Das Enfant terrible der Feuilletons

Ronja von Rönne liest auf Einladung von Hubert Winkels bei den TddL

Von Christian SchluckRSS-Newsfeed neuer Artikel von Christian Schluck

Die jüngste Bachmann-Preis-Nominierte machte die letzten Wochen vor allem durch ihre Artikel im Feuilleton der Welt auf sich aufmerksam. Die 1992 in Berlin geborene Ronja von Rönne provozierte mit ihrem Artikel „Warum mich Feminismus anekelt“ und wurde daraufhin Opfer eines Shitstorms, der immer wieder aufs Neue auszubrechen drohte. Erst war es der Beifall von Seiten einer NPD-nahen Frauenorganisation, dann die Nominierung zum Bachmann-Preis, schließlich sogar eine vermeintliche Morddrohung, versteckt in einem Liedzitat auf Twitter, das an Rönne adressiert ist – wenige Kandidat*innen werden im Vorfeld des diesjährigen (oder überhaupt eines) Bachmannpreises für ähnlich viel (Medien)Wirbel gesorgt haben. (Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass sie – im Gegensatz zu ihren dreizehn Konkurrent*innen auf ein Videoporträt verzichtete.)

Was bei all der Aufregung viel zu oft vergessen wird: Ronja von Rönnes Nominierung fand bereits im Januar 2014 und somit vor ihrer Arbeit für die Welt statt, als die damals Zweiundzwanzigjährige einen kleineren Leserkreis mit ihrem Blog sudelheft mit kurzen Erzählungen und Kommentaren begeisterte.

Im Mittelpunkt steht meist die Ich-Erzählerin – die der Autorin nicht immer ganz unähnlich ist – mit ihrer ganz eigenen Sicht auf ihr Leben, ihre Erinnerungen und (fiktiven) Begegnungen. Mal wird sie von dicken, nackten Models verfolgt, die ihr einreden wollen, sich schön zu fühlen, dann wieder erinnert sie sich – unter der Überschrift „Warum ich wütende Texte schreibe“ – an ihre AOL-CD Sammelwut im oberbayrischen Kinderzimmer.

Der narzisstische und oft phantasievoll-verzerrte Blick der Ich-Erzählerin lässt Fiktives und Autobiographisches miteinander verschmelzen und ermöglicht der Bloggerin – im Experimentierfeld des digital-seriellen Tagebuch-Formats – auch noch das Unmögliche, wie das Interview mit sich selbst oder gar mit dem kürzlich verstorbenen Marcel Reich-Ranicki. Wie sehr ihr Debüt ihren Blog-Einträgen ähneln wird, lässt sich natürlich nicht im Voraus sagen. Sicher ist jedoch, dass viele mit Spannung sowohl Text wie auch Auftritt des selbsternannten Enfant terrible der Feuilletons, Ronja Larissa von Rönne, erwarten werden.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen