Stammsilben wie Neopren – Wolfram Malte Fues’ Gedichtband „dual digital“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wie über Wolfram Malte Fues schreiben? Wie Fues (be)schreiben? Es fehlen die Worte. Worte wie: Nenn-Wort. Oder: Wut-Puppe, Grenzwertkostüm, Ich/Du-Markt, Immer-Zimmer. Alle stammen sie aus dem jüngsten Gedichtband des renommierten Lyrikers: „dual digital“. Man und Maus versteht es kaum auf den ersten Klick. Es ist, liest sich, als wolle der Schöpfer uns teilhaben lassen an seinem Akt der Erschöpfung. Die Fuesnot(e) erklärt sich nicht(s) von selbst. Man muss schon ganz tief abtauchen in diese eigenartige Unterwortewelt, bevölkert von „Stammsilben in Neopren“. Um aufzutauchen in eine gefangen nehmende Freiheit der Wortwahl, die immer auch die des Lesens mit einschließt. Mit genügend Ausdauer landet man dann an den „Chill-out-Inseln für Aussaat und Aufzucht“ und fühlt sich „fit vor fan“.

Luft holen zwischen den Texten. Franziska Schemel zeichnet die Bilder zwischen den Worten: Zwei bewohnte Haushälften, die zusammen nicht kommen können, zwei hohe Mauern, die einen Leidstrahl ins Licht bilden, eine zur Einsamkeit erhöhte herausragende Position. Die des Dichters?

Inge Hufschlag

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Titelbild

Wolfram Malte Fues: dual digital. Gedichte.
Mit Zeichnungen von Franziska Schemel und einem Nachwort von Ulrich J. Beil.
Passagen Verlag, Wien 2011.
123 Seiten, 15,90 EUR.
ISBN-13: 9783851659917

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