Ein Mord und ein spektakulärer Goldraub

Veit Heinichens Roman „Im eigenen Schatten“ ist zeitkritische Krimikost auf sprachlich hohem Niveau

Von Barbara TumfartRSS-Newsfeed neuer Artikel von Barbara Tumfart

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Veit Heinichen, deutscher Krimiautor (Jahrgang 1957) lebt seit 25 Jahren im italienischen Triest, das einmal mehr in dem mittlerweile bereits achten Kriminalroman rund um den Comissario Proteo Laurenti der Handlungsort ist. Nach eigenen Aussagen empfindet der Wahlitaliener den Kriminalroman „als adäquates Mittel, um unsere Gesellschaft abzubilden“. Genau dieses Vorhaben setzt Heinichen auch in seinem aktuellen Buch erneut um.

Das Privatflugzeug des superreichen, skrupellosen Unternehmers und ehemaligen Politikers in Südtirol Spechtenhauser explodiert. Schnell stellt sich bei den Ermittlungen heraus, dass Spechtenhauser Opfer eines perfiden Mordanschlages wurde. Während der Trauerfeier, bei der sich die internationale und nationale Politikerprominenz einfinden, wird auf der nahegelegenen Autobahn ein Goldtransporter des Unternehmens von Spechtenhauser auf spektakuläre und brutale Art und Weise von einer gut organisierten Gruppe von Exhäftlingen ausgeraubt. Laurenti steht vor einem schwierigen und höchst komplizierten Fall, der zudem besonders behutsames Vorgehen erfordert, da die Tatverdächtigen allesamt aus einflussreichen und politisch versierten Kreisen stammen.

Erst durch die tatkräftige Unterstützung von Laurentis ehemaliger Arbeitskollegin Zenia, die mittlerweile in Grado eine führende Polizeiposition bekleidet, kann der Triester Ermittler den Fall rund um Spechtenhausers Mord und den Goldraub aufklären.

Obwohl insgesamt viel in dem 330 Seiten fassenden Kriminalroman passiert und sich die parallel ablaufenden Handlungen rasant und flott ereignen, liest sich Heinichens neuestes Buch doch stellenweise etwas zäh. Zu mühsam ist es gelegentlich, die Unmenge an Personen zu überblicken, sich die Namen zu merken und zu eindeutig erscheinen die mitunter zu offensichtlichen Seitenhiebe des Autors auf das zeitaktuelle Geschehen in Italien.

Generell ist natürlich Heinichens massive Kritik an den mafiaartigen Strukturen der heutigen Politik und ihre Verstrickungen in wirtschaftlich brisante und korrupte Machenschaften begrüßenswert und interessant. Bedauerlicherweise leidet die Spannung der Kriminalhandlung an sich darunter, was die Lektüre des Buches phasenweise mehr zu einem Sachbuch über das korrupte Italien von heute erscheinen lässt. Aber in der Summe handelt es sich um zeitkritische Krimikost auf sprachlich versiertem, hohen Niveau und eine nette Fortsetzung der Laurenti-Serie.

Titelbild

Veit Heinichen: Im eigenen Schatten. Roman.
Paul Zsolnay Verlag, Wien 2013.
335 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-13: 9783552055971

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