Träger der deutschen Nationalideologie – Joachim Heinzles Band über den „Mythos Nibelungen“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Band dokumentiert in Texten und Bildern die Entwicklung des Nibelungen-Mythos, der das Mittelalter fasziniert hat und nach seiner Wiederentdeckung in der Mitte des 18. Jahrhunderts Träger einer deutschen Nationalideologie geworden ist, die bis zum Ende des Nationalsozialismus dazu diente, politisches und militärisches Handeln der Führungseliten zu erklären und zu legitimieren. Die Reihe der vollständig oder in Ausschnitten präsentierten Texte reicht von Liedern der altisländischen Edda bis zu Gedichten von Paul Celan und den Germania-Stücken von Heiner Müller.

Im Mittelpunkt stehen das Nibelungenlied und die beiden ambitioniertesten und wirkungsmächtigsten Reformulierungen des 19. Jahrhunderts: Friedrich Hebbels Drama „Die Nibelungen“ und Richard Wagners musikdramatischer Zyklus „Der Ring des Nibelungen“. Eine ausführliche Einleitung beschreibt die Entstehung des Mythos im 5./6. Jahrhundert und erläutert die veschlungenen Wege seines Weiterlebens und seiner Fortbildung bis in die Gegenwart. Dabei werden einige bisher unbekannte Zeugnisse vorgeführt, darunter ein jüngst aufgefundener Rundfunkmitschnitt der berüchtigten Stalingrad-Rede Hermann Görings, der neues Licht auf dessen rhetorisch-argumentativen Einsatz des Mythos wirft.

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Titelbild

Joachim Heinzle (Hg.): Mythos Nibelungen.
Reclam Verlag, Ditzingen 2013.
355 Seiten, 12,95 EUR.
ISBN-13: 9783150202838

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