Was geblieben ist

Der Sammelband „Burgen und Befestigungen in der Eifel“ überzeugt durch Liebe zum Detail

Von Sven HausmannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Sven Hausmann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

14 Historiker*innen und eine Archäologin dokumentieren im vorliegenden Tagungsband das Ergebnis der achten Tagung des „Freundeskreises Bleidenberg e.V.“ aus dem Jahr 2012. Die Aufsätze beschäftigen sich  allesamt mit Burgen und Befestigungsanlagen in der Eifel. Der Herausgeber, der Historiker Olaf Wagener, forscht im Rahmen seiner Dissertation selbst intensiv zu diesem Thema. Die Publikation, deren Ziel es ist, Einblick in das breite Spektrum der Burgen und Befestigungen in der Eifel zu gewähren, lässt sich in sechs größere Themengebiete unterteilen. Einleitend fokussieren zwei Beiträge die Eifel in der Römerzeit. Elena Köstner widmet sich dabei am Beispiel Mayens und der Befestigung auf dem Katzenberg den Fortifikationen, anhand derer sie Rückschlüsse auf die Machtstrukturen der Römer vornimmt. Die Archäologin Angelika Hunold gibt in ihrem Aufsatz einen Überblick über römische Höhenbefestigungen.

Der zweite Schwerpunkt stellt die Eifel im Mittelalter dar. Ulrich Nonn betitelt seinen Aufsatz zwar mit Die Eifel in der politischen Raumgliederung des frühen Mittelalters,, befasst sich aber auch mit der bis heute ungeklärten Frage nach der Herkunft des Namens „Eifel“. Sein Fachkollege Erik Beck skizziert in seinem Beitrag das chronologische und herrschaftliche Verhältnis der Burgen Bombogen, Neuerburg und Schura bei Wittlich. Klaus Freckmann präsentiert eine gelungene Übersicht über spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Gebäudeanlagen.

Im dritten Themenblock geht es zentral um die Besitztümer der Burgen und Befestigungen. Achim H. Schmidt und Martina Knichel befassen sich jeweils mit dem Grafengeschlecht von Virneburg. Jens Friedhoff richtet hingegen sein Augenmerk auf den gemeinschaftlichen Burgenbesitz anhand der Ganerbschaft zu Fels. Auch die Burg Ramstein, Jagdsitz der Trierer Bischöfe, findet im Aufsatz von Hartmut G. Urban Erwähnung. Die geographische Umgebung einer Burg haben Olaf Wagener und Achim H. Schmidt am Beispiel der Burgstellen in der Elz untersucht.

Ein fünfter großer thematischer Abschnitt befasst sich mit Burgen als Denkmäler in der Gegenwart. Günther Stanzl hat mit Blick auf dieses Thema die Burgruine Neublankenheim untersucht. Zudem hinterfragt Wolfgang Wegener die Denkmalpflege von baulichen Relikten des NS-Regimes kritisch.

Abschließend findet die neuste Zeit in Form von drei Beiträgen Berücksichtigung. Einen allgemeinen Überblick über die heute noch sichtbaren Burgen in der Eifel gibt der Herausgeber selbst, indem er ihre Entwicklung ausführlich nachzeichnet. Einen ähnlichen Ansatz wählt Bernhard Kreutz, der die Burg Vianden im Wandel der Geschichte untersucht. Besonders interessant ist der sich daran anschließende Beitrag zur Burg Vogelsang, verfasst von Oliver Meys. Der Autor leitet seine Überlegungen mit der Gründungsgeschichte der Ordensburg ein, die zur Ausbildung des Führungsnachwuchses der NSDAP errichtet und deren Bau 1939 fertig gestellt wurde. Meys stellt die Bauphase sowie die damit verbundenen Probleme heraus und hinterfragt anschließend die Bezeichnung „Burg“ für das Gebäude Vogelsang. Er kommt dabei zu dem Fazit, dass Vogelsang zwar Züge einer Burg aus der Epoche der Romantik aufweise, dass es aber die Elemente der gemäßigten Moderne seien, welche dem Betrachter vorrangig ins Auge fallen.

Die dem Band beigegebenen Fotos und Grafiken erweisen sich für das Verständnis des sehr detailliert dargestellten Fachwissens als hilfreich und erstrecken sich über das gesamte Werk; dass häufig Jahreszahlen bloß chronologisch aneinandergereiht werden, ist dabei zu verschmerzen.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen

Titelbild

Olaf Wagener (Hg.): Burgen und Befestigungen in der Eifel. Von der Antike bis ins 20. Jahrhundert.
Michael Imhof Verlag, Petersberg 2013.
288 Seiten, 19,95 EUR.
ISBN-13: 9783865689252

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