Rezensionen lesen und schreiben

Eine praxisorientierte Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten an der Universität Duisburg-Essen

Von Lina SchröderRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lina Schröder

Im Wintersemester 2014/15 wurde für die Studierenden der Geschichtswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen zum dritten Mal in Folge die Übung „Historische Rezensionen lesen und schreiben“ angeboten. Wie in den voraus gegangenen Semestern zeigte sich schon in der ersten Sitzung, dass die große Mehrheit der Übungsteilnehmer zuvor mit wissenschaftlichen Rezensionen weder produktiv noch rezeptiv vertraut war und hier in der universitären Ausbildung Neuland betreten wurde. Damit geht einher, dass bei den jüngsten Studierendenjahrgängen Printmedien sowohl im Rahmen der schulischen wie auch in der außerschulischen Bildung zunehmend in den Hintergrund treten und die Auseinandersetzung mit dem Buch, sei es mit ernstzunehmender Belletristik oder Fachliteratur, kaum noch eine Rolle spielt. Es bedarf keiner weiteren Erläuterung, dass gerade für den Historiker die Auswertung von, insbesondere aber die kritische Auseinandersetzung mit Druckwerken von essentieller Bedeutung ist.

Lag der Arbeitsaufwand für die Studierenden in dieser Übung bisher schon über dem Durchschnitt universitärer Seminare, so wurde diesmal, um es volkstümlich zu formulieren, die Latte höher gelegt. Der Gedanke, die im Rahmen der Übung erarbeiteten Besprechungen wissenschaftlicher, zum geringeren Teil auch populärwissenschaftlicher oder literarischer Publikationen tatsächlich auch zu veröffentlichen, stieß bei der Essener Redaktion von literaturkritik.de auf Interesse. Der Verlauf der Übung bewies, dass die Aussicht auf eine Publikation der Studienleistungen die ÜbungsteilnehmerInnen über das übliche Maß der Absolvierung einer scheinpflichtigen Veranstaltung hinaus zu motivieren vermochte. Es galt vor allen Dingen, die traditionell eher „trockene“ Einführung in das wissenschaftliche Rüstzeug des Historikers spannend zu gestalten. Die Studierenden konnten zu Beginn der Übung einen Besprechungstitel aus einer Liste möglicher Titel auswählen, alternativ aber auch eigene Vorschläge einbringen. Da die Übung im Curriculum des Fachbereichs Landesgeschichte Rhein-Maas angeboten wurde, standen dabei naturgemäß Titel zur Auswahl, die einen regionalen Fokus setzen. Vor diesem Hintergrund reicht die Bandbreite der besprochenen Bücher hinsichtlich der Gattung vom Ausstellungskatalog, über die Monographie und den Sammelband bis hin zum historischen Roman. Auch eine thematische Vielfalt wird durch Publikationen mit unterschiedlichen Schwerpunkten aus den Bereichen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aber auch mit religiösen oder medizin-historischen Themen durch alle Epochen hinweg repräsentiert. An die Erarbeitung einer Rezension, vom oft noch unbeholfenen Erstlingsprodukt bis zum publikationsfähigen Text, ließen sich vielfältige Formen der Wissensvermittlung anschließen. Aus der intensiven Auseinandersetzung mit dem Besprechungstitel resultiert der Zugang zu Fokus, Disposition, Methodik und Argumentation einer wissenschaftlichen Arbeit. Dies betrifft zunächst die rein formalen Aspekte wie etwa Quellen-Zitierung und Literaturverwertung. Naturgemäß stoßen die StudentInnen, insbesondere der Anfangssemester, an ihre Grenzen, wenn es um die Beurteilung des wissenschaftlichen Levels einer Publikation geht, was wiederum eine Herausforderung für die Betreuung durch die Übungsleiterin darstellte.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich der didaktische Dualismus einer intensiven Beschäftigung mit einer wissenschaftlichen Arbeit einerseits und die Herausforderung zur eigenen Publikation andererseits als erfolgreiches Konzept bewährt hat, das im Rahmen der universitären Ausbildung weitere Berücksichtigung und Vertiefung verdient, ggf. auch künftig in Seminarform, mit Integration der Buchbesprechung in ein Portfolio, angeboten werden könnte.

Die Ergebnisse der Übung des abgelaufenen Semesters werden als gesonderte Rubrik – „Labor Uni DuE: Rezensionen aus dem Historischen Institut“ – in den folgenden Ausgaben von literaturkritik.de veröffentlicht. Die Dozentin gratuliert den ÜbungsteilnehmerInnen Derya Basar, Kathleen Benninghoff, Andreas Blume, Irina Boehm, Nina Gehrmann, Kathrin Haarmann, Sven Hausmann, Stefanie Jugovac, Cheikh Kane, Carolin Kinder, Lena Liebern, Philipp Niems, Leonie Pickhardt, Daniel Rademacher, Tobias Ridder, Nadine Sikora, Isabel Steinbach, Sonja Swienty, Marvin Thiemann, Lisa Werk und Malin Zinke ganz herzlich zu ihren erfolgreichen Arbeiten!

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen