Edle Männer und gefährliche Abenteuer

Eine Neuübersetzung des „Letzten Mohikaner“ von J.F. Cooper

Von Georg PatzerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Georg Patzer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wälder, so weit das Auge reicht, saubere Flüsse, köstliche Quellen. Wild im Überfluss, und eine Stille, die fast nur von Naturlauten unterbrochen wird. Und die Erde gehörte niemandem. Amerika war einmal ein Paradies, nur spärlich bevölkert von Stämmen, die untereinander auch Krieg führten, aber im Großen und Ganzen eine friedliche Koexistenz praktizierten: Es war ja auch Platz für alle. Aber dann kamen die Weißen, die nach und nach mit Alkohol, Krankheiten, Gewalt und immer wieder gebrochenen Verträgen die Indianer ermordeten, sie gegeneinander aufhetzten und für ihre Zwecke missbrauchten.

James Fenimore Cooper erzählt melancholisch von diesem Paradies und seiner Zerstörung. Von Kriegern, die grausam, aber in „Selbstverleugnung und Geduld“ und mit einem klaren Begriff von Ehre kämpften. Von törichten und guten Europäern, von Nathaniel Bumppo, dem „Lederstrumpf“, seinem Freund, dem letzten Mohikaner Chingachgook und seinem Sohn Uncas, vom tückischen Magua und den bösen feindlichen Indianern, vom Offizier Duncan Heyward und den beiden Schwestern Alice und Cora, die beschützt, entführt und wieder befreit werden. Vieles, was Cooper erzählt, ist ein wenig eindimensional und in etwas plattem Schwarz-Weiß gehalten. Dennoch merkt man bei der neuen Übersetzung, die die oft ein wenig umständliche Sprache genau wiedergibt, dass diese Bücher keine Kinderbücher sind mit edlen, stolzen Männern, schwachen Frauen und gefährlichen Abenteuern.

Denn das 1826 erschienene Buch und seine vier Nachfolger erzählen vor allem auch von den großen Umbrüchen, die in dieser Zeit stattfanden, von der gleichgültigen Ausbeutung des Landes durch die Weißen, die nur ihren Profit vor Augen hatten, und alle Zivilisationen, denen sie begegneten, als primitiv verachteten und möglichst vernichten wollten.

Und Cooper erzählt auch packend und lebendig von der großen Tragik Lederstrumpfs, der der Zivilisation, die er so verachtet, den Weg bereitete, indem er immer weiter in sie eindrang und so den Nachfolgenden klar machte, dass es immer weiter geht, dass die Grenze immer weiter nach Westen geschoben werden kann. Und dass der weiße Mann nicht mehr aufzuhalten ist. Und die Vernichtung der Natur und der Indianer auch nicht.

Titelbild

James Fenimore Cooper: Der letzte Mohikaner. Eine Erzählung aus dem Jahre 1757.
Carl Hanser Verlag, München 2013.
600 Seiten, 34,90 EUR.
ISBN-13: 9783746626130

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