Hinweis: Postmodernisierte Psychologie

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Zu einem Zeitpunkt, zu dem die marxistisch inspirierte Kritische Psychologie der angehenden 1970-er Jahre allenfalls noch ein Schattendasein im Diskurs psychologischer Theorien führt und die Postmoderne der 1980-er ebenfalls als überholt gilt, tritt Martin J. Jandl mit einem Buch hervor, dass die beiden scheinbar obsolet gewordenen Theoreme im Titel verbindet: "Kritische Psychologie und Postmoderne".

Zwei Erkenntnisziele verfolgt der Autor mit dem groß angelegten Werk. Zum einen möchte er eine Interpretation der 'Grundlegung der Psychologie' Klaus Holzkamps vorlegen, seines Erachtens das zentrale Werk kritischer Psychologie. Sie soll belegen, "daß Kritische Psychologie ein Kind der Moderne ist." Dieser Nachweis ist ihm unbestritten gelungen. Darüber hinaus aber beabsichtigt er, die der Kritischen Psychologie "eingeschriebene Modernität in eine postmoderne Offenheit" zu überführen, ohne ihre "marxistische Orientierung" auszuschalten. Das Spannungsverhältnis, in dem marxistische Orientierung und postmoderner Offenheit notwendigerweise stehen, wird hierbei von Jandl vielleicht nicht hinreichend beachtet. Jedenfalls, so der Autor, werden in der postmodern revitalisierten Kritischen Psychologie Subjektivität und Psyche "struktural verstanden". Dieses Verständnis führt Jandl zufolge zu der Auffassung, "daß die Psyche außerhalb des Individuums" liege.

R. L.

Titelbild

Martin Jandl: Kritische Psychologie und Postmoderne. Diss. Campus Forschung Bd.789.
Campus Verlag, Frankfurt 1999.
480 Seiten, 50,10 EUR.
ISBN-10: 3593363542

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