Deutsch als Fremdsprache für die Unterrichtspraxis

Das Standardwerk „Deutsch als Fremdsprache“ liegt in einer Neubearbeitung vor

Von Torsten MergenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Torsten Mergen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die vorliegende Einführung „Deutsch als Fremdsprache“ erfreut sich als praxistaugliche und nutzerfreundliche Grundlagenliteratur einer regen Nachfrage. Sie hat sich einen festen Platz in der Reihe der DaF-Standardwerke erworben, erschienen als Band 34 der bekannten Reihe „Grundlagen der Germanistik“ des Berliner Erich Schmidt Verlages. Studierende und Berufsanfänger können aus dem vielfältigen Angebot konkrete Handlungsimpulse für ihre Arbeit ziehen.

Migration und die daraus erwachsene Integration stellen die Gesellschaft seit einigen Jahrzehnten vor enorme Herausforderungen. Es ist unter anderem täglich erlebbar, dass zur Integration Sprachkenntnisse unabdingbar sind. Folglich wächst der Bedarf an „Deutsch als Fremdsprache“-Kursen und -Lehrveranstaltungen in Deutschland stetig. Dementsprechend wendet sich die Einführung der Heidelberger Germanisten Hans-Werner Huneke und Wolfgang Steinig an angehende Lehrer sowie an Praktiker im In- und Ausland. Die Forderung nach Sprachkenntnissen ist schnell erhoben; wie allerdings genau die Vermittlung und der Erwerb des Deutschen als Fremd- respektive Zweitsprache ablaufen soll, wird aufgrund eines bloßen Postulats nicht geklärt.

Entsprechend nützlich angelegt ist das inzwischen in sechster Auflage vorliegende Einführungswerk. Es legt konsequent den Schwerpunkt auf die notwendigen Kompetenzen bei der Vermittlung der Fremdsprache Deutsch im (Alltags-) Unterricht. Ausgangspunkt ist eine tragfähige Definition des „gesteuerten Fremdspracherwerbs“ als „Lernen im Rahmen eines geplanten und strukturierten Unterrichts“.

Im Verlauf von fünf klar gegliederten, auf der Höhe der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion stehenden, dabei aber durchweg verständlich und nachvollziehbar geschriebenen Kapiteln wird der Leser nacheinander über „Die Lerner“, „Theorien zum Zweitspracherwerb“, „Deutsche Sprache und Kultur“, „Unterricht“ sowie „Die Lehrenden“ informiert.

Besonders das umfangreiche vierte Kapitel verdient besondere Aufmerksamkeit und gehört zur Pflichtlektüre eines jeden Sprachlehrers: Nach einem Überblick über Möglichkeiten der „fremdsprachlichen Lernwelten“ werden die vier zentralen Lernbereiche des DaF-Unterrichts ausführlich vorgestellt. Lesen, Hören, Schreiben und Sprechen repräsentieren Kompetenzen, die durch entsprechende Unterrichtsarrangements zu entwickeln, zu fördern beziehungsweise zu perfektionieren sind. Dabei überzeugt die Darstellung durch hohes Problembewusstsein: Gilt doch beispielsweise für den Stellenwert des Grammatiklernens nach Meinung der Verfasser, dass es den einen spezifischen Zugriff auf die Grammatikarbeit in einem lernerorientierten Fremdsprachenunterricht nicht geben könne. Allerdings bleibt es nicht bei diesem negativen Befund, sondern die beiden Germanisten stellen diverse Methoden und Medien vor, mit denen die Lernenden effizient und nachhaltig einen Zugang zur deutschen Grammatik gewinnen können.

Etwas kurz kommen auch in dieser Neubearbeitung die Überlegungen zu „Die Lehrenden“ im 5. Kapitel. Darunter subsumiert sich der Versuch zu erklären, warum sich Lehrende für diesen Beruf entschieden haben und welches Rollenbewusstsein sie als „Mittler“ der deutschen Sprache und Literatur entwickeln sollen. Spannend wäre es gewesen, detaillierter auf einen zentralen Gedanken einzugehen, der von den Autoren nur knapp expliziert wird – das Verhältnis von Unterrichtsalltag und subjektiven Konzepten von Lehrkräften zu „gutem Unterricht“: „Fremdsprachenlehrer entwickeln zum Unterricht und ihrem beruflichen Selbstverständnis subjektive Theorien, die sich an ihren Erfahrungen als Schüler und Studenten orientieren. (…) Didaktische Innovationen finden oft nur schwer Eingang in die Praxis, wenn die Erkenntnisse aus dem Studium nicht adäquat für die Unterrichtsgestaltung umgesetzt werden können und die vorwissenschaftlich subjektiven Theorien prägend bleiben.“

Der deutlich angewachsene Anhang des Bandes muss als Glücksfall gelten: Neben der Vorstellung und Kommentierung von mehreren – für unterschiedliche Lernerniveaus gedachten – Unterrichtssituationen liefern Huneke und Steinig umfangreiche Verzeichnisse „nützlicher“ Arbeitsmittel für den DaF-Unterricht. Abgerundet wird die Einführung durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis sowie ein den thematischen Zugriff erleichterndes Stichwortverzeichnis.

Das Fazit ist eindeutig: Die Einführung „Deutsch als Fremdsprache“ hat sich etabliert. Entsprechend leistet das inzwischen – nach einer Neubearbeitung – 330 Seiten umfassende Werk einen herausgehobenen Beitrag dazu, dass Menschen mit der deutschen Sprache, Literatur und Kultur professionell vertraut gemacht werden können.

Titelbild

Hans-Werner Huneke / Wolfgang Steinig: Deutsch als Fremdsprache. Eine Einführung.
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2013.
330 Seiten, 19,95 EUR.
ISBN-13: 9783503137657

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