Die Göttin des Scheins

Ein Band über Mode spiegelt „3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer“

Von Isabelle MenselRSS-Newsfeed neuer Artikel von Isabelle Mensel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mode ist omnipräsent, wir können uns ihr nicht entziehen. Die milliardenschwere Industrie, die dahintersteht, lebt davon, dass Kleidung eben nicht nur funktional ist, sondern auch modisch und extravagant. Mode weckt Begehrlichkeiten und fasziniert. Sie ist gleichermaßen Kunst- wie Wirtschaftsphänomen, Schlüssel zum Verständnis der jeweiligen Epoche, Darstellung der Zeit selbst. Mode existierte zu allen Zeiten: Die frühen Hochkulturen demonstrierten über Kleiderpracht Macht und nutzten sie zur gesellschaftlichen Unterscheidung. Mode erscheint als allumfassendes System. Und genau dies spiegelt auch das neue Werk „Mode. 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer“ wider.

Der Band ist monumental: Sowohl von der zeitlichen Anlage her – er umfasst nicht weniger als die Zeitspanne von der Antike bis zur Gegenwart – als auch von der gebotenen Materialfülle: Auf 480 Seiten entfaltet sich ein reichhaltiges Panorama der Modeentwicklung der letzten 3000 Jahre. Statuen, Gemälde, Lithographien, Fotos – je nach Epoche variieren die Zeugnisse für den jeweiligen Kleidungsstil. Schmuck, Haartrachten, Schuhe, Accessoires aller Art finden in farbig hinterlegten Kästchen gesonderte Erwähnung ebenso wie der Kleidungsstil bekannter Persönlichkeiten. Automatisch erfährt der geneigte Leser dabei auch immer etwas vom gerade gängigen Schönheitsideal, vom Ebenmaß des Körpers, von seiner durch die Mode diktierten Haltung.

Die Autorinnen unterscheiden zehn historische Epochen. Eine zweiseitige Chronologie jeder Epoche erleichtert den Überblick, bevor es in die detaillierte Darstellung geht. Die folgenden Doppelseiten widmen sich den verschiedensten Schwerpunkten: der Kleiderordnung des Römischen Reiches, der Tunika des Mittelalters, dem Einfluss der Stilikone Kaiserin Eugénie auf die Mode im Frankreich des 19. Jahrhunderts, der neu erblühenden Männermode in der Renaissance, dem Klassizismus im ausgehenden 18. Jahrhundert, der Strandmode der 1920er-Jahre oder aktuellen Modetrends wie der Straßenmode, der Clubszene oder Vintage. Die Darstellung ist kurzweilig, pointiert und prägnant. Sie setzt keine Spezialkenntnisse voraus und ist daher auch für den Laien nachvollziehbar. Schlaglichtartig beleuchten Porträts Leben und Schaffen einzelner Modeschöpfer wie Balenciaga, Yves Saint Laurent oder Jean Paul Gaultier.

Der umfangreiche Anhang bietet noch einmal übersichtlich auf einer Doppelseite einen jeweils 3000-jährigen Überblick über Damen- und Herrenmode, Damenschuhe und –hüte, Handtaschen und Figurformer. Besonders wertvoll für den Laien ist das knapp 30-seitige illustrierte Glossar, das von ‚Abnäher‘ bis ‚Zwickel‘ alles definiert.

Kurzum: Eine reichhaltige, fundierte und zudem überaus ansprechende Zeitreise durch die Modewelt! Das aufwändig gestaltete Werk spricht fashion victims wie kulturgeschichtlich Interessierte gleichermaßen an.

Titelbild

Mode. 3000 Jahre Kostüme, Trends, Stile, Designer.
Dorling Kindersley Verlag, München 2013.
480 Seiten, 49,95 EUR.
ISBN-13: 9783831023899

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