Die Verschwörungstheorie schlechthin?

Über die emotionale Rezeption der „Protokolle der Weisen von Zion“ und einige ihrer Kontexte

Von Jan SüselbeckRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jan Süselbeck

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vorüberlegungen: Traditionen und Wandlungen antisemitischen Denkens heute

Arno Schmidt schreibt in seinem Essay „Das Gesetz der Tristaniten“, es sei üblich, dass die Bevölkerung eines Landes „nach einem ‚Buch‘“ lebe: „Wir; die Mohamedaner; der Sachsenspiegel; schweigen wir vom Buch Mormon; richten uns auch nach Bibeln oder sonst einem fuero juzgo.“ Wenn diese Schrift nun „200 Jahre alt“ und „ein Roman“ sei, so sei das „schon ‚putzig‘“. Wenn aber dieser Roman den Einwohnern unbekannt sei, so sei dies doch „unheimlich“, um nicht zu sagen „märkwürdich“.[1]

Gemeint sind bei Schmidt die Bewohner der abgelegenen Insel Tristan da Cunha, die seiner verwegenen These nach Johann Gottfried Schnabels Roman „Die Insel Felsenburg“ (1731-1743) nachlebten, ohne von diesem Buch jemals gehört zu haben. So oder so ähnlich scheint es sich in vielen Teilen der Welt jedoch tatsächlich mit einem fatalen Stück Literatur zu verhalten, das seit über 100 Jahren viel Hass erzeugt – auch wenn es die meisten Menschen gar nicht oder höchstens in Bruchteilen zur Kenntnis genommen haben. Die Rede ist von einem der zentralen und bis heute folgenreichsten Dokumente aus der Geschichte des Literarischen Antisemitismus: Es sind die bereits im 19. Jahrhundert fingierten, aus verschiedenen literarischen Werken, philosophischen Prätexten und politischen Pamphleten plagiierten „Protokolle der Weisen von Zion“.

Ganz so ‚unbekannt‘ wie in Schmidts Szenario sind die „Protokolle“ allerdings nicht überall. Der Text kursiert nach wie vor, und in manchen Ländern des Nahen Ostens wird er sogar mit großer Selbstverständlichkeit angeboten, gekauft und gelesen. Seine vielfach bewiesene Fiktionalität ändert also nichts daran, dass nach wie vor viele Menschen an eine seiner zentralen Botschaften glauben: Es ist die Vorstellung, dass die Juden unablässig daran arbeiteten, die Welt zu beherrschen. In Deutschland ist dieser Text jedoch kein Bestseller oder besonders beliebtes Buch mehr – jedenfalls nicht so sehr wie etwa in Ägypten, wo die „Protokolle“ neben Adolf Hitlers „Mein Kampf“ (1925) weit verbreitet sind und alltäglich verkauft werden. Vor einiger Zeit wurden sie sogar in einer TV-Serie mit dem Titel „Knight without a Horse“ (deutsch: „Reiter ohne Pferd“) inszeniert.[2] Auch in Ungarn erleben die „Protokolle“ eine Renaissance, wo die Mär von der „jüdischen Weltverschwörung“ derzeit wieder besonders geschätzt wird.[3]

Nur ein letztes Beispiel für die internationale Virulenz dieser Verschwörungstheorie, zur Abwechslung aus der Gegenwartsliteratur-Rezeption in Russland: Die als Kind einer jüdischen Familie aus Aserbaidschan nach Deutschland immigrierte Autorin Olga Grjasnowa berichtet in einem Selbstporträt über russische Internetkommentare zu ihrem mittlerweile international erfolgreichen, 2012 im Hanser Verlag erschienenen Debüt-Roman „Der Russe ist einer, der Birken liebt“, einer der russischen User habe sie „vergasen“ wollen, und ein anderer habe dort behauptet, Grjasnowas Verleger führe „gemäß den Protokollen von Zion das Weltjudentum“ an“, während seine jüdische Autorin „den Deutschen das Geld aus der Tasche ziehen würde“.[4]

Tatsächlich sind zentrale verschwörungstheoretische Inhalte und Stereotype der „Protokolle“ aber auch hierzulande nach wie vor im kollektiven Gedächtnis präsent – und zwar, ohne dass irgendwer dieses Machwerk dafür unbedingt gelesen haben müsste. Laut Eva Horns Beitrag „Das Gespenst der Arkana“ aus dem Jahr 2012 sei dieses Phantom von einem Text „wie die Werke von Marx, Machiavelli, Freud oder auch wie die Bibel und der Koran einer jener Klassiker, von denen man immer schon weiß oder besser: zu wissen glaubt, was darin steht und was man davon zu halten“ habe. Mehr noch: „Nur wenn man sie nicht gelesen hat, kann man die Protokolle als Beweis für die Perfidie der Juden oder als antisemitisches Manifest verstehen, das den Genozid an den Juden im 20. Jahrhundert rechtfertigt oder aber das die Pläne und politischen Strategien der Juden offenlegt oder aber sie erfindet und ein Sammelwerk antisemitischer Topoi ist.“

All dies, so Horn, seien die „Protokolle“ schließlich gerade nicht: „Der Text ist im Grunde – und genau darin liegt das Wunder seiner Rezeption – ein Nichts, eine diffuse, leere Fläche, auf die – da sie sich dem Lesen hartnäckig entzieht – jeder das projizieren kann, was er in ihr lesen möchte.“ Die „Protokolle“ bewegten sich in einem Raum der „Phantasmatik“, die „nicht einmal mehr der bösen Bilder oder der expliziten Verleumdung“ bedürfe: „Sie bewegt sich bequem in der leeren Luft der puren Behauptung, unbeweisbar, unbelehrbar und damit auch unwiderlegbar.“[5]

Die These klingt verblüffend, ist aber bei näherem Hinsehen auch nur zum Teil nachvollziehbar. Denn die „Protokolle“ sind einerseits, wie letztlich jeder literarische Text, tatsächlich eine effektive Projektionsfläche für Leser – aber damit sind sie, andererseits, keineswegs ein bloßes „Nichts“. Denn die antisemitischen Topoi, die diese Fiktion durchweg bestimmen, generieren sehr wohl gezielt „böse Bilder“ im Kopf der Rezipienten: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ sind voll von Klischees, die als Auslöser für die Ausfantasierung antisemitischer Weltbilder gedacht sind und seit über 100 Jahren auch so funktionieren. Es sind verzerrte, aber umso emotionalisierendere Bilder ‚des Juden‘, die sich so sehr ins kommunikative Gedächtnis eingegraben haben, dass diese Symbolisierungen das Weltbild vieler Menschen mittlerweile auch dann – aber nicht nur dann – bestimmen können, wenn sie den Text der „Protokolle“, der diese Stereotype wie kein anderer verbreiten half, gar nicht selbst gelesen haben.

Wortwörtliche Anklänge, übernommene Phrasen und Behauptungen aus den „Protokollen“ sind im Alltag in Deutschland zum Beispiel immer wieder dann zu hören, wenn von ‚den Juden‘ oder von ‚Israel‘ die Rede ist. Dies wird von einer beeindruckenden Untersuchung belegt, die aus einem sehr breiten Materialfundus schöpfen kann: Die Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin Monika Schwarz-Friesel und der Historiker Jehuda Reinharz haben in ihrer Studie „Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ unter anderem ein Korpus von circa 14.000 von 2002-2012 unaufgefordert verschickten E-Mails, Postkarten, Briefen und Faxen an den Zentralrat der Juden in Deutschland und an die Israelische Botschaft in Berlin ausgewertet. Sie stellen fest, dass zentrale Stereotypen der „Protokolle“ auch heute noch weiter tradiert werden und in den Köpfen solcher antisemitischer Briefschreiber herumspuken. Das Ergebnis der Studie lässt sich wie folgt zusammenfassen: Schreiben, die antisemitisch eingestellte Personen aus eigenem Antrieb und unaufgefordert verfassen, um sie an öffentliche Einrichtungen in Deutschland zu verschicken, die sie für die Politik in Israel verantwortlich machen, offenbaren in ihrer manischen Beschimpfungslexik, ihren irrationalen und widersprüchlichen Argumentationen und ihrer Hass-Rhetorik eine „obssessive Komponente“.[6] Frappierend sei die „erstaunlich große Homogenität in Bezug auf den textuellen Aufbau, die Verwendung spezifischer Strategien und argumentativer Muster“ in diesen Schreiben. Läsen sich die Briefe doch „wie Abschriften mit geringfügigen Variationen zu einer gemeinsamen Vorlage“.[7]

Ebenso auffällig ist, dass die Verfasser/innen solcher Schreiben, wie sie Reinharz und Schwarz-Friesel untersucht haben, offensichtlich unter großem emotionalem Druck stehen, was sie meist sogar selbst in ihren antisemitischen Texten angeben, um deren teils verworrene Form eigens zu begründen. Der Hass und der Ekel, der gegenüber den jüdischen Adressaten bekundet werden soll, scheint so groß zu sein, dass die sprachlichen und typografischen Mittel, über die die Absender verfügen, in besonders exzessiver Weise eingesetzt werden: Mehrzeilige Reihungen von Ausrufungszeichen, komplett im Großbuchstaben beziehungsweise in Kapitälchen gesetzte Beschimpfungen und Tiraden bestimmen das Schriftbild. Woher jedoch beziehen diese Antisemiten, die meist selbst betonen, nie einen Juden kennengelernt zu haben, die Versatzstücke ihrer Bedrohungssyntax, ihre primitive Diffamierungsrhetorik und ihre verqueren Legitimierungs- und Rechtfertigungsstrategien?

Neben judenfeindlichen Vorstellungen aus dem christlichen Antijudaismus des Neuen Testaments, dem Mittelalter, aus den reformatorischen Schriften Martin Luthers sowie der Gedankenwelt des modernen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts sind hier nicht zuletzt explizite nationalsozialistische Propagandamotive virulent geblieben – und zwar selbst solche, die die Fortführung der Judenvernichtung offen einfordern: Es habe in den Äußerungsformen der meisten Antisemiten keine Zäsur nach Auschwitz gegeben, wie „weithin angenommen“ werde, schreiben Schwarz-Friesel und Reinharz, „da eine tiefgreifende, selbstkritische Reflexion und eine alle Gesellschaftsstrukturen umfassende Vergangenheitsaufarbeitung nach 1945 nicht so stattfand, wie der Zivilisationsbruch es erfordert hätte“.[8]

Aufgrund dieser Kontinuitäten antisemitischer Empörungen, die auf althergebrachten Verschwörungstheorien beruhen und oft Anlass heftiger Erregungen in der beschleunigten virtuellen Gruppenkommunikation sind, die in sogenannten „Shitstorms“ gipfeln können, wehren sich Schwarz-Friesel und Reinharz gegen den Begriff des „sekundären“ Antisemitismus nach Auschwitz. Klinge dieser Terminus doch so, als handele es sich „um einen zweitrangigen, abgeleiteten, eventuell weniger virulenten Judenhass“. Dies sei aber nicht der Fall. „Wir plädieren daher ausdrücklich dafür, dass zukünftig die inadäquaten Bezeichnungen primär und sekundär nicht mehr benutzt werden sollen. Sekundär ist der Nachkriegsantisemitismus in keiner Weise: Er ist weder abgeleitet oder verändert, noch weniger virulent“.[9]

Bereits in ihrem Buch über „Sprache und Emotion“ hat Schwarz-Friesel auf die Untrennbarkeit kognitiver und emotionaler Prozesse in der oft massenmedial gesteuerten Sprachrezeption hingewiesen: Mit sprachlichen Äußerungen werden demnach „Gefühle und emotionale Einstellungen ausgedrückt und benannt, geweckt, intensiviert sowie konstituiert“.[10] Auch antisemitische Botschaften, die in social networks, in sogenannten Kundenrezensionen bei amazon.de, in Artikeln bei „Spiegel Online“ oder in Gedichten im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ wie selbstverständlich und in unterschiedlichen Abstufungen der affektiven Vermittlung immer wieder auftauchen, dürften die Rezipienten in der von Schwarz-Friesel analysierten Weise beeinflussen.

Die Heftigkeit immer weiter verbreiteter diskriminierender und verschwörungstheoretischer Äußerungen in den Neuen Medien wäre demnach gar nicht so klar von solchen Wortmeldungen abzugrenzen, die allgemein als vernünftig, objektiv und intellektuell gelten. Vielmehr bestimmt die Quantität gewisser emotionalisierender Botschaften, die über die verschiedensten Medien parallel vermittelt werden, in entscheidender Weise mit, was dem heutigen Rezipienten rational erscheint: „Die Sprache hat also neben der realitätsabbildenden Funktion auch eine realitätskonstituierende Rolle“, stellt Schwarz-Friesel fest. Dies werde insbesondere beim Blick auf fiktionale Texte deutlich, die „eine eigenständige Wirklichkeit“ kreierten.[11]

Genau eine solche genuin literarische Textwelt aber evozieren auch die „Protokolle der Weisen von Zion“, was vielleicht verständlicher macht, warum Versatzstücke aus diesem Text bis heute so besonders nachhaltig in die Realitätswahrnehmung der Menschen hinein wirken: „Fiktive Welten sind mögliche Welten. […] Auch in fiktiven Welten jedoch gelten bestimmte Wahrheitsansprüche und -bedingungen“, gibt Schwarz-Friesel zu bedenken.[12] Somit gebe es in der Konsequenz „keine wirklich objektive Welt, keine objektiven Situationen. Menschen denken und handeln in konstruierten Welten, die sich je nach Konzeptualisierungsmuster und emotionalem Bewertungssystem erheblich von der Welt anderer unterscheiden können.“ Gleichzeitig aber bestimmen solche emotional geprägten Referenzrahmen auch das ethische Handeln der Menschen, wie Schwarz-Friesel unterstreicht.[13]

Antisemitische Texte wie die „Protokolle“ können deshalb für bewusste oder unbewusste Anhänger ihrer realitätsverkürzenden Weltanschauung zu Repräsentationen avancieren, die die emotionale Haltung der Rezipienten und Multiplikatoren maßgeblich verändert: „In antisemitischen Texten finden sich daher meist Textweltmodelle realisiert, die ein komplexes konzeptuelles Netz von stereotypen Repräsentationen darstellen. Als Leser solcher Texte wird man also in der Regel nicht mit einzelnen Stereotypenkonzepten, sondern mit ganzen mentalen Modellen (im Sinne komplexer referentieller Sachverhaltsrepräsentationen) konfrontiert. Sie spiegeln eine geschlossene Weltsicht wieder, die hinsichtlich ihrer kognitiven Kategorisierung sowie emotionalen Evaluation auf bestimmte Parameter eindeutig festgelegt ist.“[14]

In solchen antisemitischen Konzepten ist die Emotion Hass dominant, und die Wörter „Hass“ und „hassen“ gehören laut Schwarz-Friesel auch zu den meistverwendeten emotionsbezeichnenden Lexemen im neonazistischen Diskurs. Empathische Gefühle gegenüber Juden werden so unterdrückt und immer nur in ihr Gegenteil verkehrt. Stattdessen werden „Kränkungen des Nationalsgefühls“ stark gemacht, um jedes Verantwortungsgefühl für jüdisches Leid im Holocaust abzuwehren und als „lästige historische Bürde“, als „beschämende Last“ aggressiv von sich zu weisen.[15]

Zum Einen spielt das „Weltwissen“ des Rezipienten bei der Textwahrnehmung eine wichtige Rolle, die allerdings meist unbewusst abläuft. Textlücken werden referentiell vom Leser bewertet und konzeptuell gefüllt, der damit eigenen Prinzipien der Elaboration von Botschaften folgt und den Text zum Anlass nimmt, ihn mit seiner eigenen Weltwahrnehmung zu koordinieren.[16] Zum Anderen können aber auch symbolische Textwelten das Weltwissen des Rezipienten beeinflussen, und dies gilt insbesondere für nachweislich affektiv wirkende Textgebilde wie die „Protokolle“: „So kann z. B. ein das Lesen eines stark emotionalisierenden, einseitig perspektivenhaften Textes beim Rezipienten eine bestimmte emotionale Einstellung aktivieren bzw. konstituieren.“[17]

Beachtet werden müsse allerdings, dass Versatzstücke aus den „Protokollen der Weisen von Zion“ und anderer Vorprägungen antisemitischer Stereotype mittlerweile häufig mittels indirekter Sprechakte, also über eine „Umwegkommunikation“ tradiert würden.[18] Eine der am meisten verbreiteten rhetorischen Strategien, die sich auch in den „Protokollen“ schon angelegt findet, ist es dabei, zu behaupten, die Kritik an dem, was die Antisemiten unter ‚Israel‘ verstehen, sei mit einem Tabu belegt. Man spricht also nicht mehr explizit über Juden, sondern verknüpft die sogenannte ‚berechtigte Kritik an Israel‘ mit irrationalen und rein fantasmatischen Stereotypen, die in Wahrheit nichts mit der Realität im Nahen Osten zu tun haben, sondern zum Beispiel aus früheren antisemitischen Fiktionen wie den „Protokollen“ stammen.

Oft geschieht dies unbewusst, was aber nichts an der Problematik und der fatalen Wirksamkeit solcher immer salonfähiger werdender Äußerungen ändert: Viele Antisemiten unserer Tage benutzen teils uralte Versatzstücke antisemitischen Denkens, ohne zu realisieren, dass diese eben nicht als ganz aktuelle Formen ‚berechtigter‘ Kritik an Israel einzustufen sind. Menschen, die sich antisemitisch äußern, können sich so für ‚Friedensaktivisten‘ und für ‚Humanisten‘ halten, die für die ‚Menschrechte‘ eintreten und ‚aus der deutschen Vergangenheit gelernt‘ haben, weil sie die Verbrechen der Nationalsozialisten nunmehr bei den Juden selbst ‚aufdecken‘ und tapfer anprangern – selbst unter der Gefahr, dafür mit der sogenannten, von Martin Walser 1998 in seiner berüchtigten und zäsursetzenden Paulskirchenrede erfundenen ‚Auschwitzkeule‘ bedroht zu werden. Der Verweis auf solche angebliche ‚Diskriminierungen‘ erhöht jedoch den öffentlichen Empörungsfaktor der ‚berechtigten Israelkritik‘ nur noch einmal weiter.

Auch dass es sich bei solchen geradezu manisch erteilten ,Friedens’-Ratschlägen für Israel, wie sie Schwarz-Friesel und Reinharz in ihrem gemeinsamen Buch untersuchen, um eine typische Form des emotional entlastenden Schuldabwehr-Antisemitismus sowie um eine klassische, nicht im mindesten zu rechtfertigende Täter-Opfer-Umkehr handelt, die unvergleichbare historische und tagesaktuelle Zusammenhänge in aufrechnender und geschichtsklitternder Weise zusammendenkt, muss Leuten, die so argumentieren, keinesfalls klar sein. Zumal das, was ihrer Meinung nach ‚gesagt werden muss‘, ohnehin die meisten Zeitgenossen immer wieder behaupten: Gewisse Topoi des Antisemitismus sind mittlerweile auch in Deutschland erneut zum regelrechten Allgemeingut der Alltagskommunikation avanciert.

Mehr noch: Längst muss vor allem auch derjenige, der den Antisemitismus problematischer Argumentationsmuster sogenannter berechtigter Israelkritik benennt, damit rechnen, umso leichter von einer Mehrheit der Öffentlichkeit und des Medien-Mainstreams deswegen angegriffen zu werden, weil auch er aus falsch verstandener ‚political correctness‘ eines ‚Gutmenschen‘ die ‚Auschwitz-Keule‘ bemühe: Damit befinden wir uns in einer Gesellschaft, die offensichtlich zu einem nicht zu unterschätzenden Teil von einem verschwörungstheoretischen und somit antisemitisch verzerrten Weltbild geleitet wird. Dass die meisten, die so denken, gar nicht realisieren, dass dem so ist, macht die Sache nicht besser.

Mitbedacht werden muss nicht zuletzt der appellative Charakter antisemitischer Redeweisen, die immer weiter um sich greifen und etwa in Online-Foren angesichts von Debatten wie der um die Mavi-Marmara-Flotten-Eskalation im Mai 2010 tausendfach wiederholt werden. Die Grenzen des Sagbaren werden dabei ständig verschoben: Der Grad der Verzerrung von Tatsachen, der Dämonisierung, Delegitimierung und der doppelten Standards, die mittels eines Singling-Out- oder Lupeneffekts mit Fokus auf Israel angewandt werden, erhöht sich stetig. „Durch diese Sprachgebrauchspraxis wird die Basis für die Verstärkung antisemitischer Ressentiments in der gesamten Bevölkerung etabliert und intensiviert“, konstatieren deshalb auch Reinharz und Schwarz-Friesel.[19]

Was in den „Protokollen“ noch das ‚Weltjudentum‘ war, das die Menschheit angeblich ins Unglück stürzen wolle, ist in der Vorstellung heutiger Antisemiten vor allem mit dem Staat Israel kodiert, wie Schwarz-Friesel und Reinharz in ihrer materialgesättigten Analyse dieser Phänomene herausarbeiten: „Israel steht als Hassobjekt im Mittelpunkt des aktuellen Antisemitismus. Der Nahostkonflikt bildet im 21. Jahrhundert den herausragenden Begründungszusammenhang für antisemitische Meinungsäußerungen und dient als Katalysator der Judenfeindschaft. Anti-Israelismus wird nicht nur von rechten oder linken Extremisten, sondern auch von Akademikern und Intellektuellen sowie Vertretern der Gesellschaftsmitte kommuniziert, da er als politisch korrekt ausgegeben werden kann. Die Situation ist nicht regional begrenzt, sondern globalisiert, d. h. die Judenfeindschaft tritt weltweit auf und wird vor allem technisch über die Massenmedien verbreitet.“[20]

Gleichzeitig bedeutet die Chiffre ‚Israel‘ für die Antisemiten unserer Tage eben nicht, dass sich ihre ‚Kritik‘ nur auf diesen kleinen Staat beziehen würde: Ganz selbstverständlich gehen sie in der Tradition der „Protokolle“ davon aus, dass die Israelis überall auf der Welt ‚Lobbyisten‘ und Vertreter hätten, so etwa an an der Ostküste der USA, an der Wall Street, in der jüdischen Gemeinde in Buenos Aires und im Zentralrat der Juden in Deutschland. Anders ist der bestürzende Umstand nicht zu erklären, dass im Zentralrat, der keinesfalls als Botschaft Israels in Deutschland fungiert und für die israelische Politik überhaupt nicht zuständig ist, in dem Moment waschkörbeweise antisemitische Post eintrifft, wenn, wie etwa 2006, sich Israel gezwungen sieht, aufgrund von Angriffen, die die Existenz des Staates bedrohen, militärische Verteidigungsmaßnahmen einzuleiten, die jede andere Nation der Welt in einer solchen Situation ebenso ergreifen müsste.

Ganz selbstverständlich denken also typische Verfasser von Briefen an den Zentralrat den Staat ‚Israel‘ als globale Chiffre eines absoluten, bösen und jüdischen ‚Fremden‘, zu dem auch deutsche Menschen jüdischen Glaubens gehören, die man deshalb für das, was im Nahen Osten angeblich passiert, umgehend mit zur Rechenschaft ziehen zu können meint. Gleichzeitig zeigt sich daran, was von der wahren Motivation und der ‚Sachgemäßheit‘ der ‚Kritik‘ zu halten ist, die diese Leute an der israelischen Politik äußern zu müssen glauben. Denn wenn eine solche ‚Kritik‘ Juden weltweit für die Politik Israels verantwortlich macht, handelt es sich eben nicht um ‚Kritik‘, sondern um Antisemitismus: „Dass allein bei Fragen, die Israel betreffen, überhaupt der Zentralrat kontaktiert wird, bedient das (verschwörungstheoretische) Klischee, es gebe eine universale jüdische Volks- und Wertegemeinschaft, die unabhängig von ihrer räumlichen und nationalen Verankerung stets nur jüdischen Interessen verpflichtet sei; zum anderen wird das Stereotyp bestätigt, Juden seien in Deutschland keine Deutschen“.[21]

Gleichzeitig herrscht offenbar in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch die Überzeugung vor, die Juden maßten sich einen ‚Sonderstatus‘ an, mischten sich in deutsche Belange, um mit dem ‚Totschlagargument‘ des Antisemitismus eine regelrechte ‚Maulkorbpolitik‘ zu betreiben: „Da das angebliche ‚Meinungsdiktat‘ besondere Machtpositionen und große gesellschaftliche Einflussnahme voraussetzt, wird auf diese Weise auch implizit das tradierte Stereotyp der jüdischen Verschwörungsmacht aktiviert“, wie Schwarz-Friesel und Reinharz feststellen.[22]

Die Verfasser antisemitischer Schreiben, Postkarten oder E-Mails sind also in Deutschland meist keine ‚Extremisten‘, sondern gebildete Leute, die in der Regel über einen Hochschulabschluss verfügen und aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft stammen.[23] Das empirisch und qualitativ ausgewertete Ergebnis der Materialanalyse von Schwarz-Friesel und Reinharz belegt damit einmal mehr, dass der Antisemitismus keine ‚Krankheit‘ oder eine Folge psychischer Deformationen „einzelner auffälliger Extremisten und Narzissten“ ist, sondern eine fiktive und in ihrer emotionalen Dimension gleichzeitig überaus wirkmächtige ‚Wirklichkeitskonstruktion‘ für diejenigen darstellt, die eine solche Weltanschauung entwickelt haben – als ein Abbild ihrer Realtität, das ihnen selbst plausibel und unhintergehbar erscheint.

Dabei könne es sich durchaus um feinfühlige, sensible und intelligente Menschen handeln, die es deshalb auch gar nicht für nötig halten, sich etwa anonym zu Wort zu melden, berichten Schwarz-Friesel und Reinharz.[24] Diese Leute schrieben ihre Botschaften ganz einfach unter ihrem Klarnamen, ja sogar unter Angabe ihrer Adresse und ihrer Telefonnummer, weil sie ihre Meinungen für „öffentlich vertretbar“ hielten: „Dieser Befund korrespondiert mit der häufigen Thematisierung der eigenen Integrität und dem Phänomen der individuellen Antisemitismus-Abwehr; diese Menschen begreifen sich selbst bzw. ihre Meinung nicht als antisemitisch oder problematisch, sie sehen ihre Standpunkte als notwendig und berechtigt an und bürgen dafür mit ihrem Namen.“[25]

Gleichzeitig jedoch bewegen sich die sprachlichen Äußerungen dieser Briefschreiber im Rahmen von Text-Welten, die „kein Äquivalent in der realen Welt haben“: „Der Produzent eines literarischen Werkes kreiert mittels sprachlicher Strukturen eine eigenständige, komplexe, in sich durchaus kohärente, aber fiktive Wirklichkeit. Ähnlich ist es bei den Konstrukten der Judenfeindschaft: Die zum Teil seit Jahrhunderten tradierten judeophoben Stereotype haben mehrheitlich keine reale Basis, sondern sind kognitiv hergestellte und sprachlich vermittelte Funktionen, die als Konzepualisierungsmuster in den Köpfen ihrer Benutzer gespeichert sind (oder kulturell als kommunikativer Kode in den Sprachformen konserviert werden). Die Weltverschwörungspläne in den Protokollen der Weisen von Zion oder die seit dem Mittelalter kodierten Vorstellungen von Juden als kindermordenden Blutkultanhängern sind nachweislich reine Phantasieprodukte, aber sie werden weltweit von Millionen von Menschen geglaubt und über diverse Texte in der kommunikativen Praxis erhalten und tradiert. Verdichten sich die judeophoben Konzepte zu einem komplexen Glaubenssystem, entsteht ein für Fakten geschlossenes Weltbild, in dem sich pseudo-rational alles kohärent zusammenfügt. Innerhalb des Systems wird jede Information plausibel integriert bzw. als passend umgedeutet.“[26]

Als Beispiel zitieren Schwarz-Friesel und Reinharz eine Formulierung eines Schreibens, das 2007 bei der Israelischen Botschaft in Berlin einging und gleichzeitig eines der derzeit wieder am weitesten verbreiteten Paranoia-Motive wiedergibt: „Die Juden sind das Übel der Menschheit und bedrohen den Weltfrieden.“[27] Hier werde ein „Feind- und Gefahren-Szenario […] etabliert, das allein im Kopf des Sprachproduzenten existiert, jedoch über die Verbalisierung als weltabbildend kommuniziert wird“.[28] Beim ersten Teil der zitierten Briefbotschaft handelt es sich um eine (unbewusste) Aufrufung einer Idee des Historikers Heinrich von Treitschke, der 1879 ebenfalls behauptete, die Juden seien „unser Unglück“. Dieser berühmt-berüchtigte Ausspruch wurde von den Nationalsozialisten 50 Jahre später in jeder Ausgabe des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“ als Schlagzeile reproduziert[29] und scheint, durch welche Tradierungsformen auch immer, dem Briefschreiber im Jahr 2007 nach wie vor als ‚Selbstverständlichkeit‘ präsent zu sein. Hinzu kommt die Behauptung im zweiten Teil des Satzes, die Juden gefährdeten den Weltfrieden, die, wie im Folgenden noch genauer belegt werden soll, nicht nur eine fixe Idee von Günter Grass, sondern vor allem auch eine zentrale Suggestion der „Protokolle der Weisen von Zion“ ist.

Das gleiche gilt für die 2002 an den Zentralrat der Juden in Deutschland geschickte Mitteilung: „Die Juden beherrschen die Presse.“[30] Die verschwörungstheoretische Behauptung, die in der Studie von Schwarz-Friesel und Reinharz mehrfach aus unterschiedlichsten Quellen zitiert wird, verdeutlicht auf erschreckende Weise, wie die Vorstellung einer in Deutschland ‚verbotenen‘ Kritik an Israel zu einer weit verbreiteten Aktualisierung einer zentralen Passage aus den „Protokollen“ avancieren konnte, die das öffentliche Bewusstsein immer mehr zu bestimmen scheint: „Es war schon auffallend, daß in der Presse keinerlei Kritik an Israel geäußert wurde (soviel zur Pressefreiheit)“, behauptet ein weiterer Briefautor im Jahr 2006 an den Zentralrat. Die Liste solcher Schreiben ließe sich fortsetzen: Das Buch von Jehuda Reinharz und Monika Schwarz-Friesel ist, bei aller Nüchternheit seiner Analyse, eine der beunruhigendsten Lektüren der letzten Jahre.

Eine gefährliche Fiktion, die nicht aufhört, als „Wahrheit“ rezipiert zu werden

Die Vorstellung politischer, und keineswegs mehr religiös motivierter jüdischer Verschwörungen markiert in den „Protokollen“ den Umschwung vom christlichen Antijudaismus zum modernen Antisemitismus. Der hellsichtige Schriftsteller Saul Ascher sah diesen Paradigmenwechsel bereits zur Zeit des Frühantisemitismus vollzogen, also schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Aschers Flugschriften der Zeit liegen in einer verdienstvollen Ausgabe des Mainzer Verlags André Thiele vor, die unter anderem auch Aschers fulminante Fichte-Polemik „Eisenmenger der Zweite“ enthält. Darin heißt es: „Offenbar kann man die Gegner der Juden in Europa in zwei Klassen teilen, in religiöse und politische. In früheren Zeiten, wo jeder Staat darauf ausging, der Religion zu huldigen, wurden Juden ihres Glaubens wegen verfolgt. Als man späterhin anfing, das Interesse des Staats von der Religion zu trennen, ward man zugleich auf die Grundsätze der Anhänger des Judentums aufmerksamer. […] In den neuesten Zeiten, wo man für die Prinzipien einer guten Staatsverfassung eine anderweitige Stütze aufzusuchen begann, war es endlich nur die politisch schlechte Seite, die man an den Juden zu rügen wußte.“[31]

Die Juden bildeten nun in den Augen der Antisemiten einen ‚Staat im Staate‘, sie arbeiteten unablässig an der Destabiliserung Preußens, und zur Vorstellung einer ‚jüdischen Verschwörung‘ hinter jedem Rückschlag im Lande war es nur noch ein kleiner Schritt. Die „Protokolle“ verdichteten Jahrzehnte später in textueller Form, was daraus während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geworden war. Juliane Wetzel, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, gibt im „Handbuch des Antisemitismus“ folgende Definition des Wesens solcher Verschwörungstheorien, zu denen auch die „Protokolle der Weisen von Zion“ gehören: „Verschwörungstheoretiker unterstellen, dass Einzelne oder Gruppen im Geheimen versuchen, mit ihrem Vorgehen die Welt, einzelne Länder und Regierungen oder bestimmte gesellschaftliche, wirtschaftliche und soziale Bereiche der Gesellschaft zu beherrschen. Grundlagen solcher Konspirationstheorien sind vereinfachte Welt- und Geschichtsbilder, die auf verallgemeinerten Unterstellungen basieren. Damit wird suggeriert, dass alles, was in einer Gesellschaft passiert, immer Ergebnis eines Planes mächtiger Individuen oder Gruppen ist und die Komplexität gesellschaftlicher, wirtschaftlicher oder sozialer Entwicklungen negiert, die das Ergebnis einer Vielzahl von ineinander wirkenden Mechanismen sind. Wer Verschwörungsmythen zu widerlegen versucht bzw. Erklärungen anbietet, warum die angebotene Theorie jeglicher Wahrheit entbehrt, gilt entweder als getäuscht, erpresst oder gar als Mitwisser der Verschwörung.“[32]

Aus diesem simplen Grund haben es alle Beweise der Unechtheit der „Protokolle der Weisen von Zion“ bis heute nicht vermocht, den Glauben an ihre Authentizität beziehungsweise an die Wahrheit ihrer Botschaft, die unabhängig davon gelte, ob sie eine Fälschung sei, aus der Welt zu schaffen. Gerade die Fiktionalität der „Protokolle“ ist nicht etwa ihre Schwäche, sondern entpuppte sich vielmehr als Grund für die Stärke des durch sie erzeugten Phänomens: „Denn eine Fiktion bleibt außerhalb des logischen Diskurses“, wie Jeffrey L. Sammons unterstreicht: „Es kann selbstverständlich nicht bewiesen werden, daß eine Fiktion nicht wahr ist. Folglich schwebt der Text in einem Niemandsland zwischen Phantasie und zugerechneter Wahrheit, läßt sich nie dingfest machen, und da er prinzipiell von der Überprüfung anhand der belegbaren Wahrheit befreit ist, erweist er eine textuelle Anpassungsfähigkeit an die jeweilige Tendenz, die jeder philologischen Kontrolle spottet. Da kann er jeden Beweis, daß er gefälscht ist, getrost überleben. In der Not gibt man nach und zuckt mit den Achseln: na wenn schon; es stimme doch, da man wisse, wie die Juden seien. Es ist ein perfekter Zirkelschluß, er läßt sich mit vernünftigen Argumenten nicht durchbrechen.“[33]

Wie auch schon in der berüchtigten französischen Affäre um Alfred Dreyfus um 1900 wird bei Konspirationskonstrukten dieser Art oft gerade das Fehlen von Beweisen zum angeblich Beleg für die Verschwörung. Laut Léon Poliakov hatte sich in Frankreich nach der Revolution ein besonderes Denksystem herausgebildet, wonach die Weltgeschichte durch den Schlüssel der Verschwörungen von Feinden des Menschengeschlechts zu verstehen sei: „Besteht die größte List des Teufels nicht gerade darin, den Glauben zu erwecken, es gebe ihn gar nicht? Überzeugungen dieser Art ermöglichen es einem Denunzianten, jede Runde zu gewinnen.“[34]

Eva Horn und Michael Hagemeister behandeln in ihrem Sammelband „Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung. Zu Text und Kontext der Protokolle der Weisen von Zion“ die spezifische Faszination der „Protokolle“, die nach wie vor ein „Stoff für Bestseller“ seien, da der Text „in seiner von Lügen und Räuberpistolen befeuerten Rezeption eine bis heute andauernde Erfolgsgeschichte feiert, die sich von der Evidenz seiner Fabriziertheit nicht anfechten lässt“.[35] Einerseits konnte also ein Autor wie Umberto Eco 2012 einen Verkaufserfolg mit seinem Roman „Il cimitero di Praga“ (deutsch: „Der Friedhof in Prag“) erzielen, in dem er eine „halbfiktive Story von der Herstellung der Protokolle durch einen Fälscher namens Simone Simonini“ erzählt und so „das Bedürfnis nach einer (wenngleich hier fiktiven) Schurkengestalt als Urheber der Protokolle bedient“.[36] Andererseits ist die tatsächliche Urheberschaft der „Protokolle“ nach wie vor nicht eindeutig bewiesen, was dem Text gleichermaßen die Aura eines Faszinosums verschafft und unter Literaturwissenschaftler/innen mitunter zu einem seltsamen „Zurückschrecken“ führe, wie Horn und Hagemeister berichten, „gepaart mit der Frage, ob man etwa ‚daran glaube‘, oder mit dem Hinweis, ‚das man davon doch besser gar nicht spreche‘“.[37]

In Deutschland sei die Rezeption der „Protokolle“ derjenigen von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ darin nicht unähnlich, dass ihre Inhalte nach wie vor durch eine diffuse Mund-zu-Mund-Propaganda tradiert werden und Unheil stiften, während selbst Kritiker den Text meist gar nicht zur Kenntnis genommen haben und nur vom Hörensagen her zu wissen meinen, was darin steht. Somit sind die „Protokolle“ ein Buch, das „weder von denen, die es verbreiteten, noch von denen, die es entlarvten und bekämpften, kaum je wirklich gelesen wurde“.[38]

Fatal kann hier ein Forum wie die rein gewinnorientiert ausgerichtete Konzern-Website amazon.de wirken, die Konsumenten zu sogenannten Prosumern, also mitproduzierenden Konsumenten macht. Das Konsum-Portal amazon.de lässt diese Prosumer sogenannte Kundenrezensionen schreiben, die von dem Konzern nur in den seltensten Fällen redaktionell begutachtet oder gar nach ethischen Grundsätzen betrachtet werden, auch wenn es auf der Seite klare Richtlinien zur Verfassung von Rezensionen gibt.[39] Die Website will damit wie eine verkappte social-media-Seite wirken und auch benutzt werden. So kann sie etwa im Fall von „Kundenrezensionen“ zur im Wallstein Verlag erschienenen philologischen Ausgabe der „Protokolle“ durch den Germanisten Jeffrey L. Sammons mit dem Untertitel „Die Grundlage des modernen Antisemitismus – eine Fälschung“ Raum für einen Gedankenaustausch bieten, der bei der Mehrheit der Beiträger zur Äußerung oder Andeutung antisemitischer und nationalsozialistischer Vorstellungen anregt. Um nur einige Beispiele zu nennen: Ein Kunde namens „overdrive“, dessen „Rezension“ 20 von 28 Kunden „hilfreich“ fanden, wie die Website angibt, schreibt etwa (hier mit allen orthografischen Fehlern zitiert):

„Die Protokolle der Weisen von Zion eine Fälschung?
Wieso eigentlich eine Fälschung?
Nennen wir es eine fiktive Geschichte, einen Roman.
Eine Interessante Geschichte mit interessanten Offenbarungen,
wenn auch der Urheber ein anderer sein mag.
Definitiv kann man dem Urheber dieser fiktivben Geschichte
nicht absprechen, daß er viele Tatsachen, die uns heute erst
klarwerden, schon vor hundert Jahren vorausgesehen hat.
Er war also ein Hellseher, der Nostradamus in den Schatten stellt.“[40]

Ein weiterer „Kunde“, der sich „Gartenzwerg (Am Deutschen Rhein)“ nennt und dessen Text 5 von 9 Kunden „hilfreich“ fanden, sieht das ähnlich (Orthografie so im Original):

„Die Protokolle eine Fälschung?
Dies ist interessant, denn wenn es eine Fälschung gibt, muß es ja auch ein Original geben, welches gefälscht wurde.
Wie auch immer, ob Original oder Fälschung ist im Prinzip zweitranging.
Tatsache ist, daß der Autor dieser Schrift ein Hellseher war.
Fast alles, was er schreibt, ist mittlerweile eingetroffen.
Geschrieben vor über 100 Jahren.
Interessant ist, diese Visionen mit der heutigen Realität zu vergleichen.“[41]

Ein dritter „Rezensent“, der sich schalkhaft „Kuckuck (Revisionist)“ nennt und dessen „Besprechung“ laut amazon.de die „hilfreichste kritische Rezension“ sein soll, führt sogar triumphierend das juristische „Sachverständigengutachten“ des NS-Juristen Ulrich Fleischhauer an, das dieser beim Berner Prozess von 1934/1935 vorlegte, um zu verhindern, dass die „Protokolle“ in der Schweiz als „Schundliteratur“ verboten werden konnten. In Michael Hagemeisters Artikel zum Berner Prozess, der sich in dem von Wolfgang Benz 2011 herausgegebenen Band 4 des „Handbuchs des Antisemitismus“ nachlesen lässt, findet man unter anderem die Information, dass Fleischhauer Gründer und Leiter der „privaten antisemitischen Propaganda- und Nachrichtenagentur ‚Welt-Dienst‘ in Erfurt“ war. Der Prozess in der Schweiz erregte weltweites Aufsehen, wobei der größte Teil der Presse „offene Sympathie mit den jüdischen Klägern“ bekundete, wozu „nicht zuletzt das arrogante und verbohrte Auftreten Fleischhauers“ beitrug.

Zwar verlor Fleischhauers Partei zunächst den Berner Prozess, weil der Gutachter antisemitische Stereotype versammelte und sich „in ganz offensichtlich abstrusen Konstruktionen“ erging, wodurch er sich 1935 laut Hagemeister „in aller Öffentlichkeit selbst demontiert“ hatte[42] – doch das ändert bezeichnenderweise nichts daran, dass seine Position nunmehr bei amazon.de ungebrochen mit der Behauptung vertreten werden kann, sein Gutachten sei „bis heute nicht wesentlich widerlegt“.[43] Selbst diese offen nationalsozialistisch argumentierende „Rezension“ fanden immer noch 16 von 35 Kunden, welche die Votums-Funktion angeklickt haben, die amazon.de unter den Wortmeldungen anbietet, „hilfreich“. Hier ist zudem ein Seitenblick auf das allgemeine Profil von „Kuckuck (Revisionist)“ erhellend, dessen Botschaften bei amazon.de bislang zu 64 % als „hilfreich“ bewertet wurden (durch 153 von 283 Klicks auf den Votums-Button).

Mit derzeit 15 Rezensionen rangiert der Autor zwar ,nur’ auf dem „Top-Rezensenten“-Platz 41.398 (Stand: 12. Juni 2013), hat aber offensichtlich in seinen Postings die Strategie verfolgt, durchweg Auschwitz-Leugner zu loben und neo-nationalsozialistische Propaganda gegen von ihm so genannte „Hofhistoriker“ zu verbreiten, deren ,seriöse‘ Geschichtswissenschaft längst widerlegt sei – die Anspielung auf die „Hofjuden“ des Mittelalters und der Frühen Neuzeit bis hin zu Joseph Süß Oppenheimer (1698-1738) ist bei dieser peorativen Anspielung auf Historiker wie Günter Morsch deutlich. Neben sinnigen Bewertungen wie „Pflichtlektüre für das deutsche Volk!“ hat der „Rezensent“ unter anderem gezielt alle möglichen Bücher über die „Protokolle“ mit Kommentaren versehen und dabei mittels Copy & Paste-Funktion immer wieder die gleichen revisionistischen Einschätzungen über die Bedeutung des Berner Prozesses wiederholt. Es handelt sich also um einen gezielten – und laut amazon.de-Statistik erfolgreichen – Versuch, die User des Konzernportals durch emotionalisierende Skandalisierungen angeblicher staatlich verordneter ,Geschichtslügen‘ davon zu überzeugen, dass Deutschland den Zweiten Weltkrieg nicht verschuldet habe, der Holocaust ein bloßes Hirngespinst und der Inhalt der „Protokolle“ wahr sei.

Ob nun solche Prosumer, die sich bei amazon.de zu Wort melden, die „Protokolle“ wirklich selbst gelesen haben, ist aus ihren kurzen und fehlerhaft formulierten Texten kaum ersichtlich. Tatsache ist es jedoch, dass diejenigen Kunden, die ein Votum über die Qualität der „Rezensionen“ abgegeben haben, diese in vielen Fällen, meist sogar in der Mehrzahl, offenbar im Sinne ‚zirkulierenden Wissens‘ nachvollziehbar fanden. Unklar bleibt, wie viele Besucher der Seite überhaupt das angebotene, tatsächlich im Sinne seriöser Aufklärung publizierte Buch von Sammons kaufen. Die Statistik der Abstimmungen zu den antisemitischen Texten bietet jedenfalls ein Bild, das danach aussieht, als gehe es auf amazon.de an der Stelle weniger um die kritische philologische Ausgabe der antisemitischen Schrift, die angeblich „rezensiert“ wird, als um die willkommene Gelegenheit, die „Protokolle der Weisen von Zion“ öffentlich als ‚hellseherisches‘ Dokument zu loben, in dem, ob gefälscht oder nicht, die ‚Wahrheit‘ über den Zustand unserer Welt zu lesen sei.

Dennoch gibt es im geschilderten Fall auch eine ‚Kundenrezension‘, die immer noch die meistbewertete ist: „Ein Kunde“ schreibt am 5. Juni 2004 eine kurze sachliche und keinesfalls antisemitische Würdigung der Edition von Sammons, die 56 von 68 Kunden „hilfreich“ fanden.[44] Rein statistisch mag dies einerseits beruhigend anmuten, sagt allerdings andererseits nichts Definitives über die tatsächliche Wirkung der anderen zitierten Kommentare auf die Leser des Portals aus, da diese nicht gezwungen sind, gelesene „Rezensionen“ per Mausklick zu bewerten. Inbesondere Verrisse, die im vorliegenden Fall antisemitischen Verschwörungstheorien gleichkommen, befördern und dynamisieren nämlich die Aufmerksamkeitsökonomie im literarturkritischen Feld und also auch bei amazon.de.

Zur Vorgeschichte der „Protokolle“: Herrmann Goedsches Prätext „Biarritz“ (1868)

Wie aber konnte ein solcher Text wie die „Protokolle“ im 19. Jahrhundert überhaupt entstehen? Nach der fatalen Trendwende im Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, die Publikationen wie Richard Wagners zweimal veröffentlichtes Pamphlet „Das Judentum in der Musik“ (1850/1869) mit auslösten, fand die Idee einer jüdischen Weltverschwörung als einer typischen Wahnvorstellung des modernen Antisemitismus zusehends Verbreitung in Europa.

1868 verfasste Herrmann Goedsche, ursprünglich ein preußischer Postsekretär, der sich später Sir John Retcliffe nannte und erfolgreiche Kolportageromane schrieb, einen sensationsheischenden Text mit dem Titel „Biarritz“. Darin steht das Kapitel „Auf dem Judenkirchhof in Prag“, in dem sich Vertreter von zwölf Judenstämmen, die von zwei weiteren Romanfiguren um Mitternacht beobachtet und belauscht werden, über ihre Weltverschwörung verständigen und diskutieren, wie sie die endgültige Weltherrschaft in Kürze endgültig erlangen könnten. Die gruselige Friedhofs-Szene ist nicht expliziter Bestandteil der „Protokolle“, aber sie bildet einen emotionalisierenden Rahmen, den die internationalen Konsumenten von Sensationsromane der Zeit wohl bereits selbständig abrufen konnten, um sich die Schauer-Szene eigens auszumalen. Aus angeblich zwölf jüdischen Verschwörern bei Goedsche, der in seiner dialogischen Reihung am Ende einen vergaß und also nur elf zu Wort kommen ließ, wurde in den „Protokollen“ eine einzige, namenlose Redner-Stimme.

Goedsches Kapitel „Auf dem Judenkirchhof in Prag“ war vor dem Auftauchen der „Protokolle“ in russischer Übersetzung aus dem Roman ausgekoppelt und separat veröffentlicht worden. Volker Neuhaus stellte in seiner 1980 publizierten Habilitation über Goedsche fest, dass dessen schauriges Romankapitel in dieser, aus dem Zusammenhang gerissenen Form zu einer – wenn auch fiktional eingekleideten – „Aussage über die Wirklichkeit selbst“ avancierte: „Hatten die Leser des Romans auf die Verwirklichung der jüdischen Pläne in Retcliffes Werk geachtet, so suchen die Leser des isolierten Kapitels nun nach ihren Spuren in der Wirklichkeit.“ Es sei also nur konsequent gewesen, dass nun „als nächster Schritt die jüdischen Pläne ihrer romanhaften Einkleidung beraubt und als reales Dokument ausgegeben wurden“[45] – nämlich in Form der „Protokolle der Weisen von Zion“.

Damit ist die Spezifik der Rezeption dieser weltweit erfolgreichen Verschwörungstheorie benannt, die man also heute bis hinein in aktuelle amazon.de-„Kundenrezensionen“ zu neuen Ausgaben der „Protokolle“ weiter verfolgen kann: Dadurch, dass die Verschwörungstheoretiker eine Fiktion als Wirklichkeit setzen, kann es ihnen egal sein, wenn diese als „Fälschung“ entlarvt wird. Sehen sie doch vollkommen unabhängig von der Klassifikation des Textes das, was in ihm geschildert wird, nun einmal in der „Wirklichkeit“, wie sie sie sehen, bewahrheitet. So wurde etwa in einer Fußnote zu Goedsches beziehungsweise Retcliffes Friedhofskapitel, die in einer Ausgabe des Deutschen Volksverlags München 1924 nachzulesen war, behauptet: „Was der Verfasser dieses Romans mehr oder weniger intuitiv empfunden oder vielleicht auch durch Mitteilungen irgendeines Renegaten oder dem Judentum sehr Nahestehenden erfahren und in diesem hochwichtigen Kapitel dargestellt hat, wird 30 Jahre später in den ,Protokollen der Weisen von Zion‘, den Sitzungsberichten des Zionisten-Kongresses in Basel, Wort für Wort bestätigt.“[46]

„Allein in Retcliffes Gestaltung“ habe jedoch der Topos von der jüdischen Weltverschwörung, dem der Autor „keinen einzigen neuen Gedanken“ hinzufügte, „Prägnanz, Durchschlagskraft und eine bis zum heutigen Tag reichende Lebendigkeit“ gewonnen, konstatierte Neuhaus 1980.[47] Diese Rezeption wurde nicht zuletzt durch eine lange Tradition des Literarischen Antisemitismus unterstützt, dessen Vorbilder Goedsche mit seiner ‚Urversion‘ der „Protokolle“ auch bereits nur aufgegriffen und in einem neuen Bild verdichtet hatte: Die Juden beziehungsweise die jüdische Kultur wurden im 19. Jahrhundert bereits seit vielen Jahrzehnten gerne in szenischen Kontexten beschrieben, die überaus unheimlich und bedrohlich anmuten sollten. Längst hatte das Massenpublikum begonnen, diese Stereotypen für die Realität zu halten. Man denke hier nur an Texte wie Achim von Arnims Ghetto-Erzählung „Die Majoratsherren“ (1818) oder auch Wilhelm Hauffs als ‚realistisch‘ beziehungsweise ‚historisch‘ rezipierte Novelle „Jud Süß“ (1827).

Jeffrey L. Sammons vermutet, dass Goedsche die Idee der unheimlichen Szene auf dem Prager Friedhof von Wilhelm Raabe übernahm, der kurz zuvor in seiner Novelle „Holunderblüte“ (1863) bereits die angebliche Unheimlichkeit und Bedrohlichkeit dieses als überaus morbide beschriebenen Ortes effektvoll dargestellt hatte.[48] Das lässt insofern aufhorchen, als „Holunderblüte“ in der Raabe-Forschung lange als ein Text galt, der belegen sollte, dass Raabe als Verfasser des Romans „Der Hungerpastor“ (1864) von denjenigen, die in diesem Werk antisemtische Tendenzen ausmachten, falsch eingeschätzt werde. Dabei wurde insbesondere auf die angebliche philosemitische Qualität von „Holunderblüte“ verwiesen.[49]

In dem von Dirk Göttsche und Ulf-Michael Schneider herausgegebenen Sammelband „Signaturen realistischen Erzählens im Werk Wilhelm Raabes“ (2010) macht Hans-Joachim Hahn allerdings anhand dieser Novelle deutlich, dass darin insbesondere der Prager Judenfriedhof als Schauplatz geschildert wird, der antisemitische Stereotype erfahrbar mache: Auf „subtile Weise“ erzeuge Raabes „Beschreibung des Friedhofs eine negative Vorstellung von Judentum“. Die „Enge und der Schmutz des hier projizierten jüdischen Lebens, versinnbildlicht im Friedhof als Analogie des Ghettos“, verweise hier auf „einen tödlichen Fluch“.[50]

Der Kolportage-Autor Goedsche alias Retcliffe griff in seiner eigenen Friedhofs-Gruselszene allerdings umso tiefer in die triviale Trickkiste des Literarischen Antisemitismus: Neben den Stereotypen der jüdischen Beherrschung der Börsen und der jüdischen Geldgier, die aus den Wortmeldungen der hier auf dem Friedhof auftretenden Schurken wie selbstverständlich hervorgehen, schildert der Autor die geisterhaften Stimmen der Verschwörer entweder als frech oder unheimlich. Jeder Jude redet hier anders, aber in jedem Fall auf irgendeine abstoßende Weise: Es ist eine veritable Symphonie empörender oder beängstigender, den Leser unangenehm berührender und also negativ emotionalisierender Redeweisen, die der Autor Goedsche dirigiert, wobei auch das von Matthias Richter als das „Literaturjiddische“ definierte Darstellungsparadigma ausführlich zum Einsatz kommt.[51] Laut Richter handelt es sich dabei um eine Karikatur eines aus deutscher Sicht ‚abstoßenden‘ jüdischen Idioms, das in der Literatur keinesfalls dem tatsächlichen Jiddisch entspreche, sondern einer Art fiktionaler Fantasiesprache, die allein der Perhorreszierung jüdischer Figuren diene.[52]

So redet etwa eine Judenfigur Goedsches mit einer „dumpf wie das Gewitter in der Ferne grollende[n] Stimme“,[53] oder eine andere mit einem „überredenden angreifenden Ton, der nach Ellen und Thalern klang“.[54] Eine weitere Stimme, die zu denen gehört, die durch ihren ,literaturjiddischen‘ Aspekt auffallen, sagt etwa Sätze wie: „Aller Handel, wobei ist Spekulation und Verdienst, muß sein in unserer Hand. Es ist unser angebornes Recht. […] Der kleine Kram, wobei ist viele Müh und zu verdienen wenig, mag bleiben in den Händen der Christen. Sie mögen sich schinden und quälen, wie das auserwählte Volk sich gequält hat viel hundert Jahre.“[55]

Damit hatte also mit Herrmann Goedsche ein ehemaliger deutscher Postbeamter eine der fiktiven Urszenen einer der bis heute verhängnisvollsten antisemitischen Verschwörungstheorien der Welt verfasst. Seiner abstrusen Prager Friedhofsszene war eine internationale intertextuelle Karriere beschieden: Nach heutigem Stand der Forschung führte sie dazu, dass man in Russland mittels Plagiaten aus Goedsches Machwerk, aus Texten eines gewissen Pariser Advokaten namens Maurice Joly – einem Nichtjuden, dessen ausführlich abgeschriebener Prätext „Dialogue aux enfers entre Machiavel et Montesquieu ou la politique de Machiavel au XIX. siècle“ (1864) überhaupt nichts mit dem Judentum zu tun hatte, sondern eine Kritik an Napoleon III. darstellte – aus Zitaten Machiavellis, Montesquieus und anderer Autoren die „Protokolle der Weisen von Zion“ kompilierte.

Die unglaublich verworrene Gemengelage der Forschungshypothesen zur Entstehung der „Protokolle“ ist in geraffter Form kaum noch darstellbar – nicht zuletzt deshalb, weil die Genese des Textes längst selbst Teil obskurster Verschwörungstheorien wurde. Den Beleg, dass die „Protokolle“ zu Teilen aus Jolys Text plagiiert wurden, versuchte man unter anderem mit der Behauptung zu entkräften, Joly sei eben ‚in Wahrheit’ selbst Jude gewesen, so dass auch er schon an der Weltverschwörung mitgeplant habe. Eine der genauesten Rekonstruktionen dieser Rezeptionsgeschichte bieten neben den Ausführungen von Sammons die Aufsätze im Band von Horn und Hagemeister; namentlich die Beiträge des Letzteren geben einen guten Eindruck von der Schwierigkeit des Unterfangens, hier überhaupt noch an gesicherte Quellen und Informationen zu gelangen.

Die antisemitische Hetzschrift der „Protokolle der Weisen von Zion“ ist jedenfalls erwiesenermaßen ein fiktionaler Text, der vor allem aus literarischen Plagiaten zusammengesetzt ist. Es handelt sich um ein verdichtetes Potpourri zentraler Motive, kognitiver ,Skripte‘ und Emotionalisierungsstrategien des Literarischen Antisemitismus im 19. Jahrhundert.

Zur internationalen Rezeption der „Protokolle“ seit dem späten 19. Jahrhundert

Eine der vielen Theorien zu der bis heute nicht sicher nachgewiesenen und tatsächlich auch kaum noch exakt zu rekonstruierenden Urheberschaft dieses Plagiates besagt, es sei ein ranghoher russischer Polizeioffizier, General Ratschkowsky, gewesen, der die Fabrizierung der Schrift Ende des 19. Jahrhunderts im Interesse des Zaren Nikolaus II. (1868-1918) „bei einem genialen Fälscher, dessen Identität unbekannt blieb“, in Auftrag gegeben habe.[56] Das offiziöse Organ des Vatikans „Civiltà Cattolica“ wiederum behauptete am 8. Februar 1898, „Israel“ habe auf dem I. Zionistischen Kongress, der 1897 in Basel unter dem Vorsitz Theodor Herzls abgehalten wurde, eine Verschwörung geplant, um den „Schandfleck“ der Veruteilung von Dreyfus „auszulöschen“.[57]

Tatsächlich schien also die Entstehung der zionistischen Bewegung um Theodor Herzl die Fantasie der Antisemiten in aller Welt mächtig anzuheizen. So steht auch auf dem Titelblatt der „Protokolle der Weisen von Zion“, wie es in der Ausgabe von Sammons wiedergegeben ist: „Aus den Verhandlungs-Berichten der ‚Weisen von Zion‘ auf dem I. Zionisten-Kongresse, der 1897 in Basel abgehalten wurde“.[58]

Solche Paratexte wurden den „Protokollen“ in unterschiedlichen Ländern und kulturellen Kontexten erst nachträglich hinzugefügt, um dem Leser Evidenz und Authentizität zu suggerieren, wie Verena Kasper-Marienberg ausführt.[59] Die Autorin betont, dass der Text selbst „aus rethoriktheoretischer Perspektive“ durchaus „ausgewogen“ erscheine, wodurch er über ein „reichhaltiges Arsenal an Figuren“ insbesondere auch der Emotionalisierung der Leser verfüge.[60] Der Kern des Erfolges ist wohl in den zeit- und kulturkritischen Elementen des Textes zu suchen – und diese Aspekte des Textes funktionieren teilweise auch heute noch sehr gut.

Im 20. Jahrhundert fanden die „Protokolle der Weisen von Zion“ jedenfalls schnell weltweite Verbreitung. Die russische Revolution von 1917 sorgte in antikommunistischen und reaktionären Kreisen für einen umso größeren Bedarf nach vereinfachenden Weltbildern und Verschwörungstheorien, die den radikalen Umsturz erklären halfen. Man brauchte in der kapitalistischen Welt einen Schuldigen für den epochalen, hier jedoch als katastrophal empfundenen Regimewechsel in Russland.

So verwundert es nicht, dass die „Protokolle“ unter anderem auch durch die Veröffentlichung in der Zeitung des US-Industriellen und amerikanischen Antisemiten Henry Ford, dem „Dearborn Independent“ mit einer Auflage von 300.000 Exemplaren von Mai bis Oktober 1920 unters Volk gebracht wurden und damit eine gesteigerte internationale Beachtung fanden. Adolf Hitler etwa hoffte seinerzeit, dass Ford Präsident der USA werden möge. 1927 kam Ford jedoch überraschend zu der Überzeugung, dass die „Protokolle“ unecht seien und leugnete seine eigene Verantwortung für die Veröffentlichung in Amerika heuchlerisch.[61] Zu spät: Auf den weltweiten Impact seines antisemitischen Engagements insbesondere auch in Deutschland hatte diese persönliche Läuterung bereits keinerlei Einfluss mehr.

Auch der Schweizer Gerichtsprozess von 1934/35 in Bern, in dem die „Protokolle“ als Fälschung entlarvt und als „Schundliteratur“ verboten wurden, erzeugte zwar große Aufmerksamkeit, konnte aber nicht einmal verhindern, dass der Text danach selbst in der Schweiz weiter ungehindert kursierte. Da außerdem der Begriff „Schundliteratur“ für die Charakterisierung der „Protokolle“ unpassend war, wurde das Urteil im Sinne der Pressefreiheit in der Schweiz wenige Jahre später widerrufen. Die Nazis jubelten, und dass mit der Rücknahme des Urteils keinesfalls der Beleg der Fälschung der „Protokolle“ zurückgenommen wurde, ging dabei abermals unter.

Instruktiv ist hier der Beitrag Philipp Theisohns aus Horns und Hagemeisters Band, weil Theisohn zu zeigen vermag, dass in Bern zwei unterschiedliche Vorstellungen des Urheberrechts aufeinandertrafen: Für die nationalsozialistischen Rechtstheoretiker war das Urheberrecht ganz einfach ein grundsätzlich abzulehnendes jüdisches Konstrukt, da Kunstwerke aus ihrer Sicht immer nur völkische, also kollektive Ursprünge haben konnten. Im Fall eines deutschen Textes lohnte sich aus NS-Perspektive die Verteidigung eines solchen kollektiven Eigentums, im Fall jüdischer Texte waren diese jedoch ohne jede Diskussion rechtlos. Nur Juden könnten auf die Idee kommen, solches völkisches Eigentum zu ‚entwenden‘ und sodann als ihr individuelles Produkt auszugeben, so die Vorstellung der NS-Juristen.

Maurice Joly als nichtjüdischen Autor auszugeben, dessen Prätext für die „Protokolle“ ausgeplündert worden sei, erschien aus dieser Perspektive bloß als mieser ‚jüdischer Trick‘, um davon abzulenken, dass Joly a) gewiss ohnehin selbst Jude gewesen sei und b) jüdische Texte per se immer Plagiate seien und sein müssten, da das Plagiat eine jüdische Kategorie sei: „Aus der Perspektive eines Antisemiten kann und darf aus genau diesem Grund ein Jude ohnehin nie nie den Rechtsstand eines Urhebers oder sein literarisches Erzeugnis den Rang eines Werkes erlangen“, konstatiert Theisohn.[62]

Mit anderen Worten: Der Nachweis, dass die „Protokolle“ ein Plagiat seien, wurde von den nationalsozialistischen Anwälten keinesfalls bestritten. Er konnte bei ihnen allerdings nur Achselzucken hervorrufen, weil für sie ja ohnehin in der Tradition Richard Wagners klar war, dass Juden nur imitieren, nur stehlen und niemals selbst etwas schaffen könnten. Vielmehr bot der Berner Prozess aus dieser Perspektive den willkommenen Anlass dafür, diese Verschwörungstheorie in diesem Rahmen sogar noch weiter auszudehnen. Theisohn fasst das wie folgt zusammen: „Der literarische Parasit, der sich grundsätzlich immer von anderen Gedanken nährt, ist demnach das (mit Ausnahme von Goedsche) jüdische Kollektiv, dessen Abschreibereien untereinander sich ohnehin nicht zu verfolgen lohnt. Im Gegenteil: Wer den Anklägern glaubt und davon ausgeht, es handele sich bei dem Plagiarismus der Protokolle um eine Verletzung von Urheberpersönlichkeitsrechten, der verfällt einer Suggestion der Verschwörer, die von der gemeinschaftlichen Verantwortung des Judentums für diesen Text ablenken wollen. Die Maskierung des Kollektivs mit (vorgeblichen) nichtjüdischen Einzelautoren, auf deren Urheberschaft dann verwiesen werden kann, wenn es um die Enthüllung des kollektiven Gedankenguts geht, dient als Waffe im Kampf gegen die antisemitische Wahrheit, der nun [in Bern, J. S.] vor Gericht ausgefochten wird. Die Verschwörung als ein jüdischer ‚Prätext‘ bewegt sich somit in einem Bereich jenseits jeder rechtlich anerkennbaren Urheberschaft.“[63]

Alexander Steins Studie „Adolf Hitler, Schüler der ‚Weisen von Zion’ (1936) – mit einem abschließenden Seitenblick auf den ‚sekundären’ Antisemitismus

Eine der zentralen Emotionalisierungsstrategien der „Protokolle“ ist die implizite Suggestion eines dringend notwendigen Präventivkrieges gegen die Juden, bevor diese den Weltuntergang heraufbeschwören würden: Die Juden finanzieren nämlich laut den „Protokollen“ die gesamte Rüstungsindustrie, da diese Kriege provozieren helfe, also die nichtjüdischen Staaten destabilisiere und somit der jüdischen Weltverschwörung Bahn breche; die Juden würden deshalb notfalls ihrerseits auf das letzte Mittel zurückgreifen, einen ganzen „Weltkrieg“ zu entfesseln.[64]

Aus heutiger antisemitischer Sicht waren allerdings auch die bereits vergangenen Kriege das Resultat jüdischer Verschwörungen, und der Verweis auf „die Revolutionen“ im folgenden konfusen Schreiben, dass 2006 bei der Israelischen Botschaft in Berlin einging, klingt geradezu wie das betreffende Glaubensbekenntnis eines Lesers der „Protokolle“: „Ihr habt dafür gesorgt, daß wir in Europa die Revolution und die Weltkriege bekamen. Weltweit 200.000 Millionen Tote durch Krieg, Revolutionen, Bürgerkriege gehen auf das Konto euerer Hetzer und euerer kommunistisch, kapitalistischen menschenverachtenden Lügenideologie. Euer religiös bemäntelter Rassismus ist ekelhaft!“[65]

Dabei mag man übrigens nicht nur an Vorstellungen Adolf Hitlers denken, der diese Strategie der Juden in seinen Reden ebenfalls immer wieder behauptete,[66] sondern auch an die neuere Warnung von Günter Grass und seinem Claquer Jakob Augstein, Israel gefährde den „Weltfrieden“. Der Literatur-Nobelpreisträger beging mit dieser ‚Einmischung‘ nicht etwa jenen mutigen Tabubruch, den sein Gedicht „Was gesagt werden muss“ 2012 suggerierte, sondern verfasste bloß einige holperige Verse für die „Süddeutsche Zeitung“, die im Kern schlicht jene Behauptungen tausender und abertausender antisemitischer Hass-Schreiben wiedergeben, wie sie seit mindestens einer Dekade beim Zentralrat der Juden in Deutschland oder in der Israelischen Botschaft in Berlin ohnehin tagtäglich eingehen.

Monika Schwarz-Friesel und Jehuda Reinharz machen darauf aufmerksam, dass im Jahr 2003 bereits 65 Prozent der Befragten in Deutschland den Staat Israel als „größte Gefahr für den Weltfrieden“ gesehen hätten.[67] Sie betonen, dass dieser Zusammenhang von vielen Menschen in der sehr emotional geführten Debatte um das Grass-Gedicht überhaupt nicht begriffen worden sei: „Viele Menschen vermochten an diesem Text nichts Antisemitisches zu erkennen, obgleich er nahezu alle tradierten judeophoben Klischees bedient. Da aber das Wort Jude nicht benutzt wurde und die aktuelle Informationskomponente der israelischen Atompolitik in den Vordergrund gerückt wurde, deuteten viele den Text als ,nur kritisch’, als ,Meinungsfreiheit’ und als ,Fakt’. Übersehen wurde dabei, dass es sich um realitätsverzerrende und dämonisierende Äußerungen handelt, die alle typischen Kennzeichen eines modernen antisemitischen Textes im Gewand der Israel-Kritik aufweisen. Moderne Formen des Verbal-Antisemitismus sind oft nur zu erkennen und zu verstehen, wenn die lange Tradition, d. h. die kulturelle und kommunikative Verankerung dieser Feindschaft mit ihren verbalen Strategeien, bekannt ist und kontextuell berücksichtigt wird.“[68]

Jakob Augstein jedoch, einer der bekanntesten und angesehendsten Journalisten in Deutschland, schrieb zu Grass’ Gedicht in geradezu grenzenloser Begeisterung, der zitierte Vers des Dichters werde „einmal zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen. Sie bezeichnen eine Zäsur. Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: ,Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden.‘ Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen.“[69]

Zur aktuellen Debatte um Erscheinungsformen des heutigen Antisemitismus, der den Juden unter anderem vorwirft, sie zögen Gewinn aus dem inflationär gewordenen Antisemitismusvorwurf einer ‚israelischen Lobby‘ in den Vereinigten Staaten und auch in Deutschland, gibt es bereits eine bezeichnende Textstelle in den „Protokollen“: Der Antisemitismus nutze den Juden, heißt es da, es werde aber tunlichst nicht verraten, warum dies so sei. „Ich will dies nicht näher ausführen“, so äußert der anonyme Redner der „Protokolle“, „da wir über diesen Gegenstand schon wiederholt gesprochen haben.“[70] Offenbar, so insinuiert die Stelle, ist dieses Projekt der jüdischen Verschwörer also schon so alt und so selbstverständlich, dass es nicht einmal mehr erläutert werden muss – und gleichzeitig braucht dadurch im Text nicht mehr explizit formuliert zu werden, was rational gar nicht erklärbar wäre.

Wenn aber Jakob Augstein bei „Spiegel Online“ behauptet, der antiwestliche islamistische Terror in Nordafrika, der US-Bürgern gilt und damit auch Israel in konkrete Gefahr bringt, nutze Israel und den USA, um diese bei Antisemiten oft zusammengedachten ‚westlichen‘ Staaten noch dazu in die Nähe von „Wahnsinnigen und Skrupellosen“ zu rücken, wärend die antisemitischen Täter bei ihm zu Opfern werden, greift er damit abermals auf eine alte Verschwörungstheorie zurück, die sich bereits in den „Protokollen der Weisen von Zion“ findet. Wieso sollte es Israel helfen, wenn die komplette arabische Region zusehends von Kräften destabilisiert wird, die den Untergang des jüdischen Staats wünschen? Genauso wie die „Protokolle“ erklärt auch Augstein nicht, wie dieser Widerspruch aufzulösen sein soll, weil er es nicht könnte. Aber er postuliert es einfach: „Das Feuer brennt in Libyen, im Sudan, im Jemen, in Ländern, die zu den ärmsten der Welt gehören. Aber die Brandstifter sitzen anderswo. Die zornigen jungen Männer, die amerikanische – und neuerdings auch deutsche – Flaggen verbrennen, sind ebenso Opfer wie die Toten von Bengasi und Sanaa. Wem nützt solche Gewalt? Immer nur den Wahnsinnigen und den Skrupellosen. Und dieses Mal auch – wie nebenbei – den US-Republikanern und der israelischen Regierung.“[71]

Bezeichnend ist, dass die Juden in solchen angeblichen Verschwörungen Mittel, Wege und Ziele propagieren sollen, die leicht erkennbar genau diejenigen waren, die bereits jemand wie Adolf Hitler tatsächlich verfolgte. Es handelte sich in seiner Lektüre der „Protokolle“ um einen emotional stark aufgeladenen Projektionsprozess eigener Wünsche und Ziele: Die Juden vertreten gleich zu Beginn der „Protokolle“ eine sozialdarwinistisch anmutende Weltsicht und feiern eine Schreckensherrschaft von Terror und Gewalt als einziges stabil wirkendes Mittel der Staatsorganisation. Die „Protokolle“ funktionieren damit nicht nur als eine suggestive Warnung vor der halluzinierten Bösartigkeit der Juden, sondern fungieren darüber hinaus als ein redundant formulierter, erregender Wunschtraum (potenzieller) despotischer Herrscher.

Wohl als erster hat der russische Exilant Alexander Stein diese Analyse in seinem 1936 im tschechoslowakischen Exil in Karlsbad publizierten Buch „Adolf Hitler, Schüler der ‚Weisen von Zion‘“ vorgetragen, das heute so gut wie vergessen ist, aber unter anderem von Hanna Arendt, Theodor W. Adorno und Max Horkheimer weitergedacht wurde und mittlerweile wieder in einer kommentierten Neuauflage des ça ira-Verlags vorliegt.[72] Als Sozialist ging Stein mit seiner Studie bereits wesentlich über verharmlosende zeitgenössische linke beziehungsweise marxistische Deutungen des Antisemitismus hinaus. Noch vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte Stein damit herausgearbeitet, dass der Nationalsozialismus nicht etwa nur auf einer Mechanik von Klassengegensätzen oder einem auf Ressentiments beruhenden „Sozialismus der dummen Kerls“ beruhte, sondern dass er sich selbst an den Wahngebilden der „Protokolle“ orientierte und damit nichts weniger als die wirkliche Weltherrschaft anstrebte.

Stein entlarvt also Hitlers Lektüre der „Protokolle“ bereits als das, was Horkheimer und Adorno in der „Dialektik der Aufklärung“ später als „pathische Projektion“ der Antisemiten bezeichnen sollten:[73] Hitler hielt, wie Stein anhand von dessen Buch „Mein Kampf“ zu belegen versucht, die bestens in einen „Hintertreppenroman“ passenden „Protokolle“ trotzig für echt, und zwar auch dann, wenn sie eine Fälschung seien, da sie „mit geradezu grauenerregender Sicherheit das Wesen und die Tätigkeit des Judenvolkes aufdecken und in ihren inneren Zusammenhängen sowie den letzten Zielen darlegen“, wie Hitler glaubte.[74] Sprich: Egal ob das Dokument echt sei oder nicht – die Juden seien eben nun einmal genau so, wie sie darin dargestellt würden – eine Vorstellung, die wir, wie gesehen, auch in ,Kundenrezensionen‘ bei amazon.de wiederfinden können.

In seiner außerordentlich schwierigen tschechoslowakischen Exil-Situation, in der es nicht leicht war, an das nötige Recherchematerial zu kommen, hatte Stein nach seiner langen Arbeit für sozialistische Bulletins der USPD und der SPD in Deutschland das Kunststück vollbracht, die Entstehungsgeschichte der „Protokolle“ minuziös nachzuzeichnen und zu analysieren. In einer teils verblüffend zu lesenden Konfrontation von Passagen aus den „Protokollen“ mit Äußerungen Hitlers, Zitaten aus „Mein Kampf“ und nationalsozialistischen Maßnahmen im „Dritten Reich“ versucht Stein zu zeigen, dass sich Hitler regelrecht „in die Protokolle hineingearbeitet“ hatte, er habe sie „eingegliedert in sein politisches System, in seine ‚rassische‘ Weltanschauung“.[75]

Nicht verschwiegen werden soll an der Stelle allerdings die Kritik, die Richard S. Levy im erwähnten Band von Horn und Hagemeister an Steins Thesen übt. Der Reduktionismus der Vorstellung, Hitler sei in Wahrheit bloß ‚Schüler‘ eines einzelnen Textes gewesen, der also alle seine Taten und politischen Ziele bestimmt habe, ist für Levy nicht haltbar. Ähnliche Argumentationen von Norman Cohn in seinem Buch „Warrant für Genocide“ (1967), in dem die „Protokolle“ als Masterplan der Shoah figurieren sowie bei Hannah Arendt kritisiert Levy scharf als Komplexitätsreduktion: „Die Bedeutung der Protokolle dahingehend zu übertreiben, dass man sie zur Motivationsquelle von Hitlers Herrschaft erklärt, ist ebensowenig plausibel, wie sie für Massaker des russischen Bürgerkriegs [1918-1920, J. S.] verantwortlich zu halten.“[76] Mehr noch: Indem man die „Protokolle“ zur einzigen Erklärung komplexer Sachverhalte mache, trivialisiere man sie und steigere „die ohnehin schon mythische Kraft des Textes“.[77]

In der Tat wäre eine solche Verkürzung etwa ebenso fragwürdig wie die Behauptung, der Holocaust sei ohne die Existenz der Bibel nicht denkbar gewesen. Man kann es vielleicht so fassen: Die „Protokolle“ waren und sind weder eine absolute Leerstelle, ein totales Nichts, in das die Leser alles hineinprojizieren können, was sie sich wünschen – noch sind sie so eindeutig in ihrer Botschaft, dass die Judenvernichtung und die Politik Hitlers ausschließlich aus ihnen folgen mussten. Als ein Text, der geschickt mit den Emotionen derjenigen Leser spielt, die dafür empfänglich sind, scheinen die „Protokolle“ jedoch einen geradezu idealen Mittelweg zwischen diesen Gegensätzen gefunden zu haben, und die „pathetische Projektion“ von Antisemiten zu stimulieren.

„Um weltanschaulich wirken zu können“, schreibt Per Leo in seiner Dissertation „Der Wille zum Wesen. Weltanschauungskultur, charakterologisches Denken und Judenfeindschaft in Deutschland 1890-1940“, „darf eine Denkform weder zu verschwommen sein, noch zu scharf – wäre sie verschwommener, könnte sie keine Orientierung mehr stiften, wäre sie schärfer, würde sie unpraktisch.“[78] Leo schreibt dies allerdings im Blick auf das „Dritte Reich“, das gerade deshalb habe entstehen können, weil in ihm als „Lebens- und Handlungsraum“ die „Akteure dem Vagen einen ihnen gemäßen, konkreten und immer kontextabhängigen Sinn geben konnten“.[79] Dies ist eine Beobachtung, die zumindest eine Teilerklärung dafür sein könnte, dass auch ein Text wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ so lange und so anhaltend wirksam bleiben konnte.

[1] Arno Schmidt: Das Gesetz der Tristaniten. In: Ders.: Zur deutschen Literatur. Das essayistische Werk in 4 Bänden. Sämtliche Nachtprogramme und Aufsätze, Bd. 1. Zürich: Haffmans Verlag 1988, S. 39-50. Hier: S. 39.

[2] Vgl. Eva Horn / Michael Hagemeister: Ein Stoff für Bestseller. In: Eva Horn / Michael Hagemeister (Hrsg.): Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung. Zu Text und Kontext der Protokolle der Weisen von Zion. Göttingen: Wallstein Verlag 2012, S. VII-XXII. Hier: S. XII. Vgl. außerdem Daniel Kilpert: Der von der Hizbollah unterhaltene Fernsehsender al-Manar bleibt in Europa einflussreich. In: Jungle World, 11.01.2006. Online abrufbar unter: http://jungle-world.com/artikel/2006/02/16706.html (letzter Abruf: 12.03.2013).

[3] Vgl. das Interview von Ivo Bozic: „Alles hängt an der Nation. Der Blogger ‚Pusztaranger‘ möchte aus Sicherheitsgründen anonym bleiben. Er ist ein ‚Deutscher, der lange in Ungarn gelebt hat‘ und seit 2009 zur Lage in Ungarn publiziert. Das Blog pusztaranger.wordpress.com ist eine der wichtigsten deutschsprachigen Informationsquellen zur Situation in Ungarn. In: Jungle World, 21.03.2013. Online abrufbar unter: http://jungle-world.com/artikel/2013/12/47356.html (letzter Zugriff: 21.03.2013).

[4] Olga Grjasnowa: Niboko hat einen Plan. In: Berliner Zeitung, 18.12.2012. Online abrufbar unter: http://www.berliner-zeitung.de/literatur/olga-grjasnowa-niboko–hat-einen-plan–,10809200,20077840.html.

[5] Eva Horn: Das Gespenst der Arkana. Verschwörungsfiktion und Textstruktur der „Protokolle der Weisen von Zion“. In: Dies. / Michael Hagemeister (Hrsg.), Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung, S. 1-25. Hier: S. 24 f.

[6] Monika Schwarz-Friesel / Jehuda Reinharz: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert. Berlin / Boston: De Gruyter 2013, S. 397.

[7] Ebd.

[8] Ebd., S. 6.

[9] Ebd., S. 96.

[10] Monika Schwarz-Friesel: Sprache und Emotion. Tübingen: Francke Verlag 2007, S. 361.

[11] Ebd., S. 32.

[12] Ebd.

[13] Ebd., S. 86.

[14] Ebd., S. 339.

[15] Ebd.

[16] Vgl. ebd., S. 36.

[17] Ebd., S. 85.

[18] Monika Schwarz-Friesel / Jehuda Reinharz, Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, S. 97.

[19] Ebd., S. 250.

[20] Ebd., S. 102 f.

[21] Ebd., S. 119.

[22] Ebd., S. 169.

[23] Ebd., S. 11.

[24] Vgl. ebd., S. 265.

[25] Ebd., S. 23.

[26] Ebd., S. 36.

[27] Ebd., S. 35.

[28] Ebd.

[29] Ebd., S. 34.

[30] Ebd., S. 37.

[31] Saul Ascher: Eisenmenger der Zweite. Nebst einem vorangesetzten Sendschreiben an den Herrn Professor Fichte in Jena. In: Ders.: Flugschriften. Herausgegeben von André Thiele. Mainz: VAT 2011, S. 9-60. Hier: S. 32.

[32] Juliane Wetzel: Verschwörungstheorien. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und gegenwart. Band 3: Begriffe, Theorien, Ideologien. Berlin / New York: De Gruyter 2010, S. 334-337. Hier: S. 334.

[33] Jeffrey L. Sammons: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Grundlage des modernen Antisemitismus – eine Fälschung. Text und Kommentar. Göttingen: Wallstein Verlag 1998, S. 11.

[34] Léon Poliakov: Geschichte des Antisemitismus. VII. Zwischen Assimilation und „Jüdischer Weltverschwörung“. Frankfurt am Main: Athenäum 1988, S. 45.

[35] Eva Horn / Michael Hagemeister, Ein Stoff für Bestseller, S. IX.

[36] Ebd., S. VIII.

[37] Ebd., S. VII.

[38] Ebd., S. IX.

[39] Siehe: http://www.amazon.de/gp/community-help/customer-reviews-guidelines (letzter Zugriff: 26.05.2013). Hinzu kommen hier klare ethische Richtlinien, deren Auslegung im Einzelfall allerdings offenbar weit gefasst werden kann: „Besucher dürfen Rezensionen, Kommentare und andere Inhalte verfassen, E-Cards und andere Kommunikation senden und Vorschläge, Ideen, Kommentare, Fragen oder andere Informationen einsenden, so lange die Inhalte nicht illegal, obszön, beleidigend, bedrohend, diffamierend, in die Privatsphäre eindringend, rechtsverletzend sind oder anderweitig Dritte verletzen oder unzulässig sind und nicht aus Softwareviren, politischen Kampagnen, werblicher Ansprache, Kettenbriefen, Massensendungen oder jegliche Form von ‚Spam‘ besteht oder dies enthält.“

Siehe: http://www.amazon.de/gp/help/customer/display.html/ref=footer_cou?ie=UTF8&nodeId=505048 (letzter Zugriff: 26.05.2013). Bei Facebook z. B. finden sich ähnliche ethische Maßgaben: „Facebook erlaubt keine Hassbotschaften, unterscheidet allerdings zwischen ernsthaften und humorvollen Botschaften. Auch wenn wir dich dazu ermuntern, Ideen, Institutionen, Veranstaltungen und Praktiken in Frage zu stellen, erlauben wir es einzelnen Personen oder Gruppen nicht, andere aufgrund ihrer Rasse, Volkszugehörigkeit, nationalen Herkunft, Religion, sexuellen Orientierung, Behinderung, ihres Gesundheitszustands oder Geschlechts anzugreifen.“ Siehe: https://de-de.facebook.com/communitystandards (letzter Zugriff: 26.05.2013).

[40] „overdrive (Südwest-Deutschland)“: Der Verfasser der Protokolle war ein Hellseher, 9. Juni 2011. Online abrufbar unter: http://www.amazon.de/Die-Protokolle-Weisen-Zion-Antisemitismus/dp/389244191X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1367480486&sr=8-1&keywords=die+protokolle+der+weisen+von+zion (letzter Zugriff: 02.05.2013).

[41] „Gartenzwerg (Am Deutschen Rhein)“: Wo eine Fälschung ist, muß es auch ein Original geben, 8. März 2012. Online abrufbar ebd., letzter Zugriff: 02.05.2013.

[42] Michael Hagemeister: Berner Prozess um die „Protokolle der Weisen von Zion“. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 4: Ereignisse, Dekrete, Kontroversen. Berlin / Boston: De Gruyter 2001, S. 49-51.

[43] „Kuckuck (Revisionist)“: Wirklich gefälscht?, 27. März 2011. Online abrufbar ebd., letzter Zugriff: 02.05.2013.

[44] „Ein Kunde“: Ein Sachbuch, aktuell und spannend…, 5. Juni 2004. Online abrufbar unter: http://www.amazon.de/review/R3QFCKYGP7K3OG/ref=cm_cr_dp_title?ie=UTF8&ASIN=389244191X&channel=detail-glance&nodeID=299956&store=books (letzter Zugriff: 26.05.2013).

[45] Volker Neuhaus: Der zeitgeschichtliche Sensationsroman in Deutschland 1855-1878. ‚Sir John Retcliffe‘ und seine Schule. Berlin: Erich Schmidt Verlag 1980, S. 192.

[46] Hier zitiert nach Volker Neuhaus, ebd., S. 194.

[47] Ebd., S. 112.

[48] Vgl. Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 8.

[49] Vgl. Hans Otto Horch: Judenbilder in der realistischen Erzählliteratur. Jüdische Figuren bei Gustav Freytag, Fritz Reuter, Berthold Auerbach und Wilhelm Raabe. In: Herbert A. Strauss / Christhard Hoffmann (Hrsg.): Juden und Judentum in der Literatur. München 1985, S. 140-171. Siehe dazu außerdem Hans Richard Brittnachers Beitrag: Antisemitismus und Liebesverrat in Wilhelm Raabes Holunderblüte. In: Hans Richard Brittnacher / Matthias Harder / Almut Hille / Ursula Kocher (Hrsg.): Horizonte verschmelzen. Zur Hermeneutik der Vermittlung. Festschrift für Hartmut Eggert zum 70. Geburtstag. Würzburg: Königshausen & Neumann 2007, S. 75-86.

[50] Hans-Joachim Hahn: Angst, Außenseiter und Alterität. Raabes Realismus und sein Judenbild. In: Dirk Göttsche / Ulf-Michael Schneider (Hrsg.): Strukturen realistischen Erzählens im Werk Wilhelm Raabes. Würzburg: Königshausen & Neumann 2010, S. 85-103. Hier: S. 96 f.

[51] Vgl. den Abdruck eines Auszugs des Retcliffe-Kapitels bei Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 121-127.

[52] Matthias Richter: Die Sprache jüdischer Figuren in der deutschen Literatur (1750-1933). Studien zu Form und Funktion. Göttingen: Wallstein Verlag 1995, S. 98.

[53] Vgl. Sir John Retcliffe, hier zitiert nach Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 123.

[54] Ebd., S. 122.

[55] Ebd., S. 124.

[56] Léon Poliakov, Geschichte des Antisemitismus. VII, S. 74.

[57] Ebd., S. 75.

[58] Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 27.

[59] Verena Kasper-Marienberg: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ als klassische Utopie? Eine rhetorische Textanalyse. In: Eva Horn / Michael Hagemeister (Hrsg.), Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung, S. 26-50. Hier: S. 48.

[60] Ebd., S. 46.

[61] Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 19.

[62] Philipp Theisohn: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ oder Das Plagiat im Denkraum des Faschismus. In: Eva Horn / Michael Hagemeister (Hrsg.), Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung, a.a.O., S. 190-207. Hier: S. 204.

[63] Ebd., S. 203 f.

[64] Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 52 f.

[65] Zitiert nach Monika Schwarz-Friesel / Jehuda Reinharz, Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert, S. 191.

[66] Siehe die Belege ebd., Fußnote 25: So schreibt Hitler 1934: „Tatsächlich waren es auch in erster Linie Juden und Marxisten, die hier mit allen Mitteln zum Kriege schürten und hetzten.“ Oder, im selben Jahr: „So ist der Jude heute der große Hetzer zur restlosen Zerstörung Deutschlands.“ Schwarz-Friesel und Reinharz weisen außerdem darauf hin, dass die Lexeme hetzen und Hetze nicht nur für die antisemitische Propaganda im Nationalsozialismus typisch war, sondern auch in den von ihnen untersuchten Korpora von E-Mails auffällig häufig verwendet werden, vgl. ebd., S. 190 f.

[67] Ebd., S. 194.

[68] Ebd., S. 47.

[69] Jakob Augstein: Debattenbeitrag zu Günter Grass. In: Spiegel Online, 06.04.2012. Online abrufbar unter: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/jakob-augstein-ueber-guenter-grass-israel-gedicht-a-826163.html (letzter Abruf: 20.01.2013).

[70] Jeffrey L. Sammons, Die Protokolle der Weisen von Zion, S. 56.

[71] Jakob Augstein: Wem nützt die Gewalt? In: Spiegel Online, 17.09.2012. Online abrufbar unter: http://www.spiegel.de/politik/ausland/mohammed-film-wem-nuetzt-die-welle-der-wut-in-der-islamischen-welt-a-856233.html (letzter Zugriff: 20.01.2013).

[72] Alexander Stein: Adolf Hitler, Schüler der „Weisen von Zion“. Herausgegeben von Lynn Ciminski und Martin Schmitt. Mit einem Geleitwort von Hanna Papanek. Freiburg: ça ira-Verlag 2011.

[73] Vgl. ebd. den Beitrag von Lynn Ciminski / Martin Schmitt: „…die völlige Ausrottung der Juden zum Ziel gesetzt.“ Alexander Steins Buch „Adolf Hitler, Schüler der ‚Weisen von Zion‘“ (1936) zwischen praktischer Abwehr und theoretischer Kritik des nationalsoziamistischen Antisemitismus, S. 169-276. Hier: S. 173.

[74] Ebd., S. 34 f.

[75] Ebd., S. 55.

[76] Richard S. Levy: Die „Protokolle der Weisen von Zion“ und ihre Entlarvung: Ein vergelbliches Unterfangen? In: In: Eva Horn / Michael Hagemeister (Hrsg.), Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung, S. 208-230. Hier: S. 225.

[77] Ebd., S. 229.

[78] Per Leo: Der Wille zum Wesen. Weltanschauungskultur, charakterologisches Denken und Judenfeindschaft in Deutschland 1890-1940. Berlin: Matthes & Seitz 2013, S. 574.

[79] Ebd., S. 575.

Titelbild

Dirk Göttsche / Ulf-Michael Schneider (Hg.): Signaturen realistischen Erzählens im Werk Wilhelm Raabes. Anlässlich des 100. Todestages.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2010.
258 Seiten, 39,80 EUR.
ISBN-13: 9783826043598

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Titelbild

Alexander Stein: Adolf Hitler, Schüler der "Weisen von Zion".
ça ira Verlag, Freiburg im Breisgau 2011.
315 Seiten, 20,00 EUR.
ISBN-13: 9783862591039

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Titelbild

Saul Ascher: Flugschriften. Werkausgabe.Theoretische Schriften, Band 1.
Verlag André Thiele, Mainz 2011.
352 Seiten, 29,90 EUR.
ISBN-13: 9783940884275

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Titelbild

Wolfgang Benz (Hg.): Handbuch des Antisemitismus. Band 4: Organisationen und Periodika Ereignisse, Dekrete, Kontroversen.
K. G. Saur Verlag, München 2011.
492 Seiten, 119,95 EUR.
ISBN-13: 9783598240768

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Eva Horn / Michael Hagemeister (Hg.): Die Fiktion von der jüdischen Weltverschwörung. Zu Text und Kontext der "Protokolle der Weisen von Zion".
Wallstein Verlag, Göttingen 2012.
255 Seiten, 29,90 EUR.
ISBN-13: 9783835304987

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Titelbild

Monika Schwarz-Friesel / Jehuda Reinharz: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert.
De Gruyter, Berlin 2012.
445 Seiten, 79,95 EUR.
ISBN-13: 9783110277685

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