Dissertation von 1727, „Vom Schmatzen und Kauen der Toten in ihren Gräbern“, eine frühaufklärerische Schrift, die alle Nachrichten von Vampiren versammelte und sich die Phänomene der Muskelkontraktionen aus „natürlichen“ Gründen zu erklären suchte. Und schon Heinrich August Ossenfelders erstes deutsches Vampirgedicht von 1748 führt die Erotik des Vampirismus, die Bisse und Küsse sich reimen lässt, ein. Immer schon, so scheint es, waren die Themen der Wiedergänger für das philosophische Zeitalter der Aufklärung, Anlass über die Grenzen des Lebens und die Macht des Grauens nachzudenken. Schon Mary Shelleys „Frankenstein“ setzt ja das Prometheusmotiv in den – heute vergessenen – Untertitel ihres Romans und ruft damit alle Fragen des künstlichen Menschen hervor.

Der Band widmet sich allerdings vorwiegend nicht der Geschichte der Schauerliteratur, sondern den aktuellen Figurationen des Genres, das von Filmen wie „Interview mit einem Vampir“ und natürlich Francis Ford Coppolas von „Bram Stokers Dracula“ geprägt ist oder eben von George A. Romeros Zombie-Klassikern und dessen Nachfolgern. Der Gewinn ist hier um so größer, weil die Beiträger auch detailliert auf die einzelnen Vorlagen der Filme (und seltener Bücher) eingehen und so am Material zeigen, dass philosophische Fragen nicht von außen herangetragen, sondern bereits innerhalb des Genres thematisiert werden.

Philosophische Zombies

Der zweite Teil des Bandes führt in das Thema „Untote weiße Männer“ ein. Was witzig und postkolonial polemisch klingt, ist es nicht. Hier finden sich konkrete Bezüge zur Philosophiegeschichte, die sozusagen auch noch in dieser Thematik fortleben. Adam Barrows geht Heideggers Begriff und der Notwendigkeit des Todes im Leben nach und stellt mit ihm den Horror der Vampire dar. Matthew Walker greift gar auf Aristoteles zurück. Sein Aufsatz zeigt einmal mehr, dass die Perspektive hier tatsächlich nicht nur witzig, sondern erhellend ist. Anhand Aristoteles Ethik und der Frage nach Besitz, Eigentum und Luxus stellt Walker das Thema des Konsums in Romeros „Dawn of the Dead“ in den Vordergrund. Bekanntlich sammelt sich die Gruppe Überlebender dort in einem Einkaufszentrum. Also im Paradies des Konsums. Bekanntlich zieht es jedoch auch die Zombies dort hin. Romero scheint damit eine Allegorie des U.S.-amerikanischen und mittlerweile globalen Albtraums des Glücks im Konsum geschaffen zu haben. Aristoteles, der hier Maß und Glück an sich zu differenzieren weiß, erscheint damit fast als notwendiger Kommentar zum Film. Es sind diese Überraschungen, die der Band immer wieder bietet, die ihn zu mehr machen als zu einer „witzig-schrägen“ Einführung in die Philosophie, wie der deutsche Klappentext den Band empfiehlt.

Die insgesamt fünf Abteilungen des Buches folgen unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen, wobei dies zwischen ersten und zweiten Teil am konsequentesten durchgeführt ist. Teil III „Dreckskerle“ scheint mit Dale Jacquettes Manifest über „Zombies als Gladiatoren“ selbst eine Fiktion einzubringen, die sich nämlich als das Manifest eines Zombies ausgibt. Hierbei wird der Begriff des „philosophischen Zombies“ eingeführt, den bereits Larry Hauser in seinem Beitrag genutzt hatte. Ein philosophischer Zombie ist keine Fiktion aus einem Film – und keine polemische Bezeichnung eines Philosophieprofessors – sondern eine Überlegung, die im Kontext des „Journal of Conscious Studies“ (1995) aufgenommen wurde und zu einem Exempel etwa für David J. Chalmers „The Conscious Mind: In Search for a Fundamental Theory“ (Oxford 1996) wurde. Der philosophische Zombie ist ununterscheidbar vom Menschen. Er gleicht ihm aufs Haar, er ist genau so intelligent wie wir. Er ist – mit „Blade Runner“ zu reden – mindestens der Nexus 6, wenn nicht Nexus 7 oder 8. Aber der philosophische Zombie hat keine Emotionen. Er handelt wie wir, er verhält sich „normal“, doch er fühlt nichts. Könnten wir diesen philosophischen Zombie – oder einen Roboter – noch von uns selbst unterscheiden? Könnte der philosophische Zombie sich selbst von uns und sich unterscheiden? Wenn nicht, dann wären wir womöglich selbst philosophische Zombies. Dale Jacquettes nimmt diese Möglichkeit auf – und erst die letzte Fußnote des Textes enthüllt seine Fiktionalität oder Doppeltstrategie, während es inhaltlich um ein Pro und Contra für Gladiatorenkämpfe mit Zombies geht.

Weitere Beiträge vertiefen ihre Beobachtungen am Material in die Philosophiegeschichte. K. Silem Mohammads Beobachtung, dass die Zombies in den aktuellen Filmen wie „28 Day later“ immer schneller werden, stiftet einen Bezug zu Spinozas Begriff der Bewegung beziehungsweise der Kraft und lässt damit auch die innere Logik der Steigerung im Genre erkennbar werden. Der Frage, wie sich Vampire und Vegetarier zueinander verhalten, geht Wayne Yuen nach. Eine andere Gruppe von Wirtschafts- und Politikwissenschaftlern widmet sich unter dem Titel „Die Politik der Exhumierung“ Fragen der Ökonomie. Douglas Glen Withman fragt nach der „zwangfreien Koexistenz“ mit Vampiren, während Philip Cole die politische Philosophie der Untoten mit Jean Jacques Rousseau aufruft. Coles Rückblick in die Geschichte der Vampire als historische Nachrichten, die zwischen 1670 und 1770, also bis zu Rousseau, als Tatsachenberichte kursierten, schließt das Thema sehr gelungen an die Perspektive einer politischen Philosophie an. Leah A. Murray schließlich bezieht die Zusammenrottung der Zombies auf den amerikanischen Gesellschaftsvertrag.

Natürlich muss auch die Erotik und der Hedonismus der Vampire ausführlich behandelt werden. Robert Arp stellt das hedonistische Paradox des Vampirs heraus, der alle Genüsse kennt, aber kein Sonnelicht verträgt und verbindet dies mit einer Diskussion der Traditionen von „Substanzdualismus“ und „Eigenschaftsdualismus“, in denen die entscheidende Frage der Verbindung von Geist und Materie unterschiedlich bewertet werden. Joan Grassbaugh Forry schließlich stellt die männliche und weibliche Ästhetik der Vampire in den Mittelpunkt. Jeweils andere Aspekte betreffen das „gendering“ des Vampirs, der heute, nicht zuletzt durch Stephenie Meyers Welterfolge, immer mehr zu einem Verführer einerseits oder zu „femme fatale“ andererseits wird. So schließt der Band gewissermaßen mit einer Rückkehr in den aktuellen Diskurs um „Buffy“ oder „Twilight“ sehr gelungen ab.

Mit Zombies denken

Der Überblick mag die oft überraschenden Bezugnahmen deutlich werden lassen. Entscheidender ist jedoch, dass der Stil der einzelnen Artikel vorwiegend einen philosophischen Gestus mit sich bringt, der mehr an der Logik der Fragen und der Argumente denn am filmwissenschaftlichem Material oder an kulturwissenschaftlichen Fragestellungen interessiert ist. Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Es macht den Band außergewöhnlich und lässt ihn für Studierende und Interessierte durchaus auch als Einführung in die Philosophie empfehlen. Horrorfilm-Spezialisten dagegen werden zwar wichtige Anregungen finden können, jedoch Bezugnahmen auf Hintergründe der Filmemacher, auf Film- oder Tricktechnik und vor allem auf soziale Kontexte des Horrorfilms (Vietnam!) vermissen. Auch werden immer wieder sehr gute Differenzierungen innerhalb der Genres getroffen, aber Diskurs und Geschichte der Horrorfiktionen sind keine leitenden Gesichtspunkte in diesem Band. Doch dies schmälert keineswegs den Gewinn der Lektüre dieses Buches. Es zeigt nicht nur, wie man mit Zombies und Vampiren philosophiert, sondern dass es sich lohnt, über Fragen, die die populäre Unterhaltungs- und Effektindustrie stellt, mit ihr und nicht ohne sie nachzudenken.

Titelbild

K. Silem Mohammad / Richard Greene (Hg.): Die Untoten und die Philosophie. Schlauer werden mit Zombies, Werwölfen und Vampiren.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Christina Schmutz und Frithwin Wagner-Lippok.
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2010.
287 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783608504033

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