Im Interesse der Lesbarkeit – Joachim Heinzles Neu-Übersetzung des Nibelungenliedes

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Diese neue Ausgabe von Nibelungenlied und Nibelungenklage enthält den mittelhochdeutschen Text (nach der St. Galler Handschrift B aus dem 13. Jahrhundert), eine Übersetzung ins Neuhochdeutsche und einen umfangreichen Kommentar. Die Verbindung des Nibelungenlieds mit der Nibelungenklage – einer Fortsetzung in Reimpaarversen, die berichtet, was nach der Katastrophe geschehen ist und die Vorgänge moralisch bewertet – trägt dem Umstand Rechnung, dass die beiden Texte offenbar von Anfang eine konzeptionelle Einheit gebildet haben.

Die neueren Editionen, die nur das Nibelungenlied oder nur die Klage bieten, haben diese Einheit zerstört und damit einem falschen Verständnis des ,Nibelungen-Buchs‘ Vorschub geleistet. Die Übersetzung gibt die mittelhochdeutschen Verse in Prosa wieder. Sie ist bestrebt, idiomatisch angemessen zu formulieren, und erlaubt sich im Interesse der Lesbarkeit eine gewisse Freiheit gegenüber dem mittelhochdeutschen Text. Diesen erschließt detailliert, unter Berücksichtigung der gesamten Forschung, der mehr als sechshundert Seiten starke Kommentar.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter / innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Joachim Heinzle (Hg.): Das Nibelungenlied.
Mit einem Kommentar von Joachim Heinzle.
Übersetzt aus dem Mittelhochdeutschen von Joachim Heinzle.
Deutscher Klassiker Verlag, Berlin 2013.
1760 Seiten, 148,00 EUR.
ISBN-13: 9783618661207

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch