Fliegende Kanonen

Zu Jeffery Deavers Thriller „Todeszimmer“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Ein neuer Roman von Jeffery Deaver liegt auf dem Tisch. Der Titel macht neugierig. Was hat es mit dem „Todeszimmer“ auf sich? Die einleitenden Szenen konfrontieren den Leser mit einem Scharfschützen, einem Attentat in südlichen Gefilden und einem Auftraggeber, der seinen Auftragsmord mit allen Mitteln zu verschleiern versucht. Das Opfer ist ein US-kritischer Geschäftsmann, der in Südamerika als auch weltweit alternative Kreditsysteme „ermöglicht“, um die Abhängigkeiten von lokalen Bevölkerungsschichten von dem Wohlwollen des amerikanischen „Engagements“ in diesen Ländern aufzuheben.

Auf das Ermittlerteam um Lincoln Rhyme und Amelia Sachs kommt eine engagierte Staatsanwältin zu, die das Verbrechen auf den Bahamas aufklären möchte. Sie vermutet die Täter in den Reihen von Regierungsbehörden. Die Schwierigkeit ist, gegen diese Ämter und Behörden zu ermitteln, ohne von denselben bei den Ermittlungen ertappt zu werden, denn dieser – fiktive – Geheimdienst ist darauf spezialisiert, Auftragsmorde ohne Spuren zu erledigen. Dies gelingt nur bedingt und durch die Einschaltung des Auftragskillers Jacob Swann nimmt die Dynamik der Handlung erheblich zu.

Jeffrey Deavers letzte Bücher der Lincoln Rhyme-Reihe, etwa „Opferlämmer“, hatten einige spannungstechnische Schwachpunkte. Da er aber abwechselnd an verschiedenen Charakteren und ihren Geschichten schreibt, fallen diese vermeintlichen Schwächen nicht unbedingt sofort ins Auge. Im Rückblick wird deutlich, dass Deaver im vorliegenden Thriller wieder auf das Spannungselement setzt: Also endlich wieder Thriller.

Der Titel des Buches ruft anfangs etwas Skepsis hervor. Aber Deaver treibt den Fall gezielt voran. Das sogenannte „Todeszimmer“ wird „enttarnt“. Es eröffnet ein interessantes Gedankenspiel, das den Krieg aus dem Irak, Syrien und den weit über fünfzig anderen Krisengebieten auf unserem Planeten plötzlich in die eigenen Wohnzimmer oder in die des Nachbarn trägt – allerdings auch wieder anders, als erwartet.

Zusammenfassend findet Deaver eine sehr ausgeglichene Mischung aus forensischen Ermittlungen, interessanten Verstrickungen und einem überraschenden Plot. Das Ergebnis ist ein spannender Thriller mit unbedingter Leseempfehlung. Ein sehr kurzweilige Lektüre, die in der Übersetzung von Thomas Haufschild die Geschwindigkeit des Originals aufgenommen hat.

Titelbild

Jeffery Deaver: Todeszimmer. Thriller.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Thomas Haufschild.
Blanvalet Verlag, München 2014.
608 Seiten, 19,99 EUR.
ISBN-13: 9783764504823

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