Die Zwei-Einheit aus Gleichem ist auch okay

Thomas Möllenbeck und Berthold Wald haben einen Band über Liebe und Glück bei Josef Pieper und C. S. Lewis herausgegeben

Von Jerker SpitsRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jerker Spits

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In dem Band „Annäherungen mit C. S. Lewis und Josef Pieper“ sind Beiträge versammelt, die Gedanken über Liebe und Glück der beiden Philosophen aus je eigenen Perspektiven betrachten. Sie gehen zurück auf ein Symposium, das im Sommer 2011 an der Theologischen Fakultät Paderborn stattfand. Es geht um den Unterscheid zwischen Glück haben und glücklich sein, um Eros und happiness, um passio und affectio.

In seinem Werk „Über die Liebe“ betonte Josef Pieper als Leser und Freund Platons die „Wiedervereinigung“ durch die Liebe: Liebe schaffe nicht nur Einheit, sie setze sie voraus. Pieper betrachtete Einheit dabei nicht als eine Verschmelzung, sondern als Einssein von Zweien und als das Gutheißen von jemandem in seiner Existenz: „Jemanden oder etwas lieben heißt: diesen Jemand oder dieses Etwas ‚gut‘ nennen und, zu ihm gewandt sagen: Gut, daß es das gibt, gut, daß du auf der Welt bist“. Auch C. S. Lewis hat sich in „The Four Loves“ mit dem Begriff Liebe befasst: „We need others physically, emotionally, intellectually; we need them if we are to know anything, even ourselves“. Für beide Autoren hatte die Bezugnahme auf die Tradition eine wichtige Funktion für das Verstehen.

So verständlich Pieper und Lewis schrieben, so schwer zugänglich sind einige Beiträge der „ausgewiesene(n) Experten“ in diesem Band. Dennoch lohnt sich die Lektüre. So macht Till Kinzel (TU Braunschweig) in seinem – zugänglich geschriebenen – Beitrag deutlich, wie Lewis sich literaturgeschichtlich mit der Liebe auseinandersetzte. War Lewis seiner Profession nach doch in erster Linie Literaturwissenschaftler und Literaturhistoriker. Dieser Teil seines Werks hat bisher nur wenig Aufmerksamkeit erfahren. Auch Walter Hooper setzte sich in seiner „C. S. Lewis. The Companion & Guide“ (1996) nur kurz mit einigen der früheren Schriften auseinander. Kinzel zeigt überzeugend, wie Lewis in „The Allegory of Love“ den Grundstein für seine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema legte.

Hanna Barbara Gerl-Falkovitz (Hochschule Benedikt XVI) betont in ihrem Beitrag über Pieper zu Recht „die Vernachlässigung eines umfassenden Leib- und Geschlechtsbegriffs“ in der Gender-Forschung. Die konservative Theologin versteigt sich allerdings, wenn sie der heutigen Zeit „ideologisch unterfüttertes Ausweichen vor dem anderen Geschlecht“ vorwirft, und ihre Toleranz gegenüber „Homoerotik“ angreift: „Nicht neu, aber heute zu modischer Breite angewachsen gibt es ein ideologisch unterfüttertes Ausweichen vor dem anderen Geschlecht, seiner Zumutung durch Anderssein. Männer flüchten sich zu Männern, Frauen zu Frauen. Homoerotik vermeidet jeweils die Zwei-Einheit aus Gegensatz, sie wünscht Zwei-Einheit aus Gleichem (allerdings nur quasi, weil ein Partner notgedrungen doch die,,andere“ Rolle übernimmt). […] Erst im anderen Geschlecht ist wirkliche Andersheit, von mir nicht zu vereinnahmende, nicht mich selbst zurückspiegelnde Andersheit wahrzunehmen: Frau als bleibendes Geheimnis für den Mann. Wer diesem zutiefst Anderen ausweicht, weicht dem Leben aus.“

Damit sagt Gerl-Falkovitz eigentlich nichts anderes, als dass wahre Liebe zwischen zwei Männern oder zwei Frauen nicht möglich sei. Das ist keine Wissenschaft mehr, sondern schlicht und einfach homophob. „Gut, dass du auf der Welt bist“: das kann ein Mann nicht nur seiner Frau, sondern auch seinem Mann sagen.

Titelbild

Thomas Möllenbeck / Berthold Wald (Hg.): Liebe und Glück. Annäherungen mit C. S. Lewis und Josef Pieper.
Schöningh Verlag, Paderborn 2012.
230 Seiten, 29,90 EUR.
ISBN-13: 9783506776662

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